Innenstadt

Wie geht es mit der Erlanger Innenstadt weiter?

17.6.2021, 10:54 Uhr
Sorgenkind schon vor der Pandemie: die nördliche Innenstadt in Erlangen. Leerstand ist dort allgegenwärtig.

© Hans-Joachim Winckler Sorgenkind schon vor der Pandemie: die nördliche Innenstadt in Erlangen. Leerstand ist dort allgegenwärtig.

OB Florian Janik macht sich keine Illusionen: "Das Gefühl von Stadt ist während Corona so richtig weggebrochen, und ich glaube nicht, dass das so einfach wiederkommen wird, wenn Corona vorbei ist." Doch wie kann man dem entgegenwirken? "Was unser Ziel als Stadt ist, dass wir dieses Erlebnis von Stadt, das in die Stadt gehen, erhalten wollen." Janik ist dabei fest überzeugt, "wenn die anderen Funktionen von Stadt stärken, weil die die Zugkraft nicht mehr allein vom Handel ausgehen wird". Das bedeute nicht, den Handel "links liegen" zu lassen, sondern dass die Bereiche Kultur, Gastronomie und Wohnen zukünftig stärker zu betonen, damit die Funktion der Innenstadt als der zentrale Treffpunkt erhalten werden kann. Flankiert wird dies auch durch entsprechende Beschlüsse in den städtischen Fachausschüssen, um gemeinsam mit allen Akteuren in der Innenstadt, schnell Dinge auf den Weg zu bringen.

Während Corona habe man als Stadt sehr schnell gehandelt und alles unternommen, um zu unterstützen wo Unterstützung möglich war, sagt Janik weiter. Mehr noch: "Wir haben die gute Chance, auf Dinge aufzubauen, die wir uns schon vorher erarbeitet haben." Als Beispiele nennt das Stadtoberhaupt unter anderen den City-Gutschein, der jetzt seine zweite Auflage erhalten hat, oder die Erweiterung des Flächen für die Außengastronomie, für die die Stadt keine Gebühren erhebt. "Das wollen wir auch dauerhaft beibehalten. Das hat die Stadt deutlich belebt." Darüber hinaus sei geplant, die Sperrstunden um eine Stunde am Wochenende zu verkürzen. Damit soll die Gastronomie die Möglichkeit erhalten, bis 24 Uhr geöffnet zu bleiben. "Das geht natürlich nur im Miteinander von Gastronomie und Anwohnern", sagt OB Janik.

Eine weitere Belebung vor allem der Altstadt verspricht sich der OB darüber hinaus vom Einzug des Vereins Makerspace+ im ehemaligen Haushaltswarengeschäft Greiner, dass das Kulturamt vorläufig bis Jahresende angemietet hat. Makerspace+ will dabei nach eigener Aussage einen Ort schaffen, "an dem Menschen zusammenkommen, um gemeinsam an kreativen, technischen, künstlerischen und unternehmerischen Projekten zu arbeiten, sich darüber auszutauschen, Ergebnisse auszustellen und Ideen und Lösungen einem Publikum präsentieren zu können". "Damit gelingt uns ein toller Impuls für die Innenstadt sowie Kultur und Kreativwirtschaft zu erleben und zu erfassen", sagt Florian Janik.

Der OB ist aber auch realistisch: "Um den Einfluss der Kommunen in den Städten zu stärken, werden wir häufiger Zugriffsrechte brauchen, um Grundstücke zu sichern." In diesem Zusammenhang plädiert Janik für ein generelles Vorkaufsrecht der Kommunen. "Nicht, weil wir überall kaufen wollen, aber an strategischen Bereichen, wo wir überzeugt sind, dass an dieser Stelle eine Entwicklung stattfinden soll, handeln können." Verbunden müsse das aber auch mit entsprechend Fördermitteln sein, wie das zum Beispiel vom Deutschen Städtetag gefordert wird. "Nur so könne verhindert werden, dass Städte zum Opfer von Grundstückspekulationen werden. Das sehen wir ja auch in unserer Stadt. Das ist nichts Theoretisches, das passiert auch praktisch."

Um die Aufenthaltsqualität zu verbessern und damit der Innenstadt über die dürre Zeit der Pandemie hinweg zu helfen hat die Stadt jetzt einige Pfeile im Köcher, wie Wirtschaftsreferent Konrad Beugel erläutert. Dazu gehört zum Beispiel auch der Fun-Track auf dem Neustädter Kirchenplatz, der vom 19. Juni bis zum 4. Juli kostenlos ("das geht alles über den städtischen Haushalt") zur Verfügung steht. Der Fun-Track besteht dabei aus Wellen, Steilkurven und Sprüngen, die mit dem Fahrrad, Scooter, Laufrad, Skateboard und Inlineskates befahren werden können. Ansprechen wolle man mit diesem Angebot junge Menschen und Familien mit Kindern.

Außerdem wird, wenn auch in einer etwas reduzierten Form, den Schlossstrand als sogenannte "City-Lounge" auf dem Schlossplatz wieder reaktiviert. Derzeit sucht das City-Management noch Partner, die das Gastronomische übernehmen. Generell richtet sich das Angebot dabei an die schwer von der Pandemie betroffenen gastronomischen Betriebe im Stadtgebiet Erlangens, die zum Beispiel nur über eine kleine Außenfläche verfügen und nicht von den ersten Lockerungen der Corona-Beschränkungen profitieren und als Betreiber nach einer Perspektive nach dem monatelangen Lockdown suchen. Von all den Maßnahmen geht laut Beugel ein klares Signal aus: "Die Innenstadt ist wieder auf! Wir sind für Euch da! Genießt die Innenstadt, es ist Euer Wohnzimmer."

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