An Heiligabend steht der Chef selbst am Tresen

29.12.2011, 18:13 Uhr
An Heiligabend steht der Chef selbst am Tresen

© Alexander Hitschfel

Heiligabend gegen 21 Uhr: In der Forchheimer Polizeidienststelle zieht ein feiner Bratengeruch durch die Dienststelle. Dienstgruppenleiter Thorsten Panzner (38) sorgt mit seiner Dienstgruppe an diesem besonderem Abend dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger beruhigt Weihnachten feiern können. Er hat mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Nachtschicht an Heiligabend übernommen, die bis in die frühen Morgenstunden des ersten Weihnachtsfeiertages geht.

„Dass wir heute an Heiligabend arbeiten müssen, hat mit dem ganz normalen Schichtrhythmus zu tun“, erklärt Panzner. Das wechsele halt immer durch. „Wir begehen das Weihnachtsfest gemeinsam, soweit es das Dienstgeschehen erlaubt“, erzählt der 38-Jährige. „Wir haben ein Abendessen vorbereitet; es gibt Spießbraten, Kloß und Blaukraut“, erläutert der Beamte weiter, der hofft, dass die Einsatzlage es zulässt, dass man gemeinsam das Essen genießen kann.

Leider blieb an Heiligabend die Zelle in der Forchheimer Inspektion nicht leer. Die Beamten wurden zu Streitigkeiten gerufen. „Eigentlich wollten wir an Weihnachten nicht unbedingt jemand wegsperren“, sagt der Dienstgruppenleiter. Aber trotz aller Ermahnungen, überzog einer der Streithähne den Bogen und landete dann in der Ausnüchterungszelle.

„Meine Lebensgefährtin arbeitet auch bei der Polizei und verbringt den Heiligabend bei ihrer Familie“, erzählt Panzner. Den ersten Weihnachtsfeiertag werde er aber gemeinsam mit der Lebensgefährtin im Kreise der Familie verbringen. Arbeiten an Weihnachten? „Das ist nun mal der Job eines Polizisten, da muss man durch“, schmunzelt der Beamte.

Manuela Batz, Inhaberin der Aral-Tankstelle im Forchheimer Norden, steht an Heiligabend selbst hinter dem Verkaufstresen. Ihren Angestellten hat sie am diesem Abend freigegeben. „Ich habe bis 20 Uhr im Kreise meiner Familie und mit meinen zwei Kindern gefeiert, die beide schon volljährig sind. Und jetzt mach ich halt noch die restlichen drei Stunden, bis die Tankstelle um 23 Uhr schließt, Dienst“, erklärt sie.

Mit gutem Beispiel voran

„Klar hätte ich lieber noch weiter mit der Familie gefeiert, aber man soll als Chefin immer mit gutem Beispiel vorangehen“, meint Manuela Batz. Schließlich könne man von seinen Angestellten nicht das verlangen, was man selbst nicht machen würde, findet die Tankstellenbesitzerin.

Ähnlich sieht das auch Max Sträßner, Juniorchef im Bistro „Na logisch“ in der Daimlerstraße. „Wir hatten heute von 14 bis 19 Uhr geschlossen und haben Weihnachten mit der Familie gefeiert, jetzt arbeiten einzig und allein mein Vater und ich“, erzählt der 19-Jährige. Kellnerin Katja Telicina (18) ist – trotz Weihnachten – freiwillig zum Bedienen gekommen ist. „Bei uns gibt es an Weihnachten nur zwei Alternativen: entweder die Chefs arbeiten oder wir lassen zu“, erklärt Sträßner. „Unseren Angestellten wollen wir das nicht zumuten, an Weihnachten zu arbeiten.“

Für Karlheinz Dittrich (61) aus Forchheim ist es ein trauriges Weihnachten; seine Mutter ist vor einer Woche gestorben. Dittrich koordiniert den Funkdienst in der Taxizentrale am Forchheimer Bahnhof. Neun Taxiunternehmen teilt er über Funk je nach Auftragslage zu den verschiedenen Fahrten ein. „Die Taxi-Zentrale ist wie eine zweite Familie für mich geworden“, sagt der allein stehende Rentner. „Ich liebe meinen Beruf; ich hab Abwechslung und versinke nicht in traurigen Gedanken“, erzählt der 61-Jährige. „Hier kann man mit netten Kolleginnen und Kollegen reden, da fällt einem wenigstens nicht die Decke auf den Kopf.“

Nicht weit von der Taxizentrale entfernt hat der 53-jährige Karl-Heinz Welker aus Forchheim am Heiligenabend Dienst. Er arbeitet als Fahrdienstleiter bei der Deutschen Bahn AG und koordiniert den Zugverkehr auf der Strecke zwischen Eggolsheim und Erlangen sowie nach Ebermannstadt. An seinem großen Schaltpult blinken die ein- und ausfahrenden Züge auf. „Seit einem Jahr hat die Ansagerei der ein- und ausfahrenden Züge über Lautsprecher nun auch ein Ende“, erzählt der 53-Jährige. „Das übernimmt jetzt der zentrale Ansagedienst in Nürnberg.“

Welker hat am 23./24. und am 25. Dezember Schichtdienst. „Da bleibt wenig Zeit zum Feiern“, sagt er. Aber am zweiten Weihnachtsfeiertag werde alles nachgeholt. „Meine zwei Kinder sind bereits volljährig, da ist es nicht so schlimm, wenn der Papa an Weihnachten nicht daheim ist“, meint Welker und schaut trotzdem etwas wehmütig auf das Weihnachtsbäumchen, das im Fahrdienstleiterbüro über dem Forchheimer Bahnhof steht.

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