Bamberger Basketball-Titel mit Ansage

22.6.2015, 17:30 Uhr
Bamberger Basketball-Titel mit Ansage

© Foto: Müller

„Zu Zeiten der ersten Meisterschaft 2005 hatte ich noch eine Dauerkarte, jetzt habe ich mir das entscheidende Spiel in Bamberg in einer Kneipe auf Leinwand angeschaut. Obwohl ich kein richtig eingefleischter Fan mehr bin, habe ich mich natürlich gefreut. Eine Überraschung war das Comeback der Bamberger in dieser Saison tatsächlich nicht. Zwar holten sie ziemlich unbekannte Namen, aber klotzten dem Vernehmen nach mit dem höchsten Ligabudget. Dieses Team hatte von Anfang eine starke Mischung aus Qualität und Talent und trat an, um Meister zu werden. Alles andere wäre die nächste Enttäuschung gewesen.

Die Bamberger Maschinerie kam dann in der Saison trotz guter Ergebnisse nur stotternd in Gang, die Gruppe musste sich erst finden. Dieser Prozess ging aus mehreren Gründen vergleichsweise schnell von statten. Da war der neue Trainer Trinchieri, der es schaffte, aus vielen Einzelkönnern ein funktionierendes Kollektiv zu basteln. Im Training soll der Italiener ein absolut harter Hund sein, erlaubt keine Stars. Trotzdem ist er ein Kumpeltyp, der seine Mannschaft mitreißen kann. Genauso verstand es der Coach jedoch, seinen Spielern mit einem flexiblen Spielsystem die nötigen Freiheiten zu geben, ihre individuelle Klasse optimal einzubringen. Der Gegner konnte sich in der Verteidigung nie sicher sein, welcher Bamberger den nächsten Angriff einleiten wird, weil es mehrere Kandidaten beim Aufbau gibt. Es können so viele Akteure ein Spiel entscheiden, dass sich andere wiederum auch mal kleine Formkrisen leisten können.

Entscheidend war aus meiner Sicht auch die Psychologie. Kurz vor den Playoffs setzte es für Bamberg im Pokalfinale gegen Oldenburg zum richtigen Zeitpunkt eine Niederlage, die für einen Hallo-Wach-Effekt sorgte. Das zweite und wegweisende Schlüsselerlebnis war der späte Sieg im zweiten Finalspiel in München zum 1:1 in der Serie. Auf diesem Niveau ist dieser enorme Schub an Euphorie und Selbstvertrauen unbezahlbar. Im letzten Spiel hat man die breite Brust der Bamberger gespürt, sie waren immer einen Tick reaktionsschneller.“

Keine Kommentare