Bei der Lindelberghalle in Igensdorf dreht sich die Preisspirale nach oben

18.10.2019, 09:23 Uhr
Bei der Lindelberghalle in Igensdorf dreht sich die Preisspirale nach oben

© Foto: Karl Heinz Wirth

Der Status der Lindelberghalle: Wie groß das Interesse an diesem Thema ist, zeigte der rege Besuch und die lebhafte und kontroverse Diskussion wie auch die teils erregten Wortmeldungen in der sehr gut besuchten Bürgerversammlung im Feuerwehrhaus Igensdorf. Bürgermeister Wolfgang Rast hatte eine Fülle von Fragen zu beantworten.

"Wie hoch sind die Betriebskosten pro Quadratmeter Fläche der Lindelberghalle, wenn sie fertiggestellt ist?", wollte Werner Losch wissen. Diese lägen bei etwa 156 Euro pro Quadratmeter, erklärte Bürgermeister Rast. Wie dann die Kosten wären, wenn die Vereine die Halle nutzten, schob Losch als Frage hinterher. "Wir wissen, dass wir unsere Vereine, die gute ehrenamtliche Arbeit leisten, finanziell nicht stark belasten können", so der Bürgermeister. "Wenn die Gemeinde die Kosten für die Vereine übernimmt, dann ist dies eine unzulässige Bezuschussung", erwiderte Werner Losch. Denn solange der Haushalt nicht genehmigt sei, so Losch, könnten auch keine weiteren Ausschreibungen getätigt werden. Losch zeichnete ein Szenario auf, dass aufgrund der Lindelberghalle der Kinderspielplatz in Pettensiedel sowie der Brunnen 1 nicht rückgebaut werden kann.

"Wir können uns die Halle nicht leisten"

"Wir können uns die Halle nicht leisten", erklärte er. "Ich habe mir einen Bauhelm aufgesetzt", berichtete Losch der Versammlung, "und habe die Baustelle besichtigt. Das Gebäude ist komplett entkernt, da ist nichts mehr drin. Sogar die Bodenplatte wurde entfernt. Diejenigen, die das veranlasst haben, hatten Null Ahnung", erklärte er. "Warum hat die Verwaltung hier nicht früher eingegriffen und reagiert und auf Einhaltung des Bauzeitenplans bestanden?", fragte er. Allein die Gaststätte koste 1,5 Millionen Euro. "Ich akzeptiere nicht, dass die Gemeinde sich so hoch verschuldet."

Warum man die Halle nicht an einen Investor verkaufe oder als Tennishalle vermiete, waren die Alternativvorschläge aus der Versammlung. Doch das wollten hingegen andere Bürger so nicht stehen lassen. Welche Vereine die Halle überhaupt und wie oft nutzen, fragte eine Bürgerin nach. "Im Jahr fanden zwischen 30 bis 40 Veranstaltungen statt", teilte Bürgermeister Rast mit. Dies würde wahrscheinlich auch nach der Sanierung wieder so sein, würde allerdings nicht ausreichen, um die fixen Kosten zu decken. Hier müsste ein Nutzungskonzept erstellt werden, um die Auslastung zu erhöhen. Vorstellen könnte man sich Konzert- und Musikveranstaltungen, Firmenevents sowie Seminare.

Doch auch dem konnten einige Bürger nicht zustimmen, die einen erhöhten Pkw-Verkehr und Lärm befürchten.

In Klausur gehen

Das weitere Procedere erläuterte Rast: Das Gremium werde Ende Oktober in Klausur gehen und danach die Öffentlichkeit über das Ergebnis informieren. Zur Frage der Finanzplanung erklärte Bürgermeister Rast auf Nachfrage, dass die Finanzierung für dieses Jahr gesichert sei und alle Arbeiten, die ausgeschrieben wurden, abgearbeitet werden. Für 2020 werde man erst einmal den Haushalt und die Finanzplanung konsolidieren und dann weiter entscheiden, welche Arbeiten für die Lindelberghalle vergeben werden.

"Die Aussage, der Rückbau Brunnen 1 wurde gestoppt, trifft nicht zu", antwortete Rast auf eine Einlassung eines Bürgers. "Alles, was das Gremium beschlossen hat, wird ausgeführt."

Die Hülle ist in Ordnung sagt der Architekt

Wie Architekt Jürgen Schönfelder bestätigte, seien Verzögerungen im Baufortschritt entstanden durch neun Monate Planungszeit nur für den Brandschutz. Ebenso habe es Verzögerungen gegeben bei einigen Gewerken durch Erkrankungen von Mitarbeitern. Ersatz gab es auf dem Arbeitsmarkt nicht. 14-tägig fand mit allen Fachplanern und der Verwaltung ein jour fixe statt, bei dem der Fortschritt und Probleme besprochen wurden. Ebenso wurden immer die jeweiligen Kosten vorgestellt und erklärt, bevor diese vom Gremium beschlossen wurden, berichtete Schönfelder. "Dass sich innerhalb eines dreiviertel Jahres die Preisspirale schwindelerregend erhöhen würde, damit hatte keiner gerechnet." Die Hülle der Halle sei bautechnisch und energetisch betrachtet in Ordnung, so der Architekt.

Dem stimmte Andreas Finkes von der Gemeindeverwaltung zu. Die Bodenplatte sei auch nicht entfernt worden. Richtig sei vielmehr, dass diese aufgeschnitten wurde, um Abwasserrohre für die im Untergeschoss entstehenden Toiletten zu verlegen und an eine Hebeanlage anzuschließen. Diese Arbeiten sollen in etwa vierzehn Tagen abgeschlossen sein. An den Innenausbau kann man allerdings erst nachdenken, wenn die weitere Finanzierung gesichert ist.

Was bei allen bisher stattgefundenen Bürgerversammlungen festzustellen war, war, dass zwar Kritik geübt wurde, aber auch der Wunsch geäußert wurde, dass Igensdorf und seine Ortsteile einen Treffpunkt brauchen. Vor allem die zahlreichen Vereine benötigen eine Möglichkeit, um große Veranstaltungen abhalten zu können. "Wir hätten von Beginn an wesentlich vorsichtiger an die Planungen herangehen müssen", sagt Bürgermeister Rast heute.

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