Wird das Hemmerlein-Gelände in Neunkirchen zu dicht bebaut?

18.1.2019, 11:00 Uhr
Wird das Hemmerlein-Gelände in Neunkirchen zu dicht bebaut?

© Petra Malbrich

Es ist wohl ein Bauvorhaben, das den größten Bevölkerungszuwachs in die Marktgemeinde bringt: Die Schaffung von 150 Wohneinheiten auf dem ehemaligen Hemmerleingelände. Vor allem die privaten Anwohner brachten beim Planverfahren ihre Einwände an. Trotzdem: "Ich freue mich darüber, dass wieder Leben auf das Hemmerlein-Brachgelände einzieht", sagt Christoph Reh. Zumindest darüber besteht Konsens mit den Anwohnern und den Gemeinderäten. Als weniger schön sehen die Anwohner die Höhe der teils vierstöckigen Gebäude an der Kreisstraße, mehr Lärm durch mehr Verkehr und Schallreflexionen an den vierstöckigen Gebäuden sowie fehlender Lärmschutz.

Große Unterschiede

"Unsere Häuser östlich der Kreis-straße sind gerade mal acht Meter hoch und die Grundstücke mit den Gärten in Richtung Westen angelegt. In der Freizeit schauen wir direkt auf ein 15 Meter hohes Gebäude und davor befindet sich noch die viel befahrene Kreisstraße", erklärt Reh seinen Unmut über das Vorhaben. Norbert Back fürchtet vor allem die Lärmbelastung durch die 150 Wohneinheiten. "Die meisten der Anwohner werden direkt in die Gräfenberger Straße ein- und ausfahren mit begleitendem Lärm durch Beschleunigung", meint Back.

Dass der Hochhausriegel im Osten nicht ins Ortsbild passe und den Lärm in der Gräfenberger Straße verschärfe, moniert ebenso Armin Hoffmann. "Die simple Lösung wäre eine Verlegung der Hochhäuser in die Geländemitte. Leider verweigern Investor und Lokalpolitik den Dialog darüber", bedauert Hoffmann. Diese Einwände und die Stellungnahmen der Verwaltung dazu, werden im Gemeinderat nun behandelt und — auch darüber sind sich die Gemeinderäte einig — man möchte zügig vorankommen. "Grenzwertig" nennt FW-Fraktionssprecher Karl Germeroth die vier Geschosse der Gebäude an der Gräfenberger Straße. "Da das vierte Geschoss zurückgebaut wird, ergibt sich optisch ein etwas verträglicheres Bild. Wir sehen drei Geschosse gegenüber den Einzelhäusern auf der anderen Straßenseite als machbar und vertretbarer an", sagt Germeroth.

Sparsam mit Grund und Boden umgehen

Was den Kernpunkt Wohneinheiten betrifft, sind Martin Walz und seine CSU-Fraktion auf der Seite der Bürger. Laut Stellungnahme der Verwaltung sieht der Investor 150 Wohneinheiten vor. Begründet wird es zum einen mit dem im Baugesetzbuch festgehaltenem Umweltschutz, dass sparsam mit Grund und Boden umgegangen werden müsse und deshalb eine höhere bauliche Dichte angestrebt werde.

Die 150 Einheiten seien notwendig, da die Revitalisierung des ehemaligen Betonwerks umfangreiche Abbruch- und Aufwertungsmaßnahmen voraussetze, die der Investor nur mit der entsprechenden Dichte wirtschaftlich umsetzen könne. 150 Wohneinheiten findet jedoch auch Martin Walz deutlich übertrieben und nicht notwendig. "Deshalb sehe ich auch keinen Grund für die viergeschossige Bebauung im Norden des Grundstücks. Hier reichen drei Vollgeschosse völlig aus. Ich stelle mir wie schon in der Vergangenheit erläutert ungefähr 100 Wohneinheiten vor. Das reicht aus, um die Entwicklung des Geländes wirtschaftlich betreiben zu können, und überlastet die Gegend und die Nachbarschaft nicht", bekräftigt Walz.

Wohnungszahl begrenzen

Zustimmung erhält Walz von seinem Kollegen der Grünen-Fraktion. Deren Meinung nach soll die Anzahl der Wohneinheiten zwischen 100 und 120 Einheiten liegen und die Gebäude an der Gräfenberger Straße nicht zu hoch werden. Fraktionssprecher Holger Kotouc meint, eine Lärmschutzwand östlich der Kreisstraße und schallabsorbierende Fassaden, begrünt, betrachteten die Bürger als notwendig, schon aufgrund der Reflexionen. Hier sagt die Verwaltung, dass die ermittelte Erhöhung des Pegels um 0.2 dB(A) für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sei.

Da keine ausreichend große, fensterlose Fassadenbereiche geplant seien, könne auf eine Begrünung verzichtet werden, was einige Bürger, darunter auch Christoph Reh, verwundert. Die Grünen jedenfalls möchten günstigen Wohnraum schaffen, aber nicht auf Kosten der schon hier lebenden Bürger durch zusätzliche Lärmzunahme.

Überschreitungen lägen nach den bisherigen Untersuchungen nicht vor, meint Karl Germeroth (FW). "Es wird sicher nach Fertigstellung entsprechend mehr Ziel- und Quellverkehr sein. Das sind überwiegend Stoßzeiten am Morgen und am Abend. Damit müssen in Neunkirchen viele Bewohner leben und in vielen Straßen ist die Lärmbelästigung höher als in der Gräfenberger Straße und Kleinsendelbacher Straße", sagt Germeroth und nennt den gesamten Innerort.

Trotzdem: "Die Anliegen der Anwohner sind ernst zu nehmen. Veränderungen erzeugen Widerstand. So ist das auch hier. Doch ein neues Wohnquartier in Neunkirchen am Brand ist immer einer großen Industriebrache vorzuziehen. Für Neunkirchen wird es höchste Zeit, dass sich ein Investor gefunden hat und eine Bebauung nun stattfindet", bekräftigt Germeroth. Das sehen auch die Bürger so, wenn es nicht die für sie relevanten Nachteile gäbe.

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