Feucht: SPD will drei Fahrradstraßen für die Stadt

1.2.2021, 14:04 Uhr
 In Städten wie Nürnberg, Fürth und Erlangen gibt es sie natürlich. Auf dem Land sind Fahrradstraßen noch eine Seltenheit.

© Uli Deck  In Städten wie Nürnberg, Fürth und Erlangen gibt es sie natürlich. Auf dem Land sind Fahrradstraßen noch eine Seltenheit.

Sie ist schmal, viel befahren und steigt vom Ortskern Richtung Raiffeisenplatz stetig an: Darum fahren so viele Radfahrer so ungern auf der Feuchter Hauptstraße. Ihnen möchte SPD-Fraktionssprecher Lothar Trapp nun ein Angebot machen. Er hat den Antrag gestellt, die Burkhardtstraße, den Kapellenplatz sowie zwei Drittel der Fischbacher Straße zu Fahrradstraßen zu erklären.

Weist eine Kommune eine Straße als Fahrradstraße aus, wird diese komplett zu einem Radweg. So weit aber gehen die wenigsten Städte und Gemeinden. Und so weit möchte auch Trapp nicht gehen, der Fahrradstraßen schon länger von Radtouren durch Niedersachsen kennt.

Er wünscht sich deshalb die blauen Schilder mit dem weißen Rad und der Einschränkung "Anlieger frei". Damit Anwohner zu ihren Häusern, Eltern zum Kindergarten und Kunden nach wie vor mit dem Auto zu den Geschäften und zum Kirchweihplatz kommen.

Schluss mit dem Schleichwegverkehr

Nicht mehr erlaubt wäre dann das, was Trapp den "Schleichwegverkehr" nennt. Gemeint sind Autofahrer, die genannten Straßenzug nutzen, um ampelfrei zwischen Altdorfer zur Nürnberger Straße zu verkehren. Dieses Abkürzen möchte Trapp unterbinden und damit den Verkehr auf den potenziellen Fahrradstraßen reduzieren. Denn "ein erhebliches Verkehrsaufkommen", wie es heute zu beobachten sei, "ist mit der Idee einer Fahrradstraße nicht verträglich". Weniger Verkehr gleich mehr Attraktivität für Radfahrer, davon ist Trapp überzeugt.

CSU ist gesprächsbereit

"Das hört sich auf den ersten Blick gut an", sagt auch der Fraktionsvorsitzende der CSU, Oliver Siegl und spricht von einer Idee, "die wir diskutieren können". Er möchte vor der Abstimmung aber einen Verkehrsgutachter dazu hören, um Fehlentscheidungen, wie sie in der Vergangenheit getroffen wurden, zu vermeiden. Nicht, dass man den Verkehr verlagert und aus der Entlastung des einen eine massive Belastung des anderen werde.

Als Beispiel nennt er die Friedrich-Ebert-Straße, bei der die Verengung der Fahrbahn zu einer höheren Verkehrsbelastung im Ortskern geführt habe.Weitere Beispiele führt Bürgermeister Jörg Kotzur (parteilos) an, etwa das Fehlen eines Radwegs an der Hauptstraße oder entlang der Altdorfer Straße, zwischen Edeka und Freibad. Auch er findet Trapps Vorschlag "nicht schlecht", am Radkonzept der Gemeinde gebe es noch einiges zu optimieren. Ob Fahrradstraßen eine Option sind, das müsse man sehen.

Ist das Rad das Hauptverkehrsmittel?

Einen Haken nämlich hat die Sache. In der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordung heißt es wörtlich: "Fahrradstraßen kommen dann in Betracht, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist." So weit sehen weder Kotzur noch Siegl oder Trapp die Marktgemeinde – gleichwohl sie den Stadtradel-Wettbewerb regelmäßig für sich entscheidet.

"Da muss man schauen, wie sehr man so eine Verordnung biegen kann", meint Kotzur und Siegl vergleicht die Situation mit der von Henne und Ei. Braucht es erst die Radler oder erst die passenden Straßen? Trapp hofft derweil auf offene Ohren am Landratsamt. Schließlich bemüht sich der Kreis noch immer um das Zertifikat "Fahrradfreundliche Kommune".Entschieden wird über die Fahrradstraßen frühestens in der März-Sitzung des Marktgemeinderats.

Da Kotzur die Januarsitzung aufgrund des Pandemiegeschehens gestrichen hatte, will er im Februar erst einmal nur das auf die Tagesordnung setzen, was keinen Aufschub duldet. Möglich also, dass bis zur Abstimmung schon das Ergebnis des Fahrrad-Klima-Tests des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) vorliegt. Dieser gilt als der Zufriedenheits-Index der Radfahrer in Deutschland. 2020 haben sich daran rund 230 000 Radler aus 1000 Orten beteiligt – diesmal auch so viele aus Feucht, dass die Marktgemeinde in der Auswertung im Frühjahr erscheinen wird.

Grünen geht Vorstoß nicht weit genug

Die Ergebnisse müssen laut Grünen-Fraktionssprecherin Rita Bogner unbedingt in die Entscheidung über die Fahrradstraßen einbezogen werden. Ebenso wie das Radverkehrskonzept des Landkreises. Ein solches Konzept wünscht sie sich dann auch für den Markt Feucht – angedockt an das Verkehrskonzept von 2014.

Denn Fahrradstraßen hält sie grundsätzlich für eine gute Sache, den Antrag der SPD bezeichnet sie jedoch als "Flickwerk", weil er nur einen Straßenzug und nicht das gesamte Gemeindegebiet im Blick hat. Bogner möchte Bürger ebenso in die Entscheidung einbeziehen wie externe Experten, um am Ende mehr für die Radfahrer in Feucht herauszuholen als die drei, nun beantragten Fahrradstraßen.

In der Region wäre Feucht eine der ersten Kommunen ihrer Größe, die eine Fahrradstraße ausweist. Auf dem Land sind sie selten, wenn auch nicht ganz unbekannt. In Bad Windsheim zum Beispiel verbindet der Südring die historische Altstadt mit dem Freilandmuseum. Auch dort hat man den motorisierten Verkehr nicht gänzlich verbannt. Für Autos ist die Fahrbahn aber nur noch in eine Richtung freigegeben. Der Südring gilt in Windsheim heute als ruhige, sichere Alternativroute für Radfahrer.

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