Aktiv am Straßenrand

Wie Elke Sommer gegen Raser protestiert

7.8.2021, 05:25 Uhr
Aktiv gegen Raser: Filmstar und Malerin Elke Sommer in Marloffstein.

© Udo Güldner, NN Aktiv gegen Raser: Filmstar und Malerin Elke Sommer in Marloffstein.

Alles beginnt mit einem Anruf. Ein Leser der Erlanger Nachrichten aus Bräuningshof macht uns auf eine Frau mit einem Schild aufmerksam. Sie stehe am Ortseingang von Marloffstein und demonstriere gegen rasende Verkehrsteilnehmer. Dann heißt es, die Frau mit dem Schild sehe aus wie die berühmte Hollywood-Schauspielerin Elke Sommer. Wir fahren hin und sehen nach ...

Eine klare Botschaft

Als ich von der Marloffsteiner Höhe in den Ort hineinfahre, sehe ich sie bereits auf dem Gehweg. Ihr übergroßes schwarzes Schild mit der weißen Schrift hält sie Auto- und Motorradfahrern entgegen. „Hey Ihr Raser. Ortseingang ist 160 m weg!!! Hier leben Menschen. Habt Empathie ab heute. Danke!“ steht darauf zu lesen. Das ist so viel Text, dass die Verkehrsteilnehmer beinahe automatisch langsamer werden müssen, um ihn lesen zu können. Auch ich halte an. Wie sich nach wenigen Worten mit der Demonstrantin herausstellt, handelt es sich tatsächlich um Elke Sommer. Diesmal hat sie nicht eines ihrer heißbegehrten Bilder gemalt, sondern mühsam mit einem Leuchtstift eine Botschaft geschrieben.

Schon nach wenigen Minuten kommt Elke Sommer mit einem Autofahrer ins Gespräch. Sie erzählt ihm durch das geöffnete Beifahrerfenster hindurch, wie gefährlich es hier für Fußgänger und Radfahrer ist. „Eigentlich sind hier nur 50 Stundenkilometer erlaubt. Es ist aber keine Seltenheit, dass weit über 100 km/h erreicht werden.“ Das liegt wohl auch an der relativ geraden Strecke, die zum Schnellfahren verführt. Dass man sich ruhig unterhalten könne, sei immer wieder möglich, berichtet die Schauspielerin nachher. „Ich bekomme aber auch öfters den Mittelfinger gezeigt.“

"Es geht gar nicht um mich"

Nach ihrer Protestaktion erklärt mir Elke Sommer, warum sie sich immer wieder an den Straßenrand stellt. Mit ihren 80 Jahren könnte sie es ja auch ruhig angehen lassen. „Es geht mir nicht um mich. Ich brauche keine Publicity mehr.“ Vielmehr wolle sie den Anwohnern helfen, die besonders gefährdet seien. Hier lebten viele ältere Menschen, mitunter sogar schwer Sehbehinderte. Von den Spaziergängern und Ausflüglern, die es zum Schloss Atzelsberg oder in den Biergarten ziehe, gar nicht zu reden.

Dann kommt die Elke Sommer auf ihre drei Hunde zu sprechen, die totgefahren worden sind. Für einen kurzen Moment sind ihre Verzweiflung, Wut und Trauer erkennbar. Besonders schlimm sei es morgens und abends während des Berufsverkehrs. „Am schlimmsten aber wird es, sobald es Wochenende ist und alle hinaus in die Fränkische Schweiz fahren.“ Dann könne man den ganzen Tag lang vor lauter laut röhrenden Motorrädern sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Schädlich sei das für Psyche und Ohren.

Tempo 160 in der Baustelle

Ein Fall sei ihr noch in Erinnerung geblieben, erzählt Elke Sommer. Da habe es eine Baustelle mit einem 30er-Schild gegeben. „Dennoch hat ein extra aufgestelltes mobiles Messgerät 160 km/h festgestellt.“ Da brauche keiner die Straße überqueren.

Wie sich im Laufe des Abends herausstellt, ist die Sache mit den Rasern am Ortseingang offenbar etwas, was schon viele Jahre die Gemüter erhitzt. Elke Sommer berichtet mir, mehr als leicht genervt, von ihren Versuchen, mit dem Bürgermeister und dem Landrat eine Lösung zu finden. „Es gab mehrere Gespräche, aber getan hat sich nichts. Dabei wäre es doch nur ein kleiner Schritt. Aber diese Nicht-Bewegung, das habe ich noch nicht erlebt.“ Sogar eine Verkehrsinsel wollte die Schauspielerin schon aus eigener Tasche spendieren. Natürlich mit ihren geliebten Blumen. „In Bubenreuth, Uttenreuth oder Sieglitzhof gibt es das ja auch.“

Die Idee kam aber nicht durch den Gemeinderat. Das Argument sei gewesen, dass man sich von Privatleuten nichts schenken lassen könne. „Da kann ich mich aufregen“, entfährt es der Schauspielerin, die während des gesamten Interviews ihren fränkischen Dialekt nicht verbergen kann - und will.

Messgeräte weiter vorne aufstellen

Inzwischen hat sich Elke Sommer bescheidenere Ziele gesetzt. Einerseits möchte sie die Verkehrsteilnehmer aufmerksam machen, an ihre Vernunft appellieren. Andererseits fordert sie, dass das Messgerät, das rund 160 Meter nach dem Ortsschild aufgebaut wurde, genau dorthin umgesetzt wird. „Es bringt doch wenig, wenn die Autofahrer erst mitten im Ort auf die erhöhte Geschwindigkeit hingewiesen werden.“ Man müsse sie doch möglichst bald zum Abbremsen bringen.

"Es grenzt an Wunder"

Dann erfahre ich, dass es genau dort schon einmal gestanden hat, dann aber versetzt worden ist. Tatsächlich ist es so, dass die Verkehrsteilnehmer langsamer werden, solange Elke Sommer mit ihrem Schild auf dem Bürgersteig steht. „Wenn das Wetter passt, stehe ich ständig draußen.“ Sobald sie aber nach Hause geht, geht es mit der rücksichtslosen Raserei weiter. „Es grenzt an ein Wunder, dass hier noch kein Mensch überfahren worden ist.“ Damit das auch so bleibt, hofft Elke Sommer auf eine rasche Lösung.

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