Aus schäbiger Ecke wird eine Altstadt-Perle

9.6.2011, 18:23 Uhr
Aus schäbiger Ecke wird eine Altstadt-Perle

© Ralf Rödel

In der sanierten St.-Martin-Straße 15 wohnt er mit seiner Familie selbst, in der Wallstraße machte er aus einer Scheune eine originelle Wohnung. „Ich habe einfach eine Liebe zum alten Bauobjekt“, sagt Kiesewetter. Der Inhaber einer Baustofffirma in Baiersdorf wird auch in der Waisenhausstraße eine sechsstellige Summe in die Sanierung eines Hauses stecken, das seit Jahren als einer der Schandflecke der Altstadt gilt.

Einst war hier in einem Nebengebäude ein Waschhaus; im Haupthaus war ab 1953 eine Mineralwasserfabrik untergebracht, von der ältere Forchheimer noch heute erzählen. Doch in den letzten Jahren kam das Haus immer mehr herunter.

„Traumhafte Aufgabe“

Die Architekten Dirk Raffegerst (Bamberg) und Oliver Reiss (Nürnberg), mit denen Kiesewetter schon lange zusammenarbeitet, haben den Auftrag für die Waisenhausstraße bekommen. Raffegerst spricht von einer „traumhaften Aufgabe“. Die Herausforderung sei, die Geschlossenheit des alten „Vierseit-Bauernhofes“ zu erhalten. Alle Seiten sind auf die Grundstücksgrenze bebaut, wodurch zum Beispiel der Brandschutz eine große Rolle spielen werde.

Nachdem das Anwesen im vergangenen Sommer von der Familie Kiesewetter gekauft wurde, erforschten Reiss und Raffegerst erst einmal die Substanz. Nach einer Untersuchung der Balken erwies sich die Scheune in Richtung Egloffsteinstraße als ältester Bauteil. Er stammt aus dem Jahr 1555. Das lang gestreckte Nebengebäude, das im 20. Jahrhundert eine Art Waschhaus beherbergte, hat einen gut erhaltenen Kellereingang aus Sandsteinbögen. Hier ist deutlich die Jahreszahl 1579 zu erkennen, eingemeißelt in die Quader. Das Wohnhaus zum Kronengarten hin stammt aus dem 17. Jahrhundert. Der an das Gebäude angebaute Hausschenkel stammt dagegen aus den 50er Jahren und wird abgerissen.

Entstehen wird ab diesem Jahr eine Wohnanlage um den geschlossenen Innenhof. Die Architekten haben als Erweiterung einen modernen Neubau parallel zum Wohnhaus geplant. Nur getrennt durch eine Glasfuge wird er mit Sichtbeton, Glas und Stahl einen Kontrapunkt zum historischen Baudenkmal setzen. Das Landesamt für Denkmalpflege war bei den Vorbesprechungen von der Idee begeistert. Aus der großen Scheune wird ebenfalls ein Wohngebäude.

Zwei Wohneinheiten

Somit ziehen 2012 zwei Wohneinheiten in die Hausnummer 14. Der Hof soll einen städtischen Charakter behalten und wird gepflastert, aber autofrei.

Zum Parkhaus hin grenzt der alte Bauernhof an die ehemalige Kegelbahn des Saalbaus Kronengarten. Sie gehört dem Grundstücksnachbarn und wird bei der Sanierung erhalten bleiben.

Im Bauausschuss des Stadtrates stießen die Pläne für die schäbige Ecke der Stadt auf Wohlwollen: „So kann es weitergehen“, sagte Stadtrat Thomas Werner (CSU). Die „Gute Stube der Stadt“ entpuppe sich immer mehr als das, was sie sein solle, meinte er.

Kiesewetter hofft nach seiner erneuten Investition nun ein wenig auf die Stadt. Denn wer in Zukunft das neue Schmuckstück verlässt, findet sich auf der unansehnlichen Rückseite der Wiesentstraße wieder, mit wilden Parkplatzverhältnissen.

„Das kann hier werden wie im Krottental, und das ist ja herrlich“, glaubt Pedro Kiesewetter. Er ist eben ein mit Fantasie begabter Bauherr.