Aus dem Nichts: Unsere neue Artikel-Serie im Kreis Forchheim

22.11.2020, 06:00 Uhr
"Here for you"? Wie lange noch? Und das Adventskalenderrathaus im Schnee gibt es heuer auf keinen Fall. Was aber nicht allein am fehlenden Schnee liegt. 

© Edgar Pfrogner "Here for you"? Wie lange noch? Und das Adventskalenderrathaus im Schnee gibt es heuer auf keinen Fall. Was aber nicht allein am fehlenden Schnee liegt. 

Sie spüren es doch auch, oder? Irgendetwas fehlt. Damit meine ich aber nicht den Schnee, die Kälte oder den Dauerregen im taubtrüben Dunst des Novembers. Nein, ich meine: das Nichts. Es ist da, insofern fehlt es nicht, aber es fühlt sich eben so an, als ob etwas fehlte. Die Vorfreude auf Weihnachten wie wir es kannten zum Beispiel. Wenn Sie in sich hineinhorchen – da ist nichts. Zumindest bei mir.

Weihnachten wie wir es in Forchheim kannten: Dazu gehört der Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz. So herrlich kann man sich darüber echauffieren, ob er nun schön und groß genug ist oder nicht, was ihm fehlt oder was zu viel ist, ob die Buden ein gutes Angebot haben oder eben nicht. Das alles fällt heuer weg. Wenn überhaupt etwas aufgebaut werden kann, dann so genannte „Weihnachtsinseln“ mit einem eingeschränkten Angebot, einem beschränkten Zugang („wegen Corona“) und dem Gefühl: Irgendetwas fehlt.

Keine Engel, kein Kalender

Zum Beispiel die Engel und das Adventskalenderrathaus. Gerade hatten wir uns an den Gedanken gewöhnt, dass diesmal eine Art virtueller Adventskalender an die Wand geworfen wird, dass aber reale Engel (also junge Frauen, genauer gesagt) die Lose ziehen – beinahe wie immer. Aber nein: Den Adventskalender gibt es heuer nicht, auch keine Eisenbahnausstellung, keine Kunsthandwerkerbasare, kein Fuchsenkripperla, kein Weihnachtskonzert – nichts von alledem.

Schauen wir in die Dörfer: Es gibt auch dort keine Weihnachtsmärkte, also auch keine Strick- und Bastelnachmittage im vertrauten Kreis. Es gibt keine Aktivitäten in den Sportvereinen, keine in den Jugendtreffs, keine geöffneten Wirtschaften, wahrscheinlich ab Dezember nicht mal mehr geöffnete Dorf- und sonstige Läden. Das Nichts existiert ja nicht nur in Sachen Weihnachten, es ist beinahe allumfassend. Auch im Layout dieses Artikels fehlen einige Zeilen, weil es dort einfach nichts zu schreiben gibt.

In den nächsten Wochen wollen wir dieses Nichts in Stadt und Land sichtbar machen. Unsere Redaktion und unsere redaktionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwärmen aus und zeigen – das Nichts. In Wort und Bild. 

Wir fragen nach: Was macht dieses Nichts mit uns, mit dem Dorf, dem Stammtisch, dem Verein, der Geselligkeit an sich? Vielleicht auch mit der Demokratie in unserem Land? Immerhin wurden die Bürgerversammlungen abgesagt, und wer geht jetzt noch in eine Gemeinderatssitzung, wenn er nicht muss?

Gerne können Sie uns als Leserinnen und Leser, als Userinnen und User auch Hinweise schicken auf das Nichts, immer dann, wenn Ihnen dessen Vorhandensein besonders auffällt. Wir werden versuchen, es gegebenenfalls auf- und ihm nachzuspüren: redaktion-forchheim@pressenetz.de oder Telefon (09191) 722020.

ULRICH GRASER

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