Am Bahnhof fährt kein Aufzug nach irgendwo

6.3.2018, 06:00 Uhr
Am Bahnhof fährt kein Aufzug nach irgendwo

© Foto: Ralf Rödel

Mitte Dezember wurde im Bahnhof die neue Unterführung eröffnet. Hier sind vier Fahrstühle vorgesehen: Zwei sollen auf der Ost- und auf der West-Seite den barrierefreien Zutritt zur Unterführung ermöglichen. Zwei weitere Aufzüge sollen gehbehinderte Menschen oder Reisende mit schwerem oder sperrigem Gepäck von dort auf die Bahnsteige transportieren respektive von oben nach unten. Aber: nichts geht.

Alfons Plenter von der Bahnfirma DB Netz AG in Nürnberg wäscht seine Hände in Unschuld: "Bei den Bahnsteigaufzügen in Forchheim wurden Mängel an der Fangvorrichtung festgestellt, die vom Hersteller, der Firma Schindler noch behoben werden müssen. Daran anschließend erwarten wir die Abnahmen und Inbetriebnahme. Ein Termin konnte uns von der Firma Schindler nicht benannt werden."

Kein verbindlicher Termin

Dasselbe gelte für den Bahnhalt in Kersbach, erklärt Plenter schriftlich auf NN-Anfrage: "In Kersbach mussten elektronische Bauteile ausgewechselt werden. Hier gehen wir von einer Inbetriebnahme der Aufzüge in den nächsten Tagen aus." Diese Aussage wurde am 28. Februar verschickt.

Die Herstellerfirma Schindler, Berlin, hatte zuletzt als Fertigstellungstermin in Forchheim die Kalenderwoche 10 genannt. Das ist die laufende Woche. Der Augenschein sieht anders aus: Beide Aufzugkabinen sind vorhanden, aber mit Baustellenzäunen unzugänglich gemacht. Die Lifte an der Ost- und West-Seite existieren überhaupt nicht. Auf dem Schachtboden des "städtischen" Aufzugsschachtes sammelt sich aber jede Menge Müll. Wenn es zutrifft, was bei der feierlichen Eröffnung der Unterführung von Klerus und Politik beschworen wurde, nämlich dass ein Bahnhof die erste Visitenkarte einer Stadt ist, die sie ihren Besuchern zeigt, dann: Gute Nacht, Forchheim.

Alfons Plenter von der Deutschen Bahn: "Ich bin sehr verärgert." Dadurch ändert sich allerdings nichts an der Situation. Eine schriftliche Anfrage an die Firma Schindler blieb gestern unbeantwortet.

Die Interimslösung am Kersbacher Bahnhalt mit zwei "lebenden" Aufzügen, nämlich zwei Angehörigen eines Sicherheitsdienstes, die Reisenden mit schwerem Gepäck halfen, wurde schnell aufgegeben, gibt Plenter zu: "Die Helfer wurden zurückgezogen auf Grund von Missverständnissen von Fahrgästen über die Aufgabe der auf dem Bahnsteig verweilenden Kräfte." Mit anderen Worten: Reisende fragten sich, was denn das für Leute sind, die nach ihrem Gepäck greifen. Ludwig Preusch (FW), Stadtrat aus Kersbach, ärgert das: "Wenn es Beschwerden wegen des Aussehens der komplett schwarz gekleideten Helfer gegeben hat, so wäre auf ein anderes Auftreten zu dringen gewesen anstatt die Leute abzuziehen."

Von einer "großen Sauerei" spricht Sebastian Körber (FDP), Beauftragter des Stadtrates für Barrierefreiheit, als er auf die Aufzüge angesprochen wird: "Der eine schiebt die Schuld auf den anderen." Als Architekt könne er allerdings "aus leidvoller Erfahrung" bestätigen, dass der Bauherr, in diesem Fall die Bahn, einen Fahrstuhl nicht abnehmen könne, solange der Tüv ihn nicht freigegeben hat.

4 Kommentare