130 Stimmen singen Weihnachtsoratorium

20.12.2015, 18:47 Uhr
130 Stimmen singen Weihnachtsoratorium

© Foto: Udo Güldner

Noch ist der Heiland nicht da. Aber schon ist die Freude groß. Mit lautstarken Pauken, schimmernden Trompeten und jubelndem Gesang ersehnt der Chor der Gläubigen dessen Ankunft. Ein beeindruckender Auftakt, den deutlichsten Eindruck hinterlässt aber Bassbariton Michael Wolfrum (Bayreuth).

Sein stimmgewaltiger Lobpreis „Großer Herr und starker König“ dringt nicht nur bis in die hintersten Kirchenbänke, sondern auch tief in die Herzen der Zuhörer. Darinnen diese das Jesuskind aufnehmen sollen wie in einer Krippen.

Als Evangelist darf der Tenor Christopher Kessner (Nürnberg), instrumental beinahe unbegleitet, von den Hirten auf dem Felde berichten, die er mit Rayna Voigt an der Querflöte aufsucht. Nachdem eine pastorale Sinfonia die Szene mit himmlisch herabschwebenden Streichern und volkstümlich tänzelnden Holzbläsern ausgeleuchtet hat. Als verkündender Engel erklingt die glockenhelle Stimme der Sopranistin Michaela Aichele (Nürnberg).

Die lyrischen Momente gestaltet die zarte Alt-Stimme Johanna Sanders (Baiersdorf). Gemeinsam mit Juliane Sigler und Xavier Duss, die ihre lieblichen Oboen d’amore als Duettpartner kraftvoll und doch geschmeidig spielen, bereitet sie die „Braut“ Zion auf deren göttlichen Bräutigam vor. Stimmlich sicher, dabei innerlich unsicher, antwortet der Choral mit einer Melodie des Barock-Dichters Paul Gerhardt, die sich wie ein Grundton durch das Geschehen ziehen wird.

Der Friede ist in die Herberge eingekehrt. Damit er auch die übrige Erde erfasst, singt der Chor der Gläubigen vom Wunsch nach Frieden. Schon alleine der Aufwand für das barocke Kleinod ist beeindruckend. Fast 100 Stimmen der Großen Kantorei der Johanniskirche, etwa 30 Musiker der Vogtland-Philharmonie Greiz-Reichenbach und vier Solisten jauchzen und frohlocken unter Gesamtleitung der Dekanatskantorin Stephanie Spörl. Schließlich machen sich die Hirten auf den Weg, die frohe Kunde zu verbreiten.

Dabei vereint Bach mit Bass und Sopran die beiden vokalen Extreme, die alle Menschen umfassen und „Deine holde Gunst und Liebe“ besingen. Bachs „dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören“ nehmen sich die Sängerinnen und Sänger des Chores so zu Herzen, dass beim Zuhören schnell vergessen ist, dass hier keine professionellen Stimmen den Ton angeben.

Wie hatte doch der Evangelist gesprochen: „Und die Hirten kehrten wieder um, und preiseten und lobten Gott um alles, das sie gesehen und gehöret hatten.“ Den Zuhörern bei diesem Höhepunkt des Konzertjahres dürfte es ähnlich gegangen sein.

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