Ärger über Hundekot: "Auswärtige" gehen in Kirchehrenbach Gassi

24.6.2020, 17:28 Uhr
Befreit ohne Leine zu laufen, ist Hunden ein Grundbedürfnis. Dennoch sorgt das immer wieder für Ärger zwischen Hundehaltern, Landwirten und Pferdebesitzern.

© NB Befreit ohne Leine zu laufen, ist Hunden ein Grundbedürfnis. Dennoch sorgt das immer wieder für Ärger zwischen Hundehaltern, Landwirten und Pferdebesitzern.

Die Bürgermeisterin weist in ihrem Brief darauf hin, dass der Hundekot „nicht nur ein unerfreulicher Anblick, sondern auch gefährlich“ sein könne, da der Kot auf Wiesen Krankheiten auf Tiere übertragen könne, etwa dann wenn aus dem Gras Heu gemacht werde.

Ein Kalb von Landwirt Thomas Nimmerrichter sowie eine Stute samt Fohlen im Reitstall von Bernd Gebhard seien deshalb bereits gestorben. Auch Stöcke seien immer wieder in den Wiesen der Landwirte gefunden worden, wodurch Schäden an Maschinen entstehen.

Mischlingsrüde Spike möchte auch mal ohne Leine flitzen können. Sabine Pittel und ihr Mann Richard Hohnerlein setzen sich für einen eingezäunten Hundespielplatz ein.

Mischlingsrüde Spike möchte auch mal ohne Leine flitzen können. Sabine Pittel und ihr Mann Richard Hohnerlein setzen sich für einen eingezäunten Hundespielplatz ein. © NB

Die Formulierung und die Vorwürfe an die Hundehalter stören Richard Hohnerlein an dem Brief besonders. Es seien nur die Einheimischen angesprochen, wo doch viele Wanderer das Walberla hochlaufen und viel Müll – nicht nur Hundekot – hinterlassen, pflichtet seine Frau Sabine Pittel bei. „Wir konnten aus datenschutzrechtlichen Gründen natürlich nur die Einheimischen anschreiben“, sagt der zweite Bürgermeister Michael Knörlein (CSU) auf Nachfrage. „Wir wissen aber, dass viele Auswärtige zum Gassigehen nach Kirchehrenbach kommen.“

Vor vier Jahren habe Richard Hohnerlein der Bürgermeisterin angeboten, dass er eine landwirtschaftliche Fläche kaufe und die Gemeinde daraus eine eingezäunte Hundewiese machen könne. „Es kam keine Reaktion“, sagt der Kirchehrenbacher, der jetzt eine Petition gestartet hat, die alle unterschreiben können, die seine Forderungen unterstützen (www.hohnerlein.de/blog/hundespielplatz/).

Der Besitzer eines vierjährigen Mischlingsrüden wünscht sich in der Gemeinde einen eingezäunten Hundespielplatz, mehr Mülleimer und Kotbeutelspender. Da das freiwillige Angebot kein Gehör fand, schlägt er jetzt öffentlich die Werbetrommel. Denn vor zwei Jahren habe ein Landwirt der Gemeinde eine Wiese angeboten – auch darauf sei keine Reaktion aus dem Rathaus gekommen, so Hohnerlein. Man diskutiere das Thema in der Politik schon länger, bestätigt Knörlein, dessen Partei das Thema sogar im Wahlprogramm aufgenommen hatte. „Wir schauen aktuell, welche Grundstücke von der Gemeinde geeignet wären und führen bereits Gespräche mit Landwirten, gegebenenfalls ein passendes Grundstück zu pachten“, sagt der zweite Bürgermeister, der verspricht, das Thema nach dem Urlaub von Anja Gebhardt in einen der nächsten Ausschüsse einzubringen.

„Wir wollen ein Gesamtkonzept beraten, auch mehr Mülleimer und Kotbeutelspender sollen aufgenommen werden“, so Knörlein. „Wir wollen die Hunde ja nicht verbieten.“

Ein gutes Miteinander zwischen allen Beteiligten ist auch Hohnerlein wichtig. „Ein eingezäunter Freilauf wäre für alle gut – für Hunde, Halter, Landwirte, brütende Vögel und andere Spaziergänger“, so Hohnerlein. „Man könnte das Problem beheben und für Ruhe zwischen allen Beteiligten sorgen.“ Außerdem würde es das Sozialverhalten immens stärken, wenn die Hunde ohne Leine spielen können, sagt Hohnerlein, der eine Hundewiese auch als touristischen Vorteil sieht. Im Urlaub in Österreich habe er gute Beispiele von Freilaufflächen gesehen.

Um das Projekt zu finanzieren, schlägt er vor, neben den Einnahmen der Hundesteuer – 60 Euro für den ersten, 80 Euro für den zweiten sowie 100 Euro für jeden weiteren Hund zahlen die Einwohner der Verwaltungsgemeinschaft – eine Spendenbox aufzustellen.

Ein paar Regeln gibt es bei einem Hundefreilauf allerdings zu beachten. Das weiß Vanessa Bähr, die in Forchheim als professionelle Dogwalkerin arbeitet. „Ich habe eine Zeit lang in Berlin gelebt, da gibt es an jeder Ecke einen Freilauf“, so die Betreiberin des Gassiservices „Zeit für Helden“. „Die werden aber meist von Ehrenamtlichen betreut, die sich kümmern, dass der Zaun noch ausbruchsicher ist oder die den Kotbeutelspender auffüllen.“

Sie sieht einen Hundefreilauf als sinnvoll für Hunde, die jagen oder nicht abrufbar sind. Es berge aber auch Gefahren, wenn dieser nicht gepflegt wird und die Menschen (und Hunde) nicht respektvoll miteinander umgehen. „Man muss an die Vernunft der Leute appellieren und es muss Regeln geben, denn viele Besitzer erkennen nicht, wenn ihr Hund nicht mit anderen spielen möchte.“

Es brauche also ein Konzept, dass etwa nicht zu viele Hunde gleichzeitig auf dem Platz sind und sich jemand für die Kontrolle verantwortlich fühlt. „Den Wunsch nach einem Freilauf kann ich gut verstehen, für Hunde ist nichts schöner als ohne Leine zu laufen“, sagt Vanessa Bähr.

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