Craft Beer von Steffl Bräu

Aus Liebe zum Bier: Forchheimer macht aus Partykeller seine eigene kleine Privatbrauerei

1.12.2021, 07:56 Uhr
Der 44-jährige Stefan Lichtenegger ist Rettungsassistent, aber hat sich auch dem Bierbrauen verschrieben. Seinen Partykeller hat er zur Privatbrauerei Steffl Bräu umgebaut.  

© Udo Güldner, NN Der 44-jährige Stefan Lichtenegger ist Rettungsassistent, aber hat sich auch dem Bierbrauen verschrieben. Seinen Partykeller hat er zur Privatbrauerei Steffl Bräu umgebaut.  

In Forchheim-Buckenhofen braut sich was zusammen. Stefan Lichtenegger (44), den alle den Steff nennen, hat seinen ehemaligen Partykeller im Lindenweg zu einer kleinen Privatbrauerei umfunktioniert. Hier erblicken der Maibock, der Böhmische Traum oder das Hausbrauerbier das Licht der Welt. Wir haben Steffl Bräu besucht und uns erzählen lassen, wie es zur ersten Brauerei Buckenhofens in fast 800 Jahren Dorfgeschichte gekommen ist.

Zwei Jahre ist es her, dass ihm seine bessere Hälfte Simone die ersten Utensilien zum Selberbrauen geschenkt hat. Seither hat der Steff zwischen seinen Schichten als Rettungsassistent beim ASB Fränkische Schweiz viel herumexperimentiert. Mit einem handelsüblichen Kochtopf, einem Einkocher für Marmeladen oder einem Glühweinbehälter. „Ich habe mit zehn Litern angefangen.“ Zwei Monate danach werden es 20 Liter.

Für seine Freunde hat er einen Klostertrunk oder ein Schlöbberla abgefüllt. Alles im ganz kleinen Rahmen. Wie es viele Hobbybrauer halt so machen. Nur einen Unterschied gibt es. Der Steff ist Brauer und Mälzer, hat das Handwerk ab 1992 von der Pike auf gelernt. In seiner oberpfälzischen Heimat bei der Brauerei Kneitinger in Regensburg.

Echtes Bierbrauer-Handwerk: 8.000 Euro ins Equipment investiert

Als Geselle arbeitet er sogar noch einige Zeit nach der Ausbildung weiter. Dann ist für ihn allerdings Schluss im Sudhaus. „Mir gefiel es nicht, dass das Brauen immer mehr automatisiert und industrialisiert wurde.“ Die Maschinen und Computersteuerungen, das ist nicht mehr seine Welt. In all den Jahren seither schlummert die Leidenschaft für Hopfen und Malz aber weiter in ihm.

8000 Euro hat er investiert.

8000 Euro hat er investiert. © Udo Güldner, NN

Als er 2007 nach Buckenhofen kommt, der Liebe wegen, da keimt der Gedanke wieder auf. Doch für die angepeilten 12 Hektoliter jährlich muss er ein Nebengewerbe anmelden. Doch erst einmal gilt es, alle bürokratischen Hürden zu überspringen. Das Hauptzollamt Schweinfurt, die Berufsgenossenschaft, das Bauamt Forchheim, das Gesundheitsamt des Landkreises.

Liebe zum Handwerk: Craft Beer

Nachdem die Entscheidung gefallen ist, sucht der Steff nach dem richtigen Equipment. In Hessen wird er fündig, kann aus der Insolvenzmasse einer Brauerei günstig eine Anlage aus Maischebottich und Würzepfanne kaufen. Einen Würzekühler, einen Gärtank und eine Flaschen-Waschmaschine braucht es auch. Insgesamt sind es rund 8.000 Euro, die der Steff investiert. Das klingt nach wenig, weil er keine großen Umbauten am Gebäude machen muss.

Ein geschmackvolles Bier zu brauen, ist auch Maßarbeit.

Ein geschmackvolles Bier zu brauen, ist auch Maßarbeit. © Udo Güldner, NN

Was der Steff da macht ist eigentlich „Craft Beer“, nämlich ein handwerklich hergestelltes Bier. Doch mit den neumodischen Rezepten, in denen irgendwelche Früchte oder Gewürze in die Flasche geraten, hat er es nicht so. „Ich bin kein Panscher, sondern halte mich ans Reinheitsgebot.“ Das lasse einem so viel Spielraum. Steffls Spezialität ist die Zugabe von etwas mehr Kohlensäure. „Ich mag es gerne spritziger, eben kein totes Kellerbier.“ Überhaupt braut er nur die untergärigen Sorten, die er selbst gerne trinkt.

Zutaten aus der Region

Die Zutaten besorgt er sich aus der Region. Das Malz kommt von der Mälzerei Weyermann aus Bamberg. Der Hopfen entweder aus der Holledau oder von Michael Nützel aus Oberschöllenbach bei Eckental. Besonders der Grüne Hopfen, dessen frisch gepflückte Blüten eine ganz eigene Note geben, begeistern den Steff. „Das kostet etwas mehr, ich weiß aber auch, woher es kommt und dass die Qualität stimmt.“ Auch bei den Resten des Brauvorgangs bleibt es bei kurzen Wegen. Den Treber holt sich sein Nachbar Dietmar Kredel. „Seine Hühner freuen sich schon immer darauf.“

Nur wissen die Tiere nicht, wann wieder etwas kommt. Denn der Steff braut dann, wenn er zwischen all den Notfall-Einsätzen Zeit hat oder wenn wieder jemand eine kleine Menge für eine Geburtstagsfeier bestellt hat – mit der für die Herstellung und Reifung nötigen drei Monaten Vorwarnzeit. So blieb Steffl Bräu lange Monate ein Geheimtipp. Nur die Mundpropaganda sorgt dafür, dass die Mengen immer größer werden.

Das Hausbrauerbier, der Böhmische Traum und der Maibock: Für sie sind es insgesamt rund 8000 Euro, die Lichtenegger investiert.

Das Hausbrauerbier, der Böhmische Traum und der Maibock: Für sie sind es insgesamt rund 8000 Euro, die Lichtenegger investiert. © Udo Güldner, NN

Etwas Starthilfe bekommt der Steff von Christian Volkmuth von der Brauerei Lieberth in Hallerndorf und vom Hobbybrauer Daniel Stenglein aus Hirschaid. Die Mengen des Steffl Bräu sind eben nicht dazu angetan, die anderen Brauereien in der Nähe zu beunruhigen. Groß wachsen kann seine Hausbrauerei auch nicht. Das verhindert die Wohnbebauung ringsumher. Aber auch seine Einstellung, da er eben gerade keine Massenware herstellen möchte.

Nach Berlin, München, Sylt oder in den Schwarzwald

Der Steff macht alles selber: „Man muss viel improvisieren.“ Das ist eine Kunst, die er in mehreren Jahren als Zeitsoldat bei der Bundesmarine gelernt hat. Er entwirft und druckt seine eigenen Etiketten. Er reinigt und befüllt die Glasflaschen. Er verkorkt das Ganze mit Muskelkraft und verpackt es, wenn nötig, um es per Post in alle Himmelsrichtungen zu versenden. „Die Pakete gingen schon nach Berlin, München, Sylt oder in den Schwarzwald.“

Im Laden gibt es die Sachen vom Steffl Bräu bislang nicht. Nur bei ihm selbst. Die zwei Euro für den halben Liter beziehungsweise die 20 Euro für den Zwölferkasten decken gerade einmal die Herstellungskosten. „Ich mache das nicht des Geldes wegen, sondern aus Leidenschaft und lasse andere daran teilhaben.“

Wer das Bier des Steffl Bräu selbst probieren möchte, kann Stefan Lichtegger im Internet unter https://steffl-brau-buckenhofen.business.site/ oder in den sozialen Medien finden.

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