Viergleisiger Bahnausbau

Bahn-Mammutprojekt zwischen Forchheim und Eggolsheim: Blick hinter die Kulissen

3.9.2021, 17:58 Uhr
Von der Piastenbrücke ist spätestens seit Freitag nur noch ein Gerippe übrig.

© Athina Tsimplostefanaki, NNZ Von der Piastenbrücke ist spätestens seit Freitag nur noch ein Gerippe übrig.

Die Baustellen haben Forchheim derzeit so fest im Griff wie lange nicht. Egal wo man aktuell in Stadt und Landkreis unterwegs ist, überall wird geplant, entwickelt, gefördert und gebaut. Ein Projekt, welches die Bürger dabei besonders beschäftigt, ist der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Forchheim und Bamberg. Der Abriss und anschließende Neubau der Piasten-Brücke sowie die umfassenden Baumaßnahmen entlang des Abschnittes Forchheim – Eggolsheim stellen einen massiven Eingriff in den Stadtverkehr dar. Bekanntlich ist die Strecke bis zum 14. September von einer Totalsperrung betroffen. Grund genug für die NN, einen Rundgang zu den neuralgischen Punkten des Mammutprojektes durchzuführen und den aktuellen Stand der Bauarbeiten festzuhalten.

Wir starten unsere Tour an der Piasten-Brücke. Eine der wichtigsten Ost-West Verbindungen im Stadtgebiet ist seit dem 5. Juli gekappt. Abrissarbeiten dominieren hier das Bild. Wo sonst Kellerwaldbesucher ihren Hin- oder Rückweg über die Bahngleise antreten, klafft nun eine gewaltige Lücke. Zwei große Bagger sind damit beschäftigt, die drei mittleren Abschnitte der Brücke inklusive Betonpfosten abzutragen.

Insgesamt wird die Piastenbrücke auf 66 Metern Länge erneuert, eine rote Stahl-Rundbogenbrücke wird die graue Beton Konstruktion ersetzen. Von der Behelfsbrücke für Fußgänger aus Holz und Stahl eröffnet sich ein beeindruckendes Bild auf das gesamte Bauareal. Viele Passanten bleiben stehen und dokumentieren den Baufortschritt, die meisten Radfahrer steigen ab und schieben ihr Fahrrad ordnungsgemäß.

Anlieger haben auch Lob für die Megabaustelle übrig

Wir treffen zwei Anlieger aus der Karl-Bröger Straße. Bis jetzt sei laut ihrer Aussage das Ostende der Brücke – also die Seite des Kellerwaldes – noch weniger von den Baumaßnahmen betroffen als das Pendant auf der Innenstadtseite. „Die Lärmbelastung hält sich in Grenzen, unsere Häuser haben gut gedämmte Fenster, die Bauarbeiten beeinträchtigen mich bis jetzt kaum“, erzählt uns einer der beiden Anlieger. „Eher im Gegenteil: anfangs war es angenehm ruhig, als mit der Sperrung der Straße keine LKW, Autos und Motorräder mehr vor meinem Fenster entlangfahren durften. Vielleicht können wir das beibehalten“, ergänzt er.

Als wir uns gerade auf den Weg zum nächsten Stopp unserer Tour machen, wird mithilfe eines Hubkrans ein großes Abflussrohr über die Gleise gehievt, auch erste Abschnitte der neuen Gleise sind bereits verlegt.

Mit viel Stop-and-Go geht es über die Umleitung Hans-Sachs-Straße und durch den Forchheimer Stadtnorden zur Unterführung in die Dietrich-Bonhoeffer Straße. Unweit des Ortes, wo in baldiger Zukunft der S-Bahn Halt Forchheim Nord entsteht, werden gerade die Unterführung zurückgebaut und zwei Hilfsbrücken eingeschoben. Der Großteil dieser Arbeiten erfolgt über das kommende Wochenende, der kleine Bautrupp, den wir bereits jetzt antreffen, ist gerade mit Messarbeiten beschäftigt.

Lose Gleise: Ein eindrucksvoller Anblick in der Büg

Wir schlängeln uns stadtauswärts durch die Bammersdorfer Straße, in der man von den verschiedenen verkehrstechnischen Beeinträchtigungen in unmittelbarer Umgebung glücklicherweise wenig spürt. Nachdem das Nadelöhr Bamberger Straße erfolgreich umfahren ist, biegen wir auf Höhe des Kieswerks In der Büg rechts auf die Zufahrtsstraße zum Bauplatz ab. Kilometerweit erstreckt sich hier die Baustelle parallel zur Bahnstrecke. Kies, Sand, lose Gleise und Baumaterial wohin das Auge reich, ein eindrucksvoller Anblick.

Die Bauüberwachung empfängt uns bereits und erläutert das weitere Vorgehen für die nächsten zwei Wochen: „Während der Totalsperrung wird hier rund um die Uhr im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet. Ziel dabei ist es, die Strecke und die darüber liegenden Brücken baulich so zu verändern, dass ausreichend Platz für zwei weitere Gleise geschaffen wird“, erklärt uns ein Mitarbeiter.

Künftig donnern hier die Fernverkehrszüge mit 230 Stundenkilometer vorbei

Auf den beiden neuen Gleisen werden künftig Fernverkehrszüge mit bis zu 230 km/h fahren, S-Bahnen, Regional- und Güterzüge bleiben weiter auf den beiden bestehenden Gleisen. Diese werden ebenfalls erneuert und sind für eine Geschwindigkeit von maximal 160 km/h ausgelegt. Zusätzlich entstehen auf neun Kilometern Schallschutzwände sowie der Überholbahnhof Eggolsheim-Süd, an dem die Strecke um zwei Überholgleise erweitert wird.

Brücke wird über Nacht eingeschoben

Keine einfache Aufgabe bei laufendem Betrieb, aber auch Rom wurde bekanntlich ja nicht an einem Tag erbaut, wieso sollte es unserer fränkischen Königsstadt da anders ergehen? Für dieses Wochenende steht als erstes das Verschwenken der Gleise und das Einschieben einer vorgefertigten Brücke auf dem Programm, vorraussichtlich wird dies in der Nacht von Sonntag auf Montag erfolgen.

Knapp ein Jahr sollen die Bauarbeiten insgesamt dauern, die Totalsperrung des Streckenabschnittes bleibt bis 14. September. Weitere Informationen zu Fahrplanänderungen finden sie unter www.bauinfos.deutschebahn.com/bayern

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