Erlanger Kliniken

Weniger Corona-Fälle: Doch noch ist es zum Aufatmen zu früh

25.6.2021, 05:50 Uhr
In den vergangenen Monaten haben Kliniken nicht dringliche Eingriffe oftmals verschoben, um ausreichend Kapazitäten für Corona-Erkrankte auf Stationen und Intensivstationen vorzuhalten. 

© Sebastian Gollnow/dpa In den vergangenen Monaten haben Kliniken nicht dringliche Eingriffe oftmals verschoben, um ausreichend Kapazitäten für Corona-Erkrankte auf Stationen und Intensivstationen vorzuhalten. 

Die Corona-Inzidenzen gehen zurück, die Zahl der Geimpften steigt. Diese erfreuliche Entwicklung schlägt sich auch in den hiesigen Kliniken nieder: So haben etwa angesichts der entspannteren Corona-Lage Universitätsklinikum Erlangen (UKER) und das Malteser Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen ihre Besucherregelungen bereits gelockert, in zweiterem ist sogar bereits eine allgemeine FFP2-Maskenpflicht aufgehoben.

"Die sehr deutlich rückläufigen Inzidenzzahlen lassen nunmehr, wie an vielen anderen Stellen auch, ein Auflockern dieser Art ehernen Regel zu", sagt Geschäftsführer Carsten Haeckel. Nur noch in Hochrisikobereichen, zum Beispiel bei Onkologischen Patienten mit Chemotherapie und auf der Intensivstation, gelte noch die Pflicht zum beidseitigen Tragen einer FFP-2 Maske.

Lockerung "mit Umsicht"

In allen Bereichen des Hauses müsse aber weiterhin Masken getragen werden, jedoch dürfe ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz (MNS) als Alternative genutzt werden. Dieser sei auch bei steigenden Temperaturen deutlich angenehmer zu tragen, sagt der Waldkrankenhaus-Geschäftsführer.

Ohnehin setze das Haus Lockerungsschritte "mit Umsicht" um, erläutert er. Jeder stationäre Patient und jede stationäre Patientin hätten natürlich auch wieder ein Stück Normalität, zum Beispiel durch Angehörigenbesuche, verdient. Auf jeden Fall bleibe es weiterhin bei flächendeckenden und regelmäßigen Testungen von Personal und Patienten.

Die derzeitige Lage dürfte in dem Haus an der Rathsberger Straße entsprechende Entscheidungen hin zu ein klein wenig mehr Freiheit mit angestoßen haben. Denn das Waldkrankenhaus hat - Stand: Mittwoch, 23. Juni 2021 - keine Covid-Patienten auf Normal- oder Intensivstation. "Das Haus ist Covid-frei", sagt denn auch Haeckel. Was das heißt, weiß der Geschäftsführer, der selbst Arzt ist, nur zu gut: Immerhin hatte die Klinik in den vergangenen Monaten mit größeren Corona-Ausbrüchen zu kämpfen.

Kein Wunder, dass der Geschäftsführer und sein Team über die Entlastung aufatmen. "Es freuen sich alle darauf, auch wieder für Non-Covid-Patienten da sein zu können", sagt er. Insbesondere auf der Intensivstation, die das Waldkrankenhaus zu Covid-Zeiten um 50 Prozent erweitert hatte, komme es jetzt bei der Rückführung auf Normalkapazität zu einer deutlichen Entlastung. "Das ist aber auch gut so", sagt Haeckel, "die Kolleginnen und Kollegen haben das hochverdient."

Doch die Entlastung betreffe letztlich ja nur den Corona-Bereich, ergänzt er. "Es folgt jetzt die Belastung durch bisher aufgeschobene, aber medizinisch indizierte Behandlungen und Eingriffe". Hier gebe es einen großen "Backlog", also einen Rückstau.

Während der für Kliniken besonders anstrengenden Corona-Zeit mit vielen Covid-Erkrankten auf Intensivstationen wurden so genannte elektive, eben nicht zwingend dringliche, Operationen verschoben. "Diese Patienten", sagt Haeckel, "haben natürlich zum Teil erheblichen Leidensdruck".

Auch im Universitätsklinikum Erlangen (UKER) stellt man eine "gewisse Entlastung" im Corona-Bereich fest, vor allem in der Diagnostik durch den deutlichen Rückgang der positiven Covid-19-Proben. Im ärztlichen und pflegerischen Dienst könne man aber nicht von einer "deutlichen Entlastung" sprechen, betont Kliniksprecher Johannes Eissing, da nun (wie auch im Waldkrankenhaus) viele verschobene Operationen nachgeholt werden müssten.

Zudem gibt es im Uni-Klinikum weiterhin schwerkranke Covid-19-Patienten, die stationär aufgenommen wurden und werden. Derzeit (ebenfalls: Stand Mittwoch, 23. Juni 2021) werden zehn Covid19-Patienten im Uni-Klinikum stationär versorgt, davon acht auf Intensivstationen. "Keiner dieser Patienten", berichtet Eissing, "hat sich mit der Delta-Virusvariante infiziert."

In den seit Ende April 2021 im Uni-Klinikum Erlangen typisierten Proben wurde die Delta-Variante bislang viermal nachgewiesen. Aktuell hält das Uni-Klinikum keine feste Quote von Intensivbetten mehr für Covid-19-Patienten frei, sondern reagiere, wie Eissing sagt, "flexibel auf die Anforderungen".

Denn Durchatmen könne man, wenn die Pandemie überstanden ist. "Wir freuen uns über den Rückgang der Infektionszahlen, wissen aber auch, dass wir noch nicht über den Berg sind."

Appell zu Achtsamkeit

Deshalb raten auch dort die Verantwortlichen zu anhaltender Vorsicht und Achtsamkeit, "aber wenn alle mit mit gesundem Menschenverstand die nun über Wochen eingeübten Grundregeln der Hygiene einhalten, können wir alle gemeinsam den Sommer genießen", sagt Eissing.

Was aber, wenn es im Fall eines Falles im Herbst dann womöglich doch wieder zu steigenden Infektionszahlen kommt - bereiten sich die Kliniken da schon jetzt auf alle Eventualitäten vor? Alle gut geübten Mechanismen und Krisenpläne blieben auch weiterhin griffbereit und könnten zu jedem Zeitpunkt wieder umgesetzt werden, erläutert der Waldkrankenhaus-Geschäftsführer. "Ein Umschalten kann damit, wie schon zur zweiten Welle, innerhalb von Tagen erfolgen", meint Haeckel.

Ähnlich sieht es im Uni-Klinikum aus. "Wir haben unsere Materiallager gefüllt", antwortet Kliniksprecher Eissing. Das Hygienekonzept habe sich bewährt, man könne jederzeit flexibel auf sich verändernde Situationen reagieren. "Wir können aktuell nur in Ruhe abwarten und beobachten, wie sich die Pandemie entwickelt.

Mehr zu den jeweils aktuellen Besuchsregelungen finden Sie hier:

www.uk-erlangen.de sowie www.waldkrankenhaus.de

Verwandte Themen