Lockdown-Auswirkungen

Vorschule in Erlangen: Bei der Sprachförderung müssen Defizite aufgearbeitet werden

8.10.2021, 18:30 Uhr
Der Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Erlangen sorgt sich um die schulische Entwicklung von Kindern mit Sprachförderbedarf.

© Foto: Harald Sippel Der Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Erlangen sorgt sich um die schulische Entwicklung von Kindern mit Sprachförderbedarf.

Wie sieht es aus mit der Sprachförderung für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben? Im Vorschulalter werden sie normalerweise, in Kooperation von Kindergarten und Schule, speziell gefördert. Da während der Pandemie im letzten Schuljahr diese Vorkurse nicht stattfanden, brauchen nun die Kinder, die vom Kindergarten in die Grundschule gewechselt sind, in der ersten Klasse die sprachliche Förderung, die ihnen vorenthalten blieb. Außerdem ist davon auszugehen, dass auch Kinder, die nächstes Jahr eingeschult werden, infolge der Lockdown-Maßnahmen Defizite im Spracherwerb haben.

Bitte an den Oberbürgermeister

Vor diesem Hintergrund sorgt sich der Ausländer- und Integrationsbeirat (AIB) der Stadt Erlangen um die schulische Entwicklung der Kinder, die einen Sprachförderbedarf haben. Dies ist Thema im Bildungsausschuss des Erlanger Stadtrats. Da der AIB davon ausgeht, dass Kürzungen im Bereich der Deutschförderung für Kindergarten- und Grundschulkinder geplant sind, bittet er den Oberbürgermeister, sich beim Kultusministerium und bei den Landtagsabgeordneten für die Rücknahme dieser Kürzungen einzusetzen.

Doch von Kürzungen im Bereich der Deutschförderung kann laut dem Staatlichen Schulamt im Landkreis Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen nicht die Rede sein. Der Stundenumfang sei leicht gestiegen, heißt es auf Anfrage. Das Programm "Die Brückenbauer", das für zwei Schuljahre angesetzt ist, sei gut im Laufen.

Kooperation von Staatlichem Schulamt und Stadt

Das Schulamt arbeite eng mit den Schulleitungen zusammen, man habe Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen beschäftigen können, um die Schülerinnen und Schüler adäquat zu fördern.

Zwar fehle staatliches Personal, um das Angebot des sogenannten Vorkurses Deutsch durchzuführen, doch man habe ausreichend geeignetes Personal finden können, unter anderem durch die Kooperation mit dem Büro für Chancengleichheit und Vielfalt der Stadt Erlangen.

Außerdem: "Es macht Sinn, genau hinzuschauen, wie die Bedarfe sind, um dann zielgerichtet nachzujustieren", sagt Schulamtsdirektorin Cornelia Schindler. Man habe eine noch nie dagewesene Situation und könne deshalb nicht auf Erfahrungen zurückgreifen. "Die Signale aus dem Kultusministerium nehme ich so wahr: Wir kriegen das wieder hin, sowohl im Lernbereich als auch im sozialen Verhalten, aber es braucht Zeit."

Praxis-Check: Große Defizite

Der Praxischeck der Erlanger Nachrichten bei der Mönaugrundschule zeigt: Es wird nicht einfach werden. "Die Kindergärten haben mehr Kinder gemeldet als üblich, und sie melden ständig noch Kinder nach", sagt Schulleiterin Maria Hertel. Das Schulamt habe sein Möglichstes getan, meint die Rektorin. Es sei eine große Leistung des Staatlichen Schulamts, dass man den Status Quo habe halten können. Doch das reiche nicht, da weit mehr Bedarf als bisher vorhanden sei. "Eigentlich hätten die Deutschförderstunden aufgestockt werden müssen", sagt Hertel. Es sei eindeutig so, dass man Defizite aufzuarbeiten habe. Zehn bis elf Kinder seien jetzt in den Vorkursen, "früher hieß es mal: Bei sieben Kindern ist der Vorkurs voll".

Noch nicht zufriedenstellend ist die Situation außerdem bei der Einrichtung der Deutschklassen für Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache, die nach Deutschland zugewandert sind und keine oder kaum Deutschkenntnisse haben. Zwar konnten an allen Mittelschulen Deutschklassen gebildet werden, nicht jedoch an einer Grundschule. Der Grund: Platzmangel. In allen Schulgebäuden scheitere es an den beengten räumlichen Verhältnissen, langfristig ein Klassenzimmer zur Verfügung zu stellen, heißt es in den Unterlagen zum Bildungsausschuss.

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