Wie ein junges Mädchen in Erlangen den Krebs bezwang

18.12.2020, 16:30 Uhr
Wie ein junges Mädchen in Erlangen den Krebs bezwang

© Foto: Britta Pedersen/dpa

Es gibt nicht viel, was Sontje noch an die schwerste Zeit ihres Lebens erinnert. Da sind die Narben, am Hals und an der Brust, vom Venenkatheter. Dann gibt es die seelischen Narben vom Kampf gegen den Krebs, die man nicht sieht. Und dann gibt es diese Kette.

Weiße Perlen sind dort aufgezogen, für jede Operation eine. Grüne Perlen für einen schlechten Tag, an dem sie sich nicht gut fühlte, Eine kleine Obstperle für jeden Tag, an dem sie nüchtern bleiben musste. "Weil nichts essen und nichts trinken zu dürfen für mich immer schlimmer war als die Knochenmarkpunktion an sich", sagt Sontje.

Mit sieben Jahren Leukämie

Mit sieben Jahren war Leukämie bei dem kleinen Mädchen, das mit ihrer Mutter und dem ein Jahr jüngeren Bruder Tizian im Landkreis Bamberg wohnt, diagnostiziert worden. 2015 begann die Behandlung am Uniklinikum Erlangen. Zwei Jahre lang bekam Sontje immer wieder Chemotherapien.

Das Schicksal des tapferen, kleinen Mädchens berührte so sehr, dass im Rahmen der TV-Gala "Ein Herz für Kinder" Helene Fischer ihre Geschichte erzählte und um Spenden für krebskranke Kinder bat. Dank dieser Unterstützung konnten die Erlanger Kinderonkologen ein neues Gerät zur Identifikation von Tumor-DNA in Blutproben anschaffen und kleinen Patienten wie Sontje eine bessere Diagnostik und Therapie ermöglichen. "Der Kontakt zwischen Sontje und Helene Fischer ist nie abgerissen", sagt Mutter Rebecca.

Geburtstagsgeschenke von Helene Fischer

Sontje 2015 beim Weihnachtsbasteln der Kinderonkologie.

Sontje 2015 beim Weihnachtsbasteln der Kinderonkologie. © Foto: privat

Immer wieder schickte die Schlagersängerin Geburtstagsgeschenke für das Mädchen, Sontje antwortete mit Grußvideos und erzählte, wie es ihr geht. "Der Umgang zwischen den beiden war immer ganz natürlich und liebevoll", so Sontjes Mutter. Mittlerweile muss sie nur noch einmal im Jahr zur Nachsorge in die Uniklinik kommen. "Zum Glück schlugen die Medikamente an und wir brauchten keine weiteren Behandlungsoptionen auszuschöpfen. Heute ist Sontje sehr leistungsfähig und hat keinerlei Folgeerkrankungen", sagt Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinder- und Jugendonkoloie. "Es geht ihr sehr gut", versichert Sontjes Mutter.

Vom Ambulatorium zur Hightech-Medizin: 200 Jahre Uniklinik Erlangen"Wenn ich ans Uni-Klinikum denke, dann eigentlich nur positiv", so das Mädchen: "Je jünger man ist, desto besser kann man die Leukämie durchstehen. Es war damals immer in meinem Hinterkopf, dass ich krank bin. Aber dass das alles tödlich ist, daran habe ich nicht wirklich gedacht."

Wiedersehen als Überraschung

Irgendwann möchte Sontje, die zurzeit die sechste Klasse einer Realschule besucht, vielleicht einen Ratgeber für krebskranke Kinder schreiben. Er soll junge Patienten während der Zeit im Krankenhaus begleiten.

"Sie hat ein wirklich großes Herz ", sagt die Mutter. "Schon damals, auf Station, hat sie gefühlt alle ihre Zimmernachbarn adoptiert, ihre Essensbestellungen mit ausgefüllt und auch sonst einiges gemanagt." Im Alter von acht Jahren verabreichte sich Sontje ihre Thrombosespritzen selbst, damit sie auch mal bei ihren Freundinnen übernachten kann.

Überraschungsgast im Fernsehen

Bei der diesjährigen TV-Spenden-Gala "Ein Herz für Kinder" gab es ein Wiedersehen für Sontje und Helene Fischer – das Mädchen tauchte als Überraschungsgast auf. Getrennt durch eine Glasscheibe saßen sich beide fünf Jahre nach ihrer ersten Begegnung am Klinikum Erlangen wieder gegenüber.

Nach der Show habe sich die Sängerin eine Stunde Zeit für das Mädchen genommen. "Wir haben uns unterhalten – über damals im Krankenhaus und über meine Hobbys: Showtanz, Reiten und Gitarre spielen. Helene tanzt ja auch und sie ist eine starke, selbstbewusste Frau. Da kann ich mir vielleicht was abgucken."

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