Wenn Schluss ist: Der Heimweg von der Bergkirchweih

24.5.2018, 13:30 Uhr
Wenn Schluss ist: Der Heimweg von der Bergkirchweih

© Klaus-Dieter Schreiter

Mit dem Fahrrad: Sorgen um Fahrraddiebe muss sich Lutz Heine eigentlich keine machen. Während der Arbeit am Hübner’s Keller steht sein grünes Mountainbike an einem Ort, den kaum ein Besucher je betritt. Heine stellt sein Rad in das Kellergewölbe, weit hinter Zapfhahn, Spülbecken, Bar, Biertanks und Büro.

Trotzdem sperrt der 26-Jährige sein Rad mit einem großen Schloss ab. "Die Keller sind miteinander verbunden", deshalb geht er lieber auf Nummer sicher. "Draußen würde ich mein Rad nicht abstellen."

Wenn Schluss ist: Der Heimweg von der Bergkirchweih

© F.: Klaus-Dieter Schreiter

Kommt er tagsüber zum Dienst, darf er mit Rad hoch schieben. "Wenn man die Kellner-Jacken trägt, ist das kein Problem." Abends fährt er, wenn nach Kirchweih-Schluss der Keller aufgeräumt ist, mit dem Rad nach Hause zum Langemarckplatz. Keine weite Strecke.

"Wir sind meistens nach Dienstschluss trotzdem noch richtig aufgedreht. Das ist eine grundlegende Gastro-Krankheit. Wenn man spät Feierabend hat, heißt das nicht, das du nach Hause gehst und sofort schläfst." Auf ein Getränk gehe man immer noch irgendwo mit. "Man braucht das auch, sonst stehst du den Berg nicht durch." Sein Fahrrad lässt Heine manchmal im Keller stehen oder schiebt es eben mit.

"Zu Fuß gehe ich nicht, die Leute nerven einen dann schon, ab 22 Uhr ist ja Halli Galli in der Stadt", sagt Heine. Meistens nimmt er einen kleinen Umweg, um nicht die Hauptstraße entlang zu müssen. "Weiche Beine merkt man dann schon", sagt Heine.

"An einem Abend war zum Beispiel so viel los, dass wir schieben mussten", sagt Heine. "Wenn man fährt, ist man aber auch sehr angespannt, weil viele Betrunkene unterwegs sind, man weiß nie, wann der nächste aus dem Gebüsch raus kommt. Und es liegen auch extrem viele Scherben herum." Mit dem Rad zum Berg ist eben auch nicht so leicht.

Mit dem Auto: Sabine Richter geht nicht nur einmal auf den Berg, natürlich nicht. Doch sie erlebt ihn jedes Mal ein wenig anders als die meisten. Die 26-Jährige trinkt keinen Alkohol. "Es schmeckt mir nicht, und es hat mir nie etwas gebracht." Die Frage, wie man die Bergkirchweih nüchtern ertragen kann, hört Richter immer wieder. "Doch es stört mich nicht. Mir ist egal, wenn andere trinken. Ich passe dann auf meine Freunde auf."

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© F.: Klaus-Dieter Schreiter

Deshalb fährt sie mit dem Auto — und bringt ihre betrunkenen Freunde nach Hause. "Ich parke beim Sportland, als Mitarbeiterin ist das für mich möglich. Ich mag die Ruhe, nach dem Berg dorthin zurückzulaufen." Mit dem Auto fährt Richter dann zum Anger, dort wohnt sie. Manchmal fährt sie aber auch erst nach Spardorf oder Büchenbach. "Wenn ich alle heim fahre, bin ich eine halbe Stunde bis Stunde unterwegs."

Richter hat oft Fahrgäste dabei. "Es ist mir lieber, meine Freunde mitzunehmen. Dann weiß ich, sie sind gut zu Hause angekommen." Im Auto dreht die Erlangerin die Musik auf. "Ich fahre sehr gerne Auto." Wirklich etwas passiert ist ihr auf der Bergkirchweih-Heimfahrt nie. "Einmal, am Heimweg von der Sandkerwa in Bamberg, war eine Polizei hinter mir, ich bin über Rot gefahren, weil ich so nervös war." Stress mit ihren Mitfahrern hat die 26-Jährige aber nie. "Meine Freunde können sich benehmen. Die schlafen meistens ein." Sie haben ja auch jemanden, der sie heim bringt.

Mit dem Bus: Alleine wäre der Weg auch okay, aber nur halb so schön. Christine Braun wohnt in Neunhof, fährt sie abends von der Bergkirchweih nach Hause, nimmt sie den Nightliner N10 nach Nürnberg, steigt an der Moosäckerstraße aus und läuft dann noch 1,5 Kilometer. Eine Freundin übernachtet bei ihr.

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© F.: Klaus-Dieter Schreiter

"Das machen wir schon seit sechs Jahren so", sagt die 41-Jährige. "Mit dem Bus zu fahren ist günstiger als mit dem Taxi, da muss man schon ein bisschen sparen." Taxifahren ist nur im Notfall drin.

Etwa eine halbe Stunde fährt Braun mit dem Nightliner, für den Fußweg brauchen die Frauen noch einmal so lange. "Manchmal müssen wir die Schuhe ausziehen oder tauschen, wenn die Füße schmerzen. Als beste Freundin muss man da aushelfen." Generell aber würde das Gehen auch gut tun. "Man nüchtert aus", sagt Braun. "Nachts war es jetzt zudem immer kalt, dann gehen wir einen Schritt schneller." Im Bus ist immer viel los, Gedränge. Manchmal ist es so voll, dass an weiteren Haltestellen niemand mehr zusteigen kann. "Es ist wie in einer Sardinenbüchse, doch das stört uns nicht. Man kommt mit den anderen ins Gespräch", sagt Braun.

Immer freundlich sei der Busfahrer, der sich um seine Fahrgäste kümmert. "Viele schlafen aber auch einfach und sind richtig müde und fertig. Es ist immer sehr amüsant." Busfahren ist eben immer ein Erlebnis. 

Zu Fuß: Diese Bergkirchweih bringt sogar das Fitness-Programm voran. Zumindest wenn man zu Fuß nach Hause geht. Martin Kretzschmer macht das zusammen mit seiner Freundin immer, bis nach Büchenbach Nord laufen die beiden heim. "Normalerweise würden wir 40 Minuten brauchen, nach dem Berg ist es aber etwa eine Stunde, da sind wir langsamer", sagt der 53-Jährige.

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Seit zwei Jahren wohnt er in Büchenbach. Mit dem Rad oder mit dem Bus fahren würde er trotz Abo-Ticket nicht. "Man hört ja immer wieder, dass die Polizei einen raus zieht auf dem Fahrrad. Und das Heimlaufen ist für uns ein willkommener Spaziergang."

Nach Kirchweih-Schluss geht es für das Paar Richtung Martin-Luther-Platz, gemeinsam mit Tausend anderen Berg-Besuchern. "Natürlich trifft man immer wieder auf betrunkene Leute. Manchmal teilt man sich mit anderen einen Abschnitt des Heimwegs." Grüppchen bilden sich, ehe jeder wieder seine eigene Richtung einschlägt.

Erst ab dem Wiesengrund wird es ruhiger. "Man ist aus dem Trubel raus. Das ist eine absolute Beruhigung der Sinne", sagt Kretzschmer. "Deshalb genießen wir auch, hier durchzulaufen." Das Licht ist spärlich, einem wird "schon ein wenig mulmig". Das Riesenrad sieht man normalerweise aus der Entfernung, irgendwann aber gehen auch da die Lichter aus, "nur eine Restbeleuchtung bleibt". Die Erlanger nehmen dann den Weg am DJK-Sportplatz vorbei bis zur "Biber-Gegend".

Dort bleibt das Paar meist kurz stehen. "Einen Biber haben wir noch nie gesehen, aber meist hört man etwas weghuschen." Das Schöne am Heimweg sei auch, dass man wieder runter kommt. "Daheim ist man schon fast wieder nüchtern." Und fürs Fitness-Programm hat man auch etwas getan: Kretzschmer und seine Freundin haben einen Schrittzähler. "Wir sind da in einem Wettbewerb mit anderen", sagt er. Neunmal will das Paar insgesamt auf den Berg gehen. Da kommt einiges zusammen.

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