Wir sehen uns, natürlich am Erlanger Berg

23.5.2016, 18:00 Uhr
Wir sehen uns, natürlich am Erlanger Berg

© Foto: Edgar Pfrogner

Studenten-Reiter aus ganz Deutschland

Zu dieser Veranstaltung kommen sie von überall her. Aus Hannover, Stuttgart, Freiburg, Dresden, München. Wenn die Erlanger Studentenreiter einladen, ist immer volles Haus. 60 Plätze hat der Verein dieses Jahr am Entla’s Keller reserviert — und alle sind voll. Während die Studentenreiter im Herbst und Winter vor allem auf Turnieren unterwegs sind, nutzen sie das Sommerloch. „Wir wollen uns auch mal ohne Pferde und das ganze Drumherum treffen“, sagt die Vorsitzende der Reitgruppe Erlangen-Nürnberg, Liane Steinhäuser. Der Bergstammtisch hat Tradition. „Mindestens seit 1985“, aber wahrscheinlich schon viel länger laden die Erlanger Studenten Gleichgesinnte aus ganz Deutschland zu ihrer Kerwa ein.

Aktive Studenten sind genauso willkommen wie „Oldies“, die längst die Universität verlassen haben. „Es geht nicht darum, am Berg Vollgas zu geben“, sagt Steinhäuser. Die Pferdeliebhaber unterhalten sich vor allem über ihr liebsten Hobby, geben sich Tipps, suchen Rat. Von Reitern, die international auf Turnieren antreten, bis zum Tierarzt sind alle vertreten. Und damit keiner abends wieder nach Hause fahren muss, organisieren die Erlanger sogar Übernachtungsplätze. So kommen alle immer wieder gerne.

"Afterwork" am Steinbach

Als im Mai 1995 die Steinbach Bräu wieder öffnete, war Eberhard Berninger bereits dabei. An einem Freitag nach der Arbeit besuchte er mit Kollegen aus seiner Kanzlei den Biergarten der Familie Gewalt. „Wir wollten den Ärger der Woche abschütteln und anschließend gut gelaunt nach Hause gehen“, sagt er. „Afterwork“, nach Feierabend, nannten sie ihren Stammtisch. „Die größte Kunst der Rechtsanwälte war, um 16 Uhr einen Mandanten zu bestellen, den man anschließend gern mitgenommen hat.“ Nur unter sich wollten die Juristen nicht bleiben. Als sich die erste Frau anschloss, bekam die Gruppe den Beinamen„Schneewittchen und ihre sieben Zwerge“. Weil während der Berg-Zeit der Steinbach-Biergarten schließt, finden die freitäglichen Treffen eben oben auf dem Keller statt. Dort hat der Stammtisch immer die gleichen Plätze. „Gewohnheitsrecht“, sagt Berninger. Seit Langem ist der 72-Jährige mit der Familie Gewalt eng befreundet, weshalb sich auch Dieter Gewalt ab und an dazusetzt. Immer freitags um 17 Uhr.

Gesetz für Radiologen

Der Berg-Dienstag ist Gesetz. „Das wissen alle“, sagt Hans-Jörg Sämann. Seit 22 Jahren arbeitet er bei der BDT-MVZ Betriebs GmbH, Institut für bildgebende Diagnostik und Therapie. Und seither treffen sich die Radiologen sowie Mitarbeiter der Praxen in Erlangen und Tennenlohe am Erich Keller. Manche haben weiterhin Rufdienst, alle anderen sind rund um zwei lange Biertische anwesend. „Bei uns gibt es noch eine Art Berg-Geld, Biermarken und etwas zu Essen.“ Das habe vor allem symbolischen Charakter. Die Mitarbeiter kommen immer gern, rund 60 sind es heute. „Und auch Ehemalige schauen vorbei“, sagt Sämann. Zu finden sind die Radiologen dabei immer am gleichen Platz — auf, neben oder unter den Tischen.

Nach dem Erasmus-Aufenthalt in Erlangen

Über Ländergrenzen hinweg in Kontakt zu bleiben, kann schwierig sein. Doch Giulia Castiglioni aus Italien und ein paar andere Studenten haben es geschafft. Seit ihrem Erasmus-Aufenthalt in Erlangen vor drei Jahren treffen sie sich immer wieder auf der Bergkirchweih. „Früher waren wir 50 Leute“, sagt Castiglioni. Diesmal sind es knapp zehn Freunde, die sich verabredet haben. „Wir fragen herum, wer kommen kann. Dann suchen wir spontan einen Termin.“ Aus Italien, Rumänien, der Türkei und Deutschland kommen die Freunde. Zum ersten Mal getroffen haben sie sich auf einer Party — Erasmus-Studenten, Bekannte, Mitbewohner, irgendwie hat sich eine Clique herausgebildet. „Oft sehen wir uns nicht, aber wenn, dann am Berg.“

Blumen für die Damen

Wenn von 120 Mitarbeitern knapp 100 dabei sind, scheint es eine wirklich sehr beliebte Veranstaltung zu sein. Jedes Jahr lädt Mark Münzing von der Zentral Boden Immobilien AG (ZBI) sein Team auf den Berg ein. „Es ist eine schöne Gelegenheit, die unsere Mitarbeiter sehr schätzen.“

Am Erich Keller hat er vier Tische reserviert, fast direkt vor der Bühne. Die ersten tanzen schon auf den Bänken. An die Frauen hat Münzing eben noch Plastikblumen verteilt. „Ich bin ein passabler Schütze.“ Von einem seiner Mitarbeiter bekommt er einen kleinen goldenen Pokal überreicht. „Für den besten Vorsitzenden“, sagt dieser. Die verteilten Biermarken jedenfalls kommen an.

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