Musik-Reise mit beglückenden Erlebnissen

29.10.2007, 00:00 Uhr
Musik-Reise mit beglückenden Erlebnissen

© Udo Güldner

Dabei machten die rund 40 Sängerinnen und Sänger Station in Irland (Londonderry Air), Frankreich (Sur le pont d´Avignon) und in der Schweiz (durchs Oberland). Mit Volksliedern und Operettenmelodien wusste der gemischte Chor mit Alfred Wehner (Heilbronn) am Kontrabass zu überzeugen. Manchmal intonierten die Sänger in ihren blauen Schals etwas zu zurückhaltend, manchmal ging es beschwingt und fröhlich zu. Immer aber voller Begeisterung für Weisen, die zu Unrecht in die Ecke mit «volksdümmlicher Musik» gerückt werden. Rauschende Mühlräder und romantische Idylle treffen nämlich stets auf Stille und Todessehnsucht.

Die Solisten Christine Ganslmayer (Fürth) und Erwin Feith (Schwabach) sorgten mit Klavierbegleitung für den stärksten Eindruck. Während die Sopranistin klar und dem Text verpflichtet sang, galt es beim Tenor das helle Timbre und die Durchschlagskraft der Stimme zu bewundern. Beiden waren aber auch das Nachdenkliche, das Zarte und das Lyrische wie in Brahms-Liedern nicht fremd. Und wie gut beide Solisten miteinander harmonierten, zeigten Puszta, Csardas und Zigeuner. Ein umherschlendernder «Armer Wandergesell», das Bekenntnis «Gern hab’ ich die Frau’n geküsst» und das hinreißende «Liebe, du Himmel auf Erden» sorgten für Mitsummen und lang anhaltenden Applaus. Zwischen Zarewitsch und Paganini schlug das Pendel aus.

Tiefe des Sentimentalen

Die Vielfalt der Melodien und das Einfühlungsvermögen des Duos Christine Ganslmayer und Erwin Feith loteten die Tiefen des Sentimentalen aus. Um des Reimes willen stammte am Ende von «Victoria und ihr Husar» die «Mama aus Yokohama.»

Der musikalische Leiter Jürgen Klatte spielte am Flügel erst majestätisch-feierlich, dann rasant-virtuos, teilweise jazzig angehaucht. Edvard Griegs «Hochzeitstag auf Troldhaugen» mit rhythmischer Tücke glückte trotz anhaltenden Pausengemurmels. Ein kurzweiliger Abend, der zeigte, dass Reisen auch dann Spaß macht, wenn man keinen Fuß vor die Tür setzt. Wie es im «Vetter aus Dingsda» heißt: «Dann nehm’ ich Erinnerung als einzges Gepäck.» Nicht die schlechteste Wahl. UDO GÜLDNER