Baustelle Bastion: Forchheim repariert seinen alten Kern

2.7.2019, 06:00 Uhr
Baustelle Bastion: Forchheim repariert seinen alten Kern

© Foto: Ralf Rödel

Mauern sind eigentlich von gestern. In der Zeit von offenen Gesellschaften und transparenten Verwaltungen erscheinen massive Mauern als nicht mehr sehr zeitgemäß. Natürlich wird das in Europa regional unterschiedlich gesehen. Forchheim jedenfalls bescheren die alten Mauern der Stadtbefestigung seit Jahren ziemlich viel Ärger.

Wieder einmal müssen im Saltorturm routinemäßige Arbeiten durchgeführt werden. Die Weimarer Firma Preuße & Raetsch GmbH wurde dafür beauftragt. Der Turm ist in seinen ältesten Teilen, als er schon zur mittelalterlichen Stadtmauer gehörte, rund 700 Jahre alt, die jüngeren Teile bringen es aber auch schon auf rund 500 Jahre. Da kann schon mal etwas kaputt gehen.

Die Spezialisten aus Thüringen verpressen daher Risse und fügen Fugen wieder zusammen, die aus denselben geraten waren. Der Saltorturm, für sich genommen ein geschütztes Denkmal, befindet sich im Eigentum des Freistaates Bayern. Die Stadt ist für den Bauunterhalt zuständig.

In der Vergangenheit wurde viel darüber nachgedacht, das historische Gewölbe zum Veranstaltungssaal mit speziellem Flair auszubauen. Allerdings: Geschätzt drei bis fünf Millionen Euro müssten aufgewandt werden, um aus dem Gemäuer einen zeitgemäßen Veranstaltungssaal zu basteln. Noch viel früher wurden einfach Konzerte dort veranstaltet, ohne viel zu fragen. Dabei bewegte sich die Stadt allerdings auf sehr dünnem Eis. Denn der Turm und sein Gewölbe dienten ursprünglich der militärischen Verteidigung. An einen zweiten Fluchtweg hatte seinerzeit niemand gedacht.

55000 Euro Kosten

Apropos Gerichte und Klagen: Die Stadt bleibt mutmaßlich auf den mindestens 55 000 Euro an Kosten sitzen, die nach ersten Schätzungen für die Reparatur der Bastionsmauer gleich neben dem Saltorturm aufgewendet werden müssen. Es handelt sich, wie berichtet, um einen Brandschaden. Im April 2018 war die Grillhütte des seinerzeitigen Gastrobetriebes auf der Bastion in Brand geraten. Da die Polizei-Brandfahnder aber nicht zweifelsfrei einen Verursacher benennen konnten, weigerte sich die Haftpflichtversicherung des Gastro-Betriebes (der heuer auf eine dritte Saison verzichtete), den Schaden zu regulieren.

Baustelle Bastion: Forchheim repariert seinen alten Kern

© Archiivfoto: Ralf Rödel

Dann stellte sich heraus, dass die Stadt für ihre Mauern überhaupt keine Haftpflichtversicherung hat (wie andere Städte ebenfalls nicht), nicht einmal für den Abschnitt, auf dem sie einen Gastrobetrieb mit Gasgrill genehmigt hatte.

Kulanzlösung angestrebt

"Die Reparatur befindet sich im Moment im Vergabeverfahren", teilt die städtische Pressestelle auf Anfrage dazu mit. Zu den Versicherungsfragen gebe es "noch keinen neuen Sachstand". Wie mehrfach berichtet will Stadtjurist Till Zimmer bei der Versicherung eine Kulanzlösung erzielen. Dieser Versuch zieht sich nun schon über viele Monate hin.

Das andere Forchheimer Problemloch, nämlich der ebenfalls fremdverschuldete Schaden an der Mauer des Pfalzgrabens, wird laut Stadt ab Montag, 8. Juli repariert. Hier klafft seit Ende Dezember 2017 eine mehrere Meter breite Bresche, seitdem vermutlich beim Abbau des Weihnachtsmarktes ein Lkw-Fahrer aus Versehen irgendwie die Sandsteine in der Tiefe versenkt hat. Auch hier gilt: Verursacher wurde keiner gefunden, Versicherung auch keine.

Baustelle Bastion: Forchheim repariert seinen alten Kern

© Archivfoto: Ralf Rödel

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