Auswanderer kehrten nach Kirchehrenbach und Wiesenthau zurück

14.11.2019, 10:56 Uhr
Auswanderer kehrten nach Kirchehrenbach und Wiesenthau zurück

© Franz Galster

Eine ungewohnte Messe in englischer Sprache in der Pfarreikirche St. Bartholomäus Kirchehrenbach beeindruckte auch viele einheimische Besucher. Sie wurde gefeiert von Besuchern aus der Pfarrei Saint Rose in Perrysburg - einem Ort im US-Bundesstaat Ohio - mit Monsignore Marvin Borger und dem heimischen Pfarrer Oliver Schütz. Das Lied "Praise to the Lord the Almighty" war auch deutschen Ohren nicht unbekannt, das Halleluja kennt jeder. Die mächtige Orgel und ihr Klang beeindruckten.

Auf ihrer katholischen Pilgerreise, wo auch das Sightseeing nicht zu kurz kam, besuchten die Gäste aus den USA für einen Tag Kirchehrenbach und Wiesenthau. Die Orte kamen nicht von ungefähr. Für so manchen war es eine Reise in die Vergangenheit. Sie hatten Namen wie Munger, Drummer, Amon, Hoffmann oder Schütz. Das waren Einwohner der beiden Orte, die um die Zeit zwischen den Jahren 1840 und 1860 ausgewandert sind, vorwiegend auch nach Ohio.

Als der Besuchswunsch aus Übersee an die Pfarrei von Wiesenthau herangetragen wurde, erklärten sich Maria Hübner-Roppelt und ihr Mann Otto Roppelt bereit, das Programm in viel Detailarbeit vorzubereiten. Maria fungierte auch als geschickte Organisatorin und Übersetzerin. Die Gottesdienstvorbereitung unterstützte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Gebhardt maßgeblich.

Rückkehr zu den Wurzeln

David Branston aus Effeltrich als gebürtiger Engländer übernahm bei der Ankunft die Begrüßung mit einem kurzen Rundgang durch das Dorf. Sie lernten, dass der damalige Besitzer Pankratz Götz 1848 das heutige Anwesen Lochner verkaufte und auswanderte. An einem Hausgiebel in der Hauptstraße ist die Jahreszahl 1848 festgehalten. Briefe zeugen von Auswanderern aus dem Haus Nr. 57, Johann Amon. Man spürte förmlich den Blick über den Ozean. Die Besucher kannten teilweise die Namen, hörten fast andächtig zu. Es war für sie ein Zurückkehren zu ihren Wurzeln, zu ihrem gefühlten Ausgangspunkt für das damals neue Leben in Übersee.

Hans Schaub aus Pautzfeld nutzte die Gelegenheit, über die Auswanderung im 19. Jahrhundert zu referieren, als Not und Elend um das Jahr 1840 viele zur Auswanderung veranlassten. Manchmal gab es auch den "Pullfaktor Kalifornien", verlockende Nachrichten von der Neuen Welt, die sich nicht immer als wahrhaftig erwiesen.

Das schwere Leben der Auswanderer

Einfach hatten es die Auswanderer nicht. Es war schwierig, die nötigen Dokumente bei den Behörden zu erhalten. Für den Weg zum Hafen nach Hamburg oder Bremen gab es keinen Zug. Von dort ging es mit dem Schiff über den Atlantik - ohne Rückfahrticket. Schaub zeigte beispielhaft den Stammbaum seiner Familie, die auch von der Auswanderung betroffen war. In Büchern hielt Schaub seine Recherchen fest. Monsignore Martin Borger erinnerte an die Auswanderer und an den Mut vor vielen Generationen, aber auch an die, die daheim geblieben sind.

Lockerer ging es beim anschließenden Testen geistiger Produkte in Lochners Probierstuben zu. Ein deftiges Schäuferla durfte später nicht fehlen. Auch Kirchehrenbachs Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD) begrüßte die Gäste im Namen der Gemeinde.

Weiterhin stand noch Wiesenthau auf dem Reiseplan. Dort beeindruckte der sorgfältig gepflegte Friedhof die Besucher.

Immer wieder deutete man auf auch in Ohio bekannte deutsche Namen auf den Grabsteinen. Für Harold und Melissa Munger, die die Reise von amerikanischer Seite organisierten, durfte auch ein Weg gegenüber der Pfarrkirche St. Matthäus nicht fehlen. Dort findet sich eine Tafel mit der Inschrift "Munker 2009" über der Tür. Sie vermuten hier ihren möglichen Ursprung. Wie so oft, sind die Spuren verwischt, die letzte Antwort fehlt.

Pfarrer Michael Gehret nahm sich die Zeit zu einer Kirchenführung. Die Gäste dankten Maria Hübner-Roppelt und ihrem Mann Otto Roppelt für ihre monatelange Vorbereitung und setzten ihre Pilgerreise Richtung Bamberg fort.

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