Nach 30 Jahren Abstinenz

Automatenpark in Fränkischer Schweiz ersetzt Dorfladen

14.10.2021, 15:54 Uhr
Ein Park aus Automaten soll Einheimische und Touristen mit allem Nötigen versorgen. 

© Malbrich, NNZ Ein Park aus Automaten soll Einheimische und Touristen mit allem Nötigen versorgen. 

Lebensmittelautomaten boomen. Iris Trautner hat gleich vier davon. Weitere werden folgen. Doch der Boom ist nicht der Grund für ihre Entscheidung. Sie will mit dem Automatenpark auf dem Gelände von Obst Trautner am Ortsende nach 30 Jahren Abstinenz einen Dorfladen ersetzen; zum einen Nahversorgung anbieten, zum anderen Tagestouristen ein Angebot bieten.

Iris Trautner geht den Inhalt ihres Automatenparks durch. Die Nudeln, fränkische Bratwürste, die Steaks, Marmelade und das Gockel Chili Con Carne sind noch da. Trotzdem müssen einzelne Produkte aufgefüllt werden. Nur in dem schmalen Eiscreme-Automaten, rechts gleich am Eingang des geschützten Unterstands, sind die Fächer beinahe leer. Eis und Gummibärchen sind bislang am meisten gefragt. Der Automatenpark, der nun seine zweiwöchige Testphase beendet, "wird angenommen“, freut sich Trautner. Sie will als Nahversorger regionale Produkte mit fairen Preisen für die Erzeuger fördern.

Geöffnet haben, wenn die Leute da sind

Bei den Gesprächen zur Dorferneuerung wurde der Wunsch nach einem Dorfladen laut. Früher konnte alles bei dem Krämerladen erworben werden. Doch wer macht den Dorfladen, wann hat er geöffnet und vor allem wer nimmt das Geld und das Risiko in die Hand, waren die Fragen, die sich die Bürger beantworten mussten. „Man muss etwas haben, das geöffnet hat, wenn die Leute hier sind“, sagt Trautner.

Auf dem Bild ist Iris Trautner, die Einzelunternehmerin in ihrem Automatenpark, geschützt auf dem Firmengelände von Obst Trautner in der offenen Halle.

Auf dem Bild ist Iris Trautner, die Einzelunternehmerin in ihrem Automatenpark, geschützt auf dem Firmengelände von Obst Trautner in der offenen Halle. © Malbrich, NNZ

Im Ort sind die Leute am Feierabend, nach der Schule oder an den Wochenenden als Touristen. Immer dann, wenn der Dorfladen eigentlich geschlossen hätte. Das muss man als Einzelunternehmerin umsetzen, wusste Iris Trautner. Vom Amt für ländliche Entwicklung erhielt sie einen Zuschuss im Rahmen der Dorferneuerung. Die Idee von dem Automatenpark hatte sie schon einige Jahre. Mit dem Ruf nach Nahversorgung begann sie mit der Umsetzung.

„Destys“ heißt der Automatenpark. Namensgeber ist Trautners Hund „Desty“. Die Produkte, die Trautner in den Automaten anbietet, unterteilt sie in drei Kategorien. „Echt Regional, das heißt vom Erzeuger aus einem Umkreis von 20 Kilometern, aus Franken und überregional." Überregionale Produkte sind Schokoriegel und Markengetränke. Alles, was es im Tante Emma Laden auch gab.

Auch vegane Produkte im Blick

Im Sommer wurde Iris Trautner von Wanderern gefragt, wo man eine Flasche Wasser kaufen könne. Nicht im Ort. „Ich habe ihnen dann ein Wasser von uns geholt“, erklärt Trautner die Entscheidung für überregionale Produkte. Auch vegane Produkte sollen hinzu kommen. Und frisches Obst und Gemüse. Der Platz für diese Automaten steht noch frei. „Es muss nicht alles gleich da sein, es lässt sich alles erweitern."

Als regionale Erzeuger hat sie den Dorfhauser Milcherzeuger Hänfling im Boot. Seine Joghurts, Käsesorten und den Kräuterdip als auch die selbst gemachte Eiscreme hat Trautner in den Automaten. Die Wurst- und Fleischwaren sind von dem Erzeuger Alt aus Seidmar. „Im Sommer wird das Sortiment für Grillfleisch größer“, verspricht Trautner. Mit der Marmelade vom Obstanbau Fahner aus Igensdorf bietet sie die fruchtigen Angebote. „Da will ich künftig auch die Säfte mitnehmen." Und die Nudel- und Hühnerprodukte sind vom Geflügelhof Schubert aus Unterrüsselbach. Auch die Demeter Eier von den Schuberts.

"Einzelne Automaten werden wieder schließen"

Was sich die Kunden noch wünschen, dürfen sie auf eine Tafel schreiben. Daran ist Trautner, die als Chefin von Obst Trautner aus der Lebensmittelbranche kommt, interessiert. Auch wenn die Automaten derzeit überall boomen, vermutet Trautner, dass einzelne Automaten wieder schließen. Das sei eine einfache Rechnung. Jeder Automat koste ein paar tausend Euro. „Für den Automatenverkauf braucht man einen langen Atem“, sagt Trautner. Denn die Automaten brauchen Strom, es muss sich täglich um die Automaten und Ware gekümmert werden, die Ware muss gekauft werden, die Steuer muss bezahlt werden.

In der offenen Halle sind die Automaten untergebracht.

In der offenen Halle sind die Automaten untergebracht. © Malbrich, NNZ

„Was im Automaten ist, ist der Umsatz, nicht der Gewinn“, sagt Trautner. Zudem sind die meisten einzelnen Automaten bei den Erzeugern am Hof. Will jemand Milchprodukte, fährt er in die eine Richtung, für das Fleisch in die andere Richtung im Landkreis. Bei Iris Trautners Nahversorger Automatenpark ist alles unter einem Dach. Und auf dem großen Platz auf dem Gelände kann der Snack auch im Auto verspeist werden. Nur eins gibt es nicht: Alkohol. „Es soll eine Nahversorgung sein, keine Partymeile“, sagt Trautner.

Die offizielle Eröffnung des Automatenparks findet am Samstag, 16. Oktober, um 16 Uhr statt.

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