Benzin-Autos blockieren die Strom-Tankstellen

10.1.2013, 10:00 Uhr
Benzin-Autos blockieren die Strom-Tankstellen

© Rödel

Wie haben sie sich nicht auf die Schultern geklopft, die Vertreter der Stadtwerke, als im Dezember 2011 das runderneuerte Parkhaus Kronengarten wieder in Betrieb ging. Als besonderen Clou, der gut zum grünen Image passt, planten sie eine Stromtankstelle für Elektroautos ein. Fünf Stellplätze, vier Steckdosen, grasgrün markiert, gleich neben der Haupteinfahrt, mit Schildern gut ausgewiesen.

Und jetzt, da der 43-jährige Markus Dippold aus Forchheim, ein Industrietechnologe mit Leidenschaft für grüne Energie, drei Tage vor Weihnachten seinen Opel Ampera an die Steckdose hängen wollte, sah er dies: Alle fünf Stellplätze belegt. Mit Benzin-Autos.

Es geschah: nichts

Dippold informierte die Stadtwerke, schickte Bilder mit. Ja, hieß es, zwei davon sind Dauerparker. Die anderen kenne man nicht. Es geschah: nichts. Dippold schrieb seine Erlebnisse im Forchheim-Blog der NN nieder (http://blog.nn-online.de/forchheim), außerdem veröffentlichte er sie online im Opel-Ampera-Forum.

Am Dienstag rief die NN-Redaktion nun bei den Stadtwerken an. Wieder waren alle fünf Plätze belegt, mit genau denselben Autos wie vor Weihnachten. Dem Vernehmen nach stehen sie dort seit Monaten, Tag für Tag. Die Aussagen aus dem Haus in der Haidfeldstraße blieben recht unverbindlich, vor allem deswegen, weil der zuständige Mitarbeiter in Urlaub weilt.

Aber: Binnen einer Stunde nach dem Anruf waren die Autos verschwunden. Gibt es da einen Zusammenhang mit dem Telefongespräch?

Nun soll natürlich auch hier die Kirche im Dorf bleiben. Eine Handvoll Stellplätze sind falsch belegt. Na und? Das passiert hundertmal jeden Tag in der ganzen Stadt. Kein Grund zur Aufregung. Doch für die Stadtwerke geht es hier um eine Image-Frage.

Zumal Markus Dippold eine weitere Enttäuschung erlebte: „Zum damaligen Zeitpunkt im Dezember waren die Geräte außer Betrieb.“ Die Auskunft der Stadtwerke dazu gegenüber Dippold: „Da müssen wir mal beim Hersteller anrufen.“ Stand gestern: Die Bezahlsäule zeigt immer noch „Außer Betrieb“ an.

„Das ist alles nicht in unserem Sinne“ sagte gestern Reinhold Postler, technischer Leiter der Stadtwerke, auf nochmalige NN-Anfrage. Der Falschparkerei, sagt er, „wollen wir abhelfen, das ist uns auch ein Dorn im Auge.“ Vielleicht wird der Hausmeister ab sofort täglich Zettel hinter die Scheibenwischer der Falschparker klemmen. Und der Hersteller des Bezahlsystems wurde übrigens längst aufgefordert, den Fehler zu beheben.

Postler nimmt die Sache zum Anlass, über eine noch deutlichere Kennzeichnung der Parkplätze nachzudenken. Zum Beispiel könne man anstelle des Begriffs „E-Mobility“ das besser verständliche Wort „Elektrofahrzeuge“ verwenden. Die Nachfrage nach E-Mobilen sei halt derzeit noch sehr gering, so Postler. Immerhin wollen die Stadtwerke in diesem Jahr ein zweites Strom-Auto anschaffen. Zum Tanken könnte es ja auch bei der Sparkasse oder am Globus-Markt angestöpselt werden, falls im Parkhaus mal wieder kein Platz frei ist.

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