Außenflächen für Gastronomie und Handel: Wird Forchheim zur Open Air City?

2.5.2021, 13:54 Uhr
Außenflächen für Gastronomie und Handel: Wird Forchheim zur Open Air City?

© Archivfoto: Ralf Rödel

Die Corona-Pandemie hat den Einzelhandel und die Gastronomie auch in Forchheim schwer getroffen. Die SPD Forchheim stellt nun einen Antrag mit dem Titel "Open Air City", um zusätzliche Außenflächen für Verkauf und Gastronomie zu nutzen.

Nur Schrittgeschwindigkeit

Diese Green Zone stellt sich die SPD Forchheim als erweiterte Fußgängerzone vor.

Diese Green Zone stellt sich die SPD Forchheim als erweiterte Fußgängerzone vor. © SPD Forchheim, NN

Die Idee skizzieren Anna Röser und Leo Göksu als Vorsitzende der SPD Forchheim folgendermaßen: Bewirtungsflächen für Gastronomien im Außenbereich erweitern sowie Verkaufsflächen für den Einzelhandel nach außen verlagern. Die verkehrsberuhigte Zone, im Vorschlag als "Greenzone" (zu deutsch: Grüne Zone) bezeichnet, soll erweitert werden samt Fußgängerbereich vom Rathausplatz bis zur Kreuzung Hornschuchallee – als Erweiterung der Fußgängerzone ähnlich wie zur Weihnachtszeit.

Die Hornschuchallee soll laut der Idee nur noch für den Lieferverkehr, Anwohner und Buslinien erlaubt sein. Pkw-Parkplätze sollen aufgehoben und Schrittgeschwindigkeit eingeführt werden. Die Parkplätze auf der Nordseite des Marktplatzes sollen für Gastronomie und Einzelhandel zur Verfügung stehen als Erweiterung des Fußgängerbereichs.


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Die SPD habe sich mit der Händlervereinigung HeimFOrteil ausgetauscht, dessen Mitglieder eine Chance sehen, so den Verlust von Geschäften zu verhindern. "Durch die Verlagerung nach außen wird die Ansteckungsgefahr gesenkt", sagt die SPD.

Inzidenz zuletzt mehrfach über 100 und Notbremse in Kraft

Denn: Eine baldige Besserung ist für Inhaber von Handel und Gastro derzeit noch nicht in Sicht. Zuletzt lag die 7-Tage-Inzidenz wieder mehrfach über 100, sodass ab Samstag, 24. April, die Notbremse im Landkreis Forchheim gezogen wurde. Dann durften Teile des Einzelhandels ab Mittwoch in Bayern unabhängig von der Inzidenz öffnen.

Ab Sonntag, 2. Mai, wäre Außengastronomie erlaubt – wenn die Inzidenz seit mindestens 14 Tagen zwischen 50 und 100 lag – mit Terminbuchung und zusätzlich negativem Testergebnis, sollte mehr als ein Haushalt am Tisch sitzen. Und ohne Terminbuchung nur, wenn die Inzidenz seit mehr als 14 Tagen unter 50 lag.

"Jeden Strohhalm nutzen"

Aktuell können nur vorbestellte Waren abgeholt werden. "Es sollte dennoch ermöglicht werden, Waren draußen zu präsentieren", fordert die SPD. Die Einzelhändler könnten die Möglichkeit erhalten, Pavillons aufzustellen, um wettergeschützt zu sein. Die Bezahlung könne dann "an der Ladentür oder durch eine Person an der Kasse erfolgen, um den Kontakt möglichst gering zu halten".


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"Es ist wichtig, in der jetzigen Zeit jeden Strohhalm zu nutzen", sagt Yvonne Brandner, Vorsitzende der Händlervereinigung HeimFOrteil und Inhaberin von Optik Brandner. Das Konzept sei noch vage und es sei offen, welche Läden davon am meisten profitieren könnten. Aber es gehe eben auch einigen Läden schlecht.

"Jetzt etwas tun"- Präsentieren von Waren draußen mit positivem Effekt

"Das ist eine Möglichkeit, um jetzt etwas zu tun", sagt sie. Das Präsentieren von Waren draußen habe einen positiven Effekt: "Wenn man die Produkte zeigen kann und schon ein Kunde dasteht, der sie sich ansieht, zieht das immer auch andere an." Sie stellt selbst auch immer wieder Warenständer vor ihre Tür. "Es ist eine gute Sache, wenn wieder Leben in der Stadt ist, natürlich unter Einhaltung von Abstand und den gängigen Regeln."

Außenflächen für Gastronomie und Handel: Wird Forchheim zur Open Air City?

© Archivfoto: Ralf Rödel

"Für die Gastronomie ist das ein großer Gewinn", sagt Anton Karnbaum, Juniorchef des Feinkost Karnbaum. Das Restaurant hatte den Wunsch nach zusätzlicher Außenfläche schon länger und diesbezüglich bei der Stadt nachgefragt: "Durch den Abstand von 1,5 Metern fällt außen ja schon mehr Bewirtungsfläche weg und innen auch noch", schildert er.

Damit sich Gäste wohlfühlen

Deshalb sei die Idee gewesen, Fläche zu nutzen und diese auch schön zu gestalten: "Da gibt es ja gute Möglichkeiten mit einer kleinen Hecke und Pflanzkübeln, damit die Gäste am Tisch nicht direkt neben einem geparkten Auto sitzen und sich auch wohlfühlen." Er ist zuversichtlich: "Es sieht ganz gut aus, dass wir zumindest einen oder zwei Parkplätze nutzen zu dürfen."

"Ich finde die Idee toll", sagt Georg Hötzelein, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Kreisstelle Forchheim, und Inhaber des Berggasthofs Hötzelein in Regensberg. Denn die Lage ist ernst: Im Frühjahr 2020 hätten Cafés und Restaurants mit rund zwei Monaten Schließung zurecht kommen müssen. "Jetzt sind wir im sechsten Monat, in dem wir kämpfen und der siebte steht mit dem Mai auch noch bevor."

Außenflächen zu nutzen, habe sich schon letzten Sommer bewährt. Durch das Abstandhalten konnten viele Gastronomen im Unterschied zum Normalbetrieb teils nur die Hälfte an Gästen begrüßen. "Viele Kommunen haben deshalb erlaubt, dass mehr Raum genutzt wird und auch keine zusätzlichen Gebühren verlangt. Das war Konsens ohne großes Palaver und eine gute Sache", sagt er.

Nicht alle würden profitieren

Allerdings sei die Gastronomie sehr "vielseitig und vielschichtig". Nicht alle würden also von diesem Vorschlag profitieren. Zudem sei die Außengastronomie vom Wetter abhängig und das Ganze nur eine Teillösung bis zur Gesamtöffnung der Gastronomie. "Viele Inhaber hoffen, dass bald auch innen wieder einiges möglich ist." Aber: Seit Jahren gebe es schon einen Trend zu Außenangeboten und einen starken Drang nach Draußen. "Corona verstärkt das noch. Viele fühlen sich auch sicherer, weil außen die Infektionsgefahr geringer ist."

"Es ist gut, wenn wir Flächen zur Verfügung stellen, wo es geht", sagt Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD). Das sei ein positiver Ansatz, mit dem Inhaber die Möglichkeit hätten, "mit überschaubarem Aufwand die derzeitige Lage zu verbessern". Auch in der Ersten Welle der Pandemie habe die Stadt bewusst großzügig gehandelt, wenn es um Flächen ging, und hat auf Sondernutzungsgebühren verzichtet.

Nun müsse man sich zunächst genau anschauen, was in der Umsetzung möglich sei. Anfragen an die Stadt zur Nutzung von Flächen habe es vereinzelt auch schon gegeben. "Die Einschränkungen durch Corona sind da. Nun ist es ein guter Ansatz zu schauen, was wir als Stadt in dieser Lage tun können", so Kirschstein.

Keine Menschenansammlung

"Es kommt auf die Details an. Wenn die Idee alle Vorgaben der aktuellen Corona-Verordnung berücksichtigt und ein entsprechendes Hygienekonzept ausgearbeitet ist, spricht nichts dagegen", sagt Holger Strehl, Pressesprecher des Landratsamts. "Wir können nur keine Ausnahmeregelungen von der Verordnung erlauben."

Die Fußgängerzone auszudehnen, liege im Ermessen und in der Verantwortung der Stadt Forchheim. "Insgesamt muss in dem Konzept Berücksichtigung finden, dass es weiterhin gilt, Menschenansammlungen zu vermeiden", betont Strehl. Die Planung könne sich schwierig gestalten, da die Corona-Entwicklung immer wieder Änderungen mit sich bringe. "Noch ist es ja ein Weg, bis wir zu einer niedrigen Inzidenz kommen. Und was bis dahin gilt oder welche neuen Vorgaben in der Zwischenzeit dazukommen, kann keiner wissen. Das macht es manchmal schwer."

Nun muss die Stadt zunächst der Frage nachgehen, ob diese Flächen genutzt werden können. Und bis zur Umsetzung ist Geduld gefragt: "Bis die Außengastronomie überhaupt öffnen kann, muss die Inzidenz im Landkreis erst einmal stabil unter 100 liegen", sagt Strehl.

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