Familienzentrum Neumarkt hofft auf baldige Öffnung

28.4.2021, 10:34 Uhr
Auch das Famlienzentrum Neumarkt ist derzeit geschlossen. Immerhin kann es "Fenstergespräche" und Online-Vorträge anbieten.

© Familienzentrum Neumarkt e.V. Auch das Famlienzentrum Neumarkt ist derzeit geschlossen. Immerhin kann es "Fenstergespräche" und Online-Vorträge anbieten.

„Unsere Eltern sind am Anschlag, die drei großen Hs: Homeschooling, Homeoffice und Haushalt zerren an den Nerven und belasten die Familien, besonders die Mütter sehr“, weiß Tanja Valentin, Vorstandsfrau des Landesverbands Mütter- und Familienzentren aus eigener Erfahrung. Insbesondere jungen Familien fehlen derzeit Orte der Entlastung und Unterstützung, sind sie doch während des Lockdowns mit vielen zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert.

Die bayerischen Mütter- und Familienzentren stehen für offene und für jeden zugängliche Beratungs-Angebote und für Vernetzung mit anderen Familien. Gerade jetzt würden die Angebote der Mütter- und Familienzentren besonders helfen: „Sich zu treffen, auszutauschen, zu vernetzen, sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen, hilft den Eltern, ihren Alltag und die Erziehung gut zu bewältigen. Wir alle wissen: Der Austausch unter Gleichen entlastet und stärkt“, stellt Tanja Valentin fest.

Homeschooling, Homeoffice, Haushalt

Die bayerischen Mütter- und Familienzentren haben während des Lockdowns schnell reagiert und ihre Arbeit und viele Angebote online oder – wenn erlaubt – in Einzelkontakten fortgesetzt. Der Landesverband unterstützt sie dabei. Das Bedürfnis der Eltern nach persönlichem Austausch, nach Vernetzung und Gesprächen in Elternrunden sowie nach sozialen Kontakten für ihre Kinder sei aber immer noch groß und verschwinde nicht einfach, nur weil Lockdown ist.

Das Familienzentrum Neumarkt, das im vergangenen Jahr sein 15-jähriges Vereinsbestehen feiern konnte, hatte nach dem ersten Lockdown im März 2020 nur noch wenige Wochen im Juli/August sowie September/ Oktober die Möglichkeit, für Familien einen Offenen Treff anzubieten. Die restliche Zeit bis zum heutigen Tag gibt es keinen Frühstückstreff, keinen Offenen Treff und keine Krabbelgruppen. Geplante Events mussten abgesagt werden.

Somit entfiel für viele Eltern und Kinder eine wichtige kostenfreie persönliche Begegnungsstätte zum Treffen, Austauschen, Netzwerken, Ausspannen, Spielen und vielem mehr. In Zahlen ausgedrückt: 2019 nutzten 15.647 Besucherinnen und Besucher (7618 Erwachsene/8029 Kinder) das Familienzentrum als gemeinsamen Treffpunkt, während es in 2020 in der Summe nur noch 4175 Besucher (2082 Erwachsene/2093 Kinder) waren; davon entfielen 990 auf den Zeitraum nach dem ersten Lockdown. In 2021 konnten bisher gar keine Besucher das Familienzentrum als Anlaufstelle für einen Offenen Treff aufsuchen.

In zahlreichen Telefonaten beziehungsweise Fenstergesprächen kam deutlich zum Vorschein, dass die Familien – und hierbei eindeutig vorrangig die Mütter – nicht nur die drei „Hs“ meistern müssen, sondern darüber hinaus noch viele weitere „Baustellen“ haben, die bewältigt werden müssen. Da geht es um Alleinerziehende, denen der Austausch mit Erwachsenen fehlt; frisch gebackene Eltern, die sich mit niemanden über die neuen Ängste und Sorgen austauschen können, die ein Neugeborenes mit sich bringt; Teenager, die sich mit der Kontaktlosigkeit immer schwerer tun; Notbetreuungen und wechselnde Unterrichtstage, die bei mehreren Kindern genauso organisiert werden müssen, wie die räumliche Einteilung daheim bei Homeoffice, Homeschooling und Kleinkindern, die gleichzeitig beschäftigt werden möchten.

Gespräche durchs Fenster

Dann gibt es zu pflegende Angehörige, Behördengänge oder Einkäufe, die sich immer schwieriger gestalten; Quarantäne-Zeiten, die überstanden werden müssen. Und zu guter Letzt auch Krankheit und Abschiede in Einsamkeit und großem Schmerz für die Betroffenen und Angehörigen. All diese Sorgen müssen viele Familien in andauernden Lockdown-Zeiten mit sich selber ausmachen.

Das Familienzentrum Neumarkt kann telefonische Seelsorge, Fenstergespräche und vermehrt Vorträge mit Rat und Tipps zum Familienalltag im Online-Format anbieten. Das sind hilfreiche Tropfen auf den heißen Stein, die auch dankbar angenommen werden, aber das persönliche Miteinander letztlich nicht ersetzen können. Deshalb rufen die betroffenen Verbände gemeinsam dazu auf, das bewährte System der Mütterzentren, Familienzentren und Eltern-Kind-Zentren als Anlaufstellen zur Stärkung von jungen Familien aufrecht zu erhalten und den Zentren mit ihren offenen Räumen und damit den jungen Familien eine Öffnungsperspektive zu geben.