Fast alle Kinder sind mit Plastikrückständen belastet

14.9.2019, 15:16 Uhr
Laut einer neuen Studie des Umweltbundesamts tragen beinahe alle Kinder und Jugendlichen Weichmacher im Körper.

© Pixabay Laut einer neuen Studie des Umweltbundesamts tragen beinahe alle Kinder und Jugendlichen Weichmacher im Körper.

Chemische Überreste finden sich im Körper von fast allen Kindern und Jugendlichen, wie eine noch unveröffentlichte Studie des Umweltbundesamts und des Robert-Koch-Instituts zeigt, über die am Freitag der Spiegel berichtete. Im Rahmen der Analyse wurden Urinproben von 2500 Studienteilnehmern, im Alter von drei bis 17, ausgewertet. Dabei seien bei 97- bis 100 Prozent aller Proben Rückstände von Plastikinhaltsstoffen gefunden worden, insbesondere von Weichmachern.

Untersucht wurden dem Blatt zufolge 15 verschiedene Stoffe. Für einige davon existieren keine gesundheitskritischen Grenzwerte, für zwei andere seien die geltenden Grenzwerte jedoch überschritten worden. Die Studie zeige eindeutig, "dass Plastikinhaltsstoffe mit steigender Produktion auch vermehrt im Körper auftreten", sagte Marike Kolossa-Gehring, eine Mitautorin des Umweltbundesamts.

"Dabei ist wirklich besorgniserregend, dass die jüngsten Kinder als die sensibelste Gruppe am stärksten betroffen sind", so Kolossa-Gehring gegenüber dem Spiegel.

"Wirkung kaum erforscht"

Grünen-Umweltpolitikerin Bettina Hoffmann zeigt sich alarmiert und sagte, es sei zu wenig erforscht, "wie die vielen Stoffe in ihrer Summe auf unsere Körper wirken". Bedenklich seien besonders die in der Studie entdeckten hohen Werte von PFOA (Perfluoroktansäure), das in Outdoorkleidung oder Pfannenbeschichtungen erhalten ist: Bei 20 Prozent der Probanden lagen sie über dem Grenzwert, bei jüngeren Kindern war der Anteil sogar noch höher.

Ab 2020 gilt ein EU-weites Verbot für diese Substanz. Die Grünen bemängelten, dass PFOA schon lange in Kritik geraten war, dennoch jetzt erst verboten werden soll. Laut Umweltbundesamt sei der Stoff schädlich für die Fortpflanzung und krebserregend.

"Es kann nicht sein, dass jedes vierte Kind zwischen drei und fünf Jahren so stark mit Chemie belastet ist, dass langfristige Schäden nicht sicher ausgeschlossen werden können", sagte Hoffmann.

Hoffmann zufolge sei kaum erforscht, "wie die vielen Stoffe in ihrer Summe auf unsere Körper wirken". Langfristige Schäden könnten nicht sicher ausgeschlossen werden. Gleiches gelte auch für Ersatzchemikalien für bisher verbotene Chemikalien.

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