Thema Mobilität

Wie attraktiv ist der ÖPNV für Studierende?: Premiere für den EN-Studi-Talk im E-Werk

Stefan Mößler-Rademacher

Erlanger Nachrichten, Leiter der Lokalredaktionen Erlangen und Herzogenaurach

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30.11.2022, 16:48 Uhr
Premiere für den EN-Studi-Talk im E-Werk in Erlangen.

© Harald Sippel, NN Premiere für den EN-Studi-Talk im E-Werk in Erlangen.

Ganz klar: Studierende - natürlich auch in Nordbayern - nutzen ihr Ticket für den öffentlichen Nahverkehr extrem häufig. Uwe Scheer, Sprecher und stellvertretender Geschäftsführer des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg, hat bei der Premiere des Studi-Talks der Erlanger Nachrichten die aktuellen Zahlen parat.

Lediglich 20 Prozent laden ihr Basis-Ticket - obwohl sie mit einem "Solidarbeitrag" zum Kauf verpflichtet sind - niemals herunter. 37 Prozent zahlen hingegen den Aufpreis, um das Ticket auch jenseits von Ausschlusszeiten im VGN-Verbund nutzen zu können.

Sophia Schenkel und Paulus Guter beim Austausch ihrer Argumente.   

Sophia Schenkel und Paulus Guter beim Austausch ihrer Argumente.   © Harald Sippel, NN

Angeregt durch die Frage "Wann kommt endlich das 29-Euro-Ticket?" dreht sich an diesem Abend in der E-Werk-Kellerbühne alles um das Thema Mobilität für Studierende. An der kurzweiligen und informativen Veranstaltung, die von Christina Merkel - beim VNP zuständig für den Bereich Hochschule und Wissenschaft - sachkundig moderiert wurde, nahmen neben Scheer noch die Studentin, Erlanger CSU-Stadträtin und JU-Kreisvorsitzende Sophia Schenkel sowie Paulus Guter, Studierendenvertreter an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Christian Zwanziger, Landtagsabgeordneter aus Erlangen für Bündnis 90/Die Grünen, teil.

Zwei Aspekte im Fokus

Gerade mit Blick auf die aktuelle Diskussion um ein 49-Euro-Ticket für das gesamte Bundesgebiet rückten vor allem zwei Aspekte in den Fokus: Die Attraktivität des ÖPNV und die Preisgestaltung. Christian Zwanziger von den Grünen erinnerte sich an seine Studentenzeit, während der er sich bereits aktiv für ein Studententicket eingesetzt hatte, an die anfänglichen Probleme überhaupt mit dem ÖPNV zu den Vorlesungen zu gelangen: "Die Frage, unkompliziert und zeitlich flexibel von Pommersfelden nach Erlangen zu gelangen, hat sich damals gar nicht gestellt. Um möglichst keine Zeit zu verschenken, musste ich aufs Familien-Auto zurückgreifen." Das Problem wurde durch den Umzug an den Studienort gelöst.

Für alle Diskussionsteilnehmer stand fest, dass das Netz des VGN jenseits der Städteachsen deutlich ausgebaut und attraktiver werden muss. Zudem sollten die Grenzen der Verbundräume nicht zu Hindernissen werden. Ein Nulltarif für die Nutzer - auch für die Studierenden - sei aber mit Blick auf die Haushalte der Kommunen und Länder kaum machbar. Eine Ausnahme stellt übrigens derzeit Erlangen dar: Hier fährt die kostenlose "Kliniklinie" mit kleinen Bussen durch der Innenstadt. Im kommenden Jahr wird das Gratis-Angebot sogar erweitert.

Prinzipiell herrschte Einigkeit: Studierende sollen deutlich günstiger fahren können, als Normalverdiener. Auch das geplante 49-Euro-Ticket für Nah- und Regionalverkehr ist also nicht die finale Lösung für die dringenden Probleme im Bereich Mobilität für die Studentenschaft.

Dissens um StUB

Es gab aber auch Dissens auf dem Podium: Sophia Schenkel von der CSU kann der geplanten Stadt-Umland-Bahn (StUB) wenig abgewinnen. Diese sei "zu wenig agil" und ihr wäre es lieber, das dafür vorgesehene Geld sofort in "flexiblere" Verkehrsmodelle, also Busse, einzusetzen. Stuve-Vertreter Guter und Studentenwerk-Sprecher Scheer verweisen hingegen auf ihre klare Unterstützung für die StUB.

Immerhin müssen in den kommenden Jahren das Erlanger Südgelände, der Himbeerpalast und die geplante Erziehungswissenschaftliche Fakultät im Norden Nürnbergs durch eine gute Anbindung an den ÖPNV zusammenwachsen.

Und Christian Zwanziger wunderte sich bei der Kritik an der seiner Ansicht nach sinnvollen StUB, dass wenig solcher leidenschaftlichen Diskussionen in der Öffentlichkeit aufkochen, wenn für ähnlich große Summen das Autobahnkreuz Erlangen-Fürth oder der Frankenschnellweg umgebaut werden.

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