FAU keine Exzellenz-Uni - Präsident ist aber selbstbewusst

18.8.2019, 05:19 Uhr
FAU keine Exzellenz-Uni - Präsident ist aber selbstbewusst

© Foto: EAM, Minx

Das Etikett Exzellenz ist für ein paar Universitäten zum Aushängeschild geworden. Für viele andere zum Schreckgespenst. Unileitungen, Wissenschaftler und Mitarbeiter haben viele Jahre lang Konzepte entwickelt, Bewerbungen geschrieben und Anträge ausgefüllt – ohne Erfolg. Der hohe, bürokratische Aufwand stand von Anfang an in der Kritik. Doch irgendwie müssen die Besten ja zeigen, was sie können, und ausgesucht werden.

"Selbstverständlich sind wir enttäuscht, dass wir in dieser Runde nicht zum Zug gekommen sind", hat Joachim Hornegger, Präsident der Universität Erlangen-Nürnberg, gesagt, als die Entscheidung gefallen ist. "Aber die umfangreiche Vorarbeit war nicht vergebens, sie wird sich
bei anderen Forschungsprojekten und Förderanträgen auszahlen."

Nordrhein-Westfalen vor Bayern

In den ersten beiden Runden des Wettbewerbs, 2006 und 2012, war die FAU erfolgreich. Die Schwerpunkte optische Technologien und neue Materialien setzten sich durch. Diesmal brachte der Antrag zu funktionalen Materialoberflächen nicht das gewünschte Ergebnis.

Bund und Länder haben die Exzellenzinitiative vor 15 Jahren mit dem Ziel gestartet, "den deutschen Wissenschaftsstandort im internationalen Wettbewerb nachhaltig zu stärken und international sichtbarer zu machen". Bei Eliteunis denken die meisten nun mal an Harvard, Stanford und MIT in den USA oder Oxford und Cambridge in Großbritannien – und nicht an Aachen, Konstanz oder das Karlsruher Institut für Technologie, kurz KIT, in Deutschland.

Joachim Hornegger, Präsident der FAU.

Joachim Hornegger, Präsident der FAU. © Harald Sippel

Innerhalb der Bundesrepublik muss sich Bayern nun fragen, warum Baden-Württemberg vier Exzellenzunis und zwölf Exzellenzcluster eingeworben hat und Nordrhein-Westfalen zwei Unis und sogar 14 Cluster. Der Freistaat kommt zwar auch auf zwei Unis, aber nur sechs Cluster. So werden die geförderten Forschungsfelder genannt, die als besonders wettbewerbsfähig und zukunftsweisend gelten. Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen widmen sich dabei einem Thema von hoher gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Bedeutung. LMU und TUM waren mit je zwei Clustern erfolgreich, dazu gibt es je eines an den Universitäten in Würzburg und Bayreuth.

"Gutachter honorieren unsere Interdisziplinarität"

"Damit bestätigen wir, dass die Universität Bayreuth ein Forschungsort von Weltrang ist", sagt Präsident Stefan Leible. In den nächsten sieben Jahren bekommt die Afrikaforschung als Exzellenzcluster 52 Millionen Euro. Auch in den beiden vorangegangenen Runden hatte sie sich bereits durchgesetzt. "Die Gutachter honorieren unsere Interdisziplinarität, unsere starke Vernetzung mit Forschungspartnern und unsere Internationalität", sagt Leible. Vor allem die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie die Ingenieurwissenschaften sollen in den Projekten mitarbeiten, sowie Wissenschaftler in Afrika.

Die bayerische Staatsregierung ist zufrieden: "Auch mit dem aktuellen Ergebnis befindet sich Bayern weiterhin in der Spitzengruppe der
Bundesländer", heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. "Ein einmaliges suboptimales Abschneiden der Universitäten in einem hochklassigen Wettbewerb ist nicht mit einem strukturellen Abstieg gleichzusetzen."

Sanierungsstau an allen bayerischen Unis

Der FDP-Landtagsabgeordnete und frühere bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch hatte sich mit einer schriftlichen Anfrage an den Landtag gewandt: Was man denn zu tun gedenke, dass künftig auch andere bayerische Unis einen Exzellenz-Status erhalten? In der Antwort heißt es: "Ziel der Staatsregierung ist es, optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, dazu zählen eine forschungsfreundliche Grundpositionierung, die sich in finanziellen Prioritätensetzungen zeigt, aber auch konkurrenzfähige Arbeitsbedingungen für das wissenschaftlich tätige Personal sowie eine leistungsfähige bauliche und digitale Infrastruktur."

Die Praxis sieht anders aus: Der Sanierungsstau an allen bayerischen Hochschulen und Universitäten wird derzeit auf etwa 5,6 Milliarden Euro geschätzt. An der Stanford Universität haben sie rund 16.000 Studierende und 1200 Professoren, an der FAU sind es 40 000 Studierende und 600 Professoren. Die US-Elite-Uni nimmt im Jahr eine Milliarde Euro nur durch Spenden ein. Soviel steht der Uni Erlangen-Nürnberg insgesamt nicht als Budget zur Verfügung. Stanford wirbt Drittmittel in Höhe von zwei Milliarden Euro im Jahr ein, die FAU knapp 200 Millionen. "Wettbewerbe wie die Exzellenzstrategie spornen Wissenschaftler an, sich weiterzuentwickeln und noch besser zu werden. Das trifft auch auf unsere Universität zu", sagt Hornegger. "Viele unserer Wissenschaftler gehören in ihren Disziplinen zu den führenden Köpfen in der Welt."

Geld für "wissenschaftliche Spitzenleistungen"

Die angloamerikanischen Vorbilder festigen ihren Status, indem sie Elite annehmen und hervorbringen. Die hohen Studiengebühren können sich oft nur Reiche leisten. Es gibt Stipendien, aber auch ein "Erbrecht", ein Platzkontingent für Studenten, deren Vorfahren schon dort studiert haben. Alumni-Befragungen zeigen, dass die acht Unis, deren Absolventen später am häufigsten Milliardäre werden, alle in den USA sitzen.
Harvard hat fast 40 Nobelpreisträger hervorgebracht. Stanford und auch das MIT mehr als 20.

Ausgerechnet damit will Deutschland konkurrieren. Die zusätzlichen Fördergelder der Exzellenzinitiative sollen "wissenschaftliche Spitzenleistungen ermöglichen und die Profile der Universitäten schärfen und zu stärkerer Kooperation anregen", heißt es im Bundesministerium. Die nächste Chance zur Exzellenz haben die anderen bayerischen Universitäten im Jahr 2026.

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