Appell an die Diebe: Gestohlene Kirchen-Kunst in Gößweinstein zurückbringen

4.12.2019, 13:01 Uhr
Appell an die Diebe: Gestohlene Kirchen-Kunst in Gößweinstein zurückbringen

© Petra Malbrich

In zwei Kirchen und einem Museum im Landkreis Forchheim wurden sakrale Gegenstände und Kunstwerke gestohlen – alleine in diesem Jahr. Dazu kommen mehrere Opferstockaufbrüche. Die Geschädigten in Gößweinstein erhoffen sich nun durch diesen Adventsaufruf, dass die Täter die Ware zurückbringen.

Die Adventszeit ist nicht nur eine besinnliche Zeit, sondern bringt den einen oder anderen vielleicht zur Besinnung. Das ist die große Hoffnung des Wallfahrtsmuseums in Gößweinstein, deren Verantwortlichen einen großen Weihnachtswunsch haben: die Rückkehr der weiß-roten Schweinchen.

Es geht um das kleine Bild mit der Muttersau und ihren acht Ferkeln, über denen die Gottesmutter auf Wolken schwebt. "Das auf Holz gemalte Votivbild wurde im Frühsommer aus seiner Verankerung an der Bilderwand gelöst und wird seitdem im Museum schmerzlich vermisst", sagt Regina Urban, die Leiterin des Wallfahrtsmuseums. Doch auch andere Gemeinden vermissen sakrale Gegenstände oder Figuren, die sogar am hellichten Tag aus den Kirchen oder Kapellen gestohlen wurden.

Bald Videoüberwachung in den Kirchen?

Drei Diebstähle dieser Art passierten im Landkreis im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Ebermannstadt. Neben dem Votivbild in Gößweinstein wurde im Zeitraum zwischen dem 1. und 14. Juni ein Engel vom linken Seitenaltar, dem Marienaltar, der Weißenoher St. Bonifatius Kirche gestohlen. Es war ein Unikat aus dem Jahr 1725 und wird von der katholischen Pfarrei auf einen Wert von 800 Euro beziffert.

"Der Wert für das Gesamtbild in der Kirche ist jedoch nicht bezahlbar. Ein Original ist eben nicht ersetzbar", sagt Pfarrer Andreas Hornung dazu. Der Engel war ungesichert, somit leicht zu entwenden. Doch die Weißenoher Kirche hat Konsequenzen daraus gezogen. "Es wurde die Polizei informiert, sowie die übrigen Engel aus der Kirche genommen, da ein Risiko darin bestand, dass der Täter noch einmal zuschlägt und sein Diebesgut um ein artgleiches Stück erweitert", erklärt Hornung.

Zudem wurde mit dem Kunstsachverständigen im Erzbistum gesprochen und über Maßnahmen zu Sicherung der Figuren und einer Überwachungskamera nachgedacht. Zur Videoüberwachung der Kirchen rät auch Manfred Hänchen, der Dienststellenleiter der Ebermannstädter Polizei. Und dazu, die Figuren und andere Kunstwerke abzufotografieren und in einem Album zu hinterlegen. Das hätten bereits viele Pfarreien, aber noch nicht alle gemacht.

Ein Kunstliebhaber oder Banden?

"Das Landeskriminalamt in München hat eine Sammlung dieser Gegenstände und kann abgleichen, wenn Hinweise eingehen", erklärt Hänchen. Weder im Fall des Votivbildes mit den Schweinchen, noch bei dem Weißenoher Engel oder dem gestohlenen Kreuz in der Kapelle Heidebrünnel in Weilersbach gibt es Hinweise auf den oder die Täter.

Auch das versilberte Kreuz in einer mit Metallgitter gesicherten Nische war mitten am Tag entwendet worden. Das war am 23. August dieses Jahres. "Niemand weiß, ob es sich bei den Tätern um Aufträge von Banden handelt oder ob es einzelne Kunstliebhaber waren", ergänzt Hänchen. Nahezu ausschließen hingegen kann die Polizei, dass Wut auf die Kirche hinter den Diebstählen steckt.

"Bei Wut wäre zerstört worden", meint Hänchen. Im Zuständigkeitsbereich der Forchheimer Polizeiinspektion wurden in diesem Jahr mehrere Opferstöcke aufgebrochen. Was der oder die Täter gleich zu Jahresbeginn in der Sakristei in Hallerndorf entwenden wollten, bleibt offen, denn der Versuch, die Holztüre zur Sakristei in der Kirche am Kreuzberg aufzuhebeln, scheiterte, wie Alexander Stieg, der Ermittlungsleiter der Forchheimer PI erklärt.

Vor der Kirche Schmiere gestanden

Dafür gab es einen Erfolg bei der Ermittlung der Täter, die Opferstöcke aufgebrochen haben. Dank der Videoüberwachung wurden die Täter sogar auf frischer Tat ertappt. Das war im März in der St. Martin Kirche in Forchheim. Die Täter hatten versucht, mit Leimruten, einem so manipuliertem Klebeband das Geld aus dem Opferstock zu holen. In diesem Fall waren es mehrere Täter, einige standen vor der Kirche Schmiere.

Im Juli wurde in der St. Martinskirche die Sparbüchse der Spendenaktion Jakobsweg Ehrenbürg gestohlen und in der Kirche in Wiesenthau wurden zwei Holzopferstöcke aufgehebelt. Entnommen wurden ungefähr 25 Euro, der Sachschaden betrug 150 Euro. Unter dem Begriff Kleinkriminalität oder Beschaffungskriminalität fallen diese Opferstockdiebstähle.

"Die Täter sind meist Leute ohne festen Wohnsitz, Osteuropäer, wie die durch Videobeweis überführten, oder Jugendliche", so Stieg. Sowohl Opferstockaufbrüche als auch den Diebstahl sakraler Gegenstände gab es schon immer. Für Regionaldekan und den Forchheimer Pfarrer Martin Emge nehmen diese Fälle aus persönlicher Sicht hingegen zu. Besonders hart getroffen hat der Diebstahl in der Kersbacher Kirche und Sakristei im vergangenen Jahr.

"Leihfrist" endet an Weihnachten

"17 Liturgische Geräte. Kelche, Schalen, Silberkännchen, Monstranz und - für uns der schmerzlichste Verlust: die Ottilienreliquie", sagt er. Materieller Schaden: rund 20.000 Euro. "Das LKA vermutet eine organisierte Bande aus dem tschechisch- rumänischen Raum", sagt Emge. Ein Tresor wurde angeschafft, Videoüberwachung folgte. Auch wenn die ersten Ermittlungen ergebnislos verlaufen, komme es gar nicht so selten Jahre später doch zu einem Treffer, erklärt Stieg.

Nicht als Diebstahl, sondern als "Ausleihe" wollen es die Gößweinsteiner betrachten. Die "Leihfrist" endet an Weihnachten und Museumsleiterin Urban bittet, dieses Datum nicht zu überschreiten. "Die Rückführung der Leihgabe darf gerne anonym erfolgen, beispielsweise über den Postkasten vor dem Pfarrhaus. Von einer Anzeige wird aber auch bei persönlicher Rückerstattung des Bildes ausdrücklich abgesehen", betont Urban. Das wäre auch für die anderen Pfarreien ein schönes Weihnachtsgeschenk.

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