Wohnungsnot in Erlangen spitzt sich immer mehr zu

25.2.2017, 12:00 Uhr
Wohnungsnot in Erlangen spitzt sich immer mehr zu

© Bernd Böhner

Die Stadt wächst, der Zuzug gerade von Studierenden ist groß, die Mieten bleiben auf hohem Niveau, die Zahl der geförderten Wohnungen nimmt ab, der Bedarf an günstigem Wohnraum hingegen zu. Die Folge: Die Wohnungsnot in Erlangen spitzt sich zu. Das sind die Kernaussagen des umfangreichen und höchst interessanten Wohnungsberichtes 2016, den Baureferent Josef Weber dem Stadtrat nun präsentierte (siehe dazu auch die Texte rechts sowie auf der folgenden Seite).

Alle zwei Jahre trägt die Stadtverwaltung in dem (diesmal) mehr als 30-seitigen Wohn-Dossier Fakten und Daten rund um das Thema zusammen. Dass in Zeiten, in denen Bauprojekte bzw. geplante Nachverdichtungen überall in der Stadt für Furore sorgen, diese Bestandsaufnahme besonderen Redebedarf hervorruft, zeigte die anschließende Debatte in der Ratsrunde nur zu gut.

Entscheidung Röthelheimpark

Auffallend aber war bei der Aussprache vor allem eines: (Fast) alle Fraktionen sehen die Notwendigkeit, in den nächsten Jahren noch mehr Wohnraum zu schaffen. Da man sich also über künftige Vorhaben so gut wie einig ist, kramte so mancher (vermeintliche) Versäumnisse aus der Vergangenheit hervor.

So erinnerte Johannes Pöhlmann, Stadtrat der Erlanger Linken (Erli), etwa an die geänderte Bebauung am Röthelheimpark unter dem damaligen Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU). Die CSU trage mit der Entscheidung, den ursprünglich geplanten Mehrgeschoss-Gebäuden sowie etlichen Sozialwohnungen weniger Einzelhäusern den Vorzug zu geben, an der jetzigen Wohnungsproblematik mit Schuld. "Die CSU hat das Gebiet gentrifiziert", sagte Pöhlmann insbesondere mit Blick auf die Christsozialen.

Da ließ die Replik des Fraktionsvorsitzenden der Freien Demokraten, Lars Kittel, nicht lange auf sich warten: "Ja", entgegnete er, "wir haben umgeschwenkt." Aber die Zeiten seien damals eben andere gewesen und könne nicht wirklich aus heutiger Sicht beurteilt werden.

Nicht nur der damalige Beschluss zur Röthelheimpark-Bebauuung habe, so Pöhlmann, zur jetzigen verschärften Situation auf dem Wohnungsmarkt geführt, sondern auch eine "sehr aggressive Ansiedlungspolitik" von Firmen und weiteren Uni-Einrichtungen. Dadurch müssten "Menschen mit mittlerem und niedrigem Einkommen" jetzt leiden. Für FDP-Fraktionschef Kittel ist die Aussage wiederum Anlass, dem Erli-Stadtrat den Wunsch nach "Planpolitik" und "Planwirtschaft" vorzuhalten. "Das ist keine aggressive Ansiedlungspolitik, sondern ein Wettbewerb um die besten Köpfe". Der Grund für die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt sei ein anderer: "Wir haben zu wenig Grund und Boden, die zur Verfügung stehenden Flächen sind auf absehbare Zeit endlich."

Diese Tatsache bildete denn auch den Ausgangspunkt für die Diskussion, die sich an der Zukunft entfacht. Tim Wening (Grüne Liste) warnte zum Beispiel davor, sich mit dem Bürgerentscheid zu den Erba-Häusern auf dem Weg zu mehr bezahlbaren Wohnraum "selbst Steine in den Weg zu legen". Eine Sanierung, wie von den Initiatoren gefordert, käme den Mietern am Ende teurer als nach einem Abriss mit Neubau.

CSU-Fraktionsvorsitzende Birgitt Aßmus indes bekräftigte den Willen der Christsozialen, die Wohnungsbaupläne der Ampelkoalition mitzutragen, forderte jedoch neben den Nachverdichtungen in der Innenstadt auch die Ausweisung von Neubauflächen im Außenbereich: "Es darf nicht bei der Analyse bleiben, jetzt müssen die Pläne umgesetzt werden."

Die Stadtregierung handle bereits, wies der Stellvertretende SPD-Fraktionschef, Philipp Dees, den Vorwurf umgehend zurück: "Wir handeln bereits". Der Wohnungsbericht zeige, weshalb die "Wohnungsbau-Offensive "so wichtig und richtig" sei.

Eben diese Dringlichkeit wurde auch deutlich, als Elisabeth Preuß das Mikrofon ergriff. Die Sozialbürgermeisterin brauchte nur wenige Sätze, um die Notlage zu beschreiben. So liegen der Abteilung Wohnungswesen derzeit rund 1800 Anträge zur Vermittlung einer Sozialwohnung vor. Da die Lage auf dem Wohnungsmarkt aber sehr angespannt ist, werden nur wenige Sozialwohnungen frei. Besonders schwer ist es, wenn es sich bei den Wartenden um Singles oder Familien mit mehreren Personen handelt. Inzwischen sei es bis weit in die Mittelschicht hinein ein Problem, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Die Situation, erläuterte Preuß, sei sehr schlimm für die Wohnungssuchenden, aber oft auch schwierig für die städtischen Mitarbeiter: "Sie haben es häufig mit sehr verzweifelten Menschen zu tun."

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