700 Jahre Stadt Waischenfeld müssen gefeiert werden

5.3.2015, 19:46 Uhr
700 Jahre Stadt Waischenfeld müssen gefeiert werden

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700 Jahre Stadt Waischenfeld müssen gefeiert werden

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Am 8. Dezember 1315 unterzeichnete König Ludwig in Burglengenfeld ein Dekret. Darin zeigt er sich „dem Edelmann Conrad von Schlüsselberg“ für dessen militärische Dienste in der Schlacht von Gammelsdorf (1313) gegen den Habsburger Konkurrenten Friedrich und seine Loyalität bei der umstrittenen Königskrönung von 1314 erkenntlich. Dieses Dekret ist die „Geburtsurkunde“ Waischenfelds als Stadt und als Markt.

Für Konrad II. von Schlüsselberg zahlte sich die Loyalität aus. Mit der Ernennung von Waischenfeld zur Stadt, dessen Burg und Dorf er Jahre zuvor dem Bistum Bamberg abgekauft hatte, war der wirtschaftliche Aufschwung so gut wie sicher. In weiteren Urkunden Ludwigs 1316 und 1322 wurde um die Stadt eine halbe Bannmeile gelegt und die Strafe für eine „Übertretung“ auf „10 Pfund Heller“ festgelegt. Außerdem erteilte König Ludwig seinem Kriegsgefährten das „ewigliche“ Wohn- und Handelsrecht für Juden, also eine hübsche zusätzliche Einnahmequelle. In Waischenfeld finden sich heute nur noch wenige Spuren der „Stadt“. An zwei Stellen ist noch eine Stadtmauer zu finden: beim „Bodershaus“ (heute Rathaus II) hinter der Hochwasser-Flutmauer und am Eingang zum „Börgla“ in einem Garten.

Noch 1820, als der „Rentamtaktuar“ mit Namen Jacob Reiselsberger gereimte Geschichtsforschung betrieb, war das anders. Er schrieb über die Stadtmauer: „Ich ließ sie herummessen und sie enthielt 5000 baierische Schuh“. Ein Schuh entspricht etwa 29 Zentimetern. Somit war die Stadtmauer fast zwei Kilometer lang.

Im Pausenhof der Grundschule, links an der Betonmauer, ist auf dem Kopf stehend noch das Schlüsselberger-Wappen zu finden: ein Überbleibsel des an Stelle der heutigen Schule 1969 abgebrochenen „Kasten- oder Rentamtes“. Alte Akten besagen, dass das Wappen über dem Hauseingang in der Mauer eingelassen war. Die vier Stadttore sind im 19. Jahrhundert abgebrochen worden. Eines bei der Stadtmühle (das Mühltor, 1838), eines bei Autowerkstatt Seger (unteres Tor), eines auf der Höhe der Schreinerei Neuner (hinteres Tor) und das Obere oder auch Bamberger Tor am Weg zum Friedhof nach dem Pfarrhaus-Anbau.

Michel Hofmann, Würzburger Staatsarchivdirektor, beschreibt: „Die Stadt ist durch eine Mauer (mit Türmen und Toren) und durch einen (nassen oder trockenen) Graben davor scharf umgrenzt und gegen Feinde geschützt. Die Mauer gilt als wesentlich für den Stadtcharakter. Durch die Ummauerung wird die Stadt zur Burg, weshalb ihre vollberechtigten Einwohner ,Bürger‘ heißen. Die Stadt war Kraft kaiserlichen oder fürstlichen Privilegs meist mit einer Bannmeile versehen, innerhalb der jeder Gewerbebetrieb, vor allem jede Bierbrauerei (über den Eigenbedarf hinaus) und jeder Handel ohne Zustimmung der Stadt bei hoher Strafe verboten war. Dadurch war das wirtschaftliche Leben eines Landstriches in der zugehörigen Stadt konzentriert, deren Bürger eifersüchtig ihre Vorrechte wahrten. Auf den Dörfern gab es im Mittelalter außer den unmittelbarsten landwirtschaftlichen Bedürfnisgewerben (Mühle, Schmiede) kaum einen Handwerker, bestimmt keinen Bierbrauer (nur Zapfenwirte) und auch keinen Laden. Daher die Bedeutung der städtischen Werkstätten und Geschäfte, nicht zuletzt des städtischen Wochenmarktes.

Originaler Urkundentext (Ausschnitt) zur Stadterhebung von 1315:

„Wier Ludwig von Gottes Gnaden Römischer König, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs .p. thuen Kund, daß wier durch besondere Liebe, Treue und Dienst, deß Edlen Mannes Conrad von Schlüsselberg, das Dorff zu Weischenfelt Ewigliche freyen und in all die Recht, die zu der frey sollen gehören verliehen und geben, nach all der freyung, die unnsere Vorfahren Selige Kayser und König der Statt zu Bamberg verliehen und geben haben (. . .). Wir geben auch dem vorgenanten Dorff alles das Marckh Recht das andern Märckhen gewöhnlichen und Redlichen geben ist“.

Die Urkundenabschrift entstand in Bamberg am 15.10.1666 und wurde zur Sicherheit 1711 in ein sogenanntes „Copialbuch“ übertragen, damit der Textinhalt nicht mehr verloren geht. Das Original befand sich damals im Fürstbischöflichen Archiv. Die Abschrift war ein Ersatz für die „im 30-jährigen Kriege verloren gegangenen“ Privilegien.

Das Jubiläumsprogramm:

30. Mai, 14 Uhr: Geführte Wanderung: Auf dem Burgenweg um Waischenfeld mit dem Stadtherold Wolfgang Huppmann

30. Mai bis 30. Juni: Fotoausstellung „Handwerker und Geschäftsleute im vorigen Jahrhundert“ in den ehemaligen Verkaufsräumen von Willibald Sponsel

6. Juni, 20 Uhr, „700 Jahre – 700 Sänger/innen“ — Konzert am „Steinernen Beutel“

12. bis 14. Juni: „25. Heimattag der Fränkischen Schweiz“ in Waischenfeld

15. bis 16. August, ab 10 Uhr: Waischenfeld feiert 700 Jahre „Stadterhebung“ in der historischen Altstadt: großes Programm auf zwei Bühnen

9. bis 18. Oktober, ab 18 Uhr: „Waischenfeld leuchtet“ — Romantische Illumination vom Stadtkern bis zur Burg

31. Dezember, ab 19.30 Uhr: Große Silvesterfeier in der Bürgerhalle

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