"Die Lage ist 1a"

Bewohner berichten: So lebt es sich im Forchheimer Katharinenspital

30.8.2019, 06:03 Uhr
Bewohner berichten: So lebt es sich im Forchheimer Katharinenspital

© Foto: Beke Maisch

"Die Lage ist 1a. Sie war auch der Grund, dass wir hierher gekommen sind", erzählt Gunda Korber, die mit ihrem Ehemann Helmut im April umgezogen ist – und ihren Hausstand dafür nahezu halbieren musste: von einer "160 Quadratmeter-Traumwohnung in Reuth", wie sie selbst sagt, auf 80 Quadratmeter im Forchheimer Katharinenspital.

Da mussten sie und ihr Mann sich von einigen liebgewonnenen Besitztümern trennen. "Einige meiner schönen Bauernschränke konnte ich nicht mitnehmen, ein paar habe ich verkauft oder verschenkt", erzählt die 80-Jährige.

Nicht immer das Auto nehmen

Der Umzug sei die richtige Entscheidung gewesen, ist sie sich sicher: "Wir wollten einfach zentraler wohnen, denn wir gehen sehr gerne aus oder essen, aber wollen nicht immer das Auto nehmen." Beide hätten über die Zukunft nachgedacht. "In unserem Alter kauft man sich einfach keine Eigentumswohnung mehr", sagt sie.

Bewohner berichten: So lebt es sich im Forchheimer Katharinenspital

© Foto: Jürgen Petzoldt

Andere hat sie schon "Promibunker" über das Spital sagen hören. Die seniorengerechten Wohnungen hätten ihren Preis, aber böten dafür auch Komfort: "Ich muss mich um nichts kümmern, nicht um die Mülltonnen oder den Winterdienst." Es gebe Hilfe im Haus für die Tagespflege, wenn sie diese irgendwann einmal brauchen sollten. "Selbst Mittagessen gibt es im Gemeinschaftsraum oder ich könnte es hochholen", sagt sie.

Gemütliche Couch- und Essecke

Das nutzen Gundula und Helmut Korber allerdings aktuell nicht. "Ich habe hier ja eine sehr schöne Küche und koche noch sehr gerne selbst, am liebsten Hausmannskost oder Italienisch. Wenn ich meinen Mann fragen würde, er würde sich jeden Tag Spaghetti wünschen", erzählt die 80-Jährige.

Sie hat die Wohnung unter anderem mit einer gemütlichen Couch- und Essecke eingerichtet und auch geschafft, "unsere hunderte von Büchern unterzubringen". Sie und ihr Mann hätten auch keine Eingewöhnungsphase gebraucht: "Wir fühlen uns hier sauwohl, das war von Anfang an so."

Die Lage und die Ausstattung der barrierefreien Wohnungen kommen gut an, das weiß Timo Sokol vom Grundstücks- und Gebäudemanagement der Stadt Forchheim. Erst zuletzt fand ein Treffen der Bewohner mit Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) und dem Quartiersmanagement statt, in dem es um ein erstes Fazit ging.

"Wir haben einige positive Rückmeldungen bekommen, was das Haus und die Wohnungen betrifft, und sehen, wie es mit Leben gefüllt wird und sich die Bewohner gegenseitig helfen. Das ist sehr schön", sagt Sokol.

41 von 55 Wohnungen vermietet

Einige Bewohner äußerten allerdings auch Kritik am Lärm und am Verkehr rund um das Spital. Einzelne Punkte, wie der Wunsch nach mehr Verkehrsüberwachung würde er weitergeben. "Bei manchen Aspekten wie Rauchern, die in der Umgebung im Freien als störend empfunden werden, sind uns allerdings die Hände gebunden", sagt er.

Bis zum Jahresende werden im Katharinenspital 41 von 55 der Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen mit einer Größe von 33 bis 83 Quadratmetern vermietet sein. Die Kaltmiete beträgt monatlich zwischen rund 460 und 1230 Euro. Finanzielle Unterstützung durch die Vereinigten Pfründnerstiftungen ist möglich. Dafür muss ein Antrag für soziale Härte vorliegen und es müssen Kriterien wie Sozialhilfe erfüllt sein.

Mitten in der Stadt

Im Haus gibt einen Hausmeister, der sich um die Gemeinschafts- und Grünflächen, die Mülltonnen und den Winterdienst kümmert. Gegen Aufpreis kann ein Mittagessen geordert werden, erklärt Timo Sokol vom Grundstücks- und Gebäudemanagement der Stadt Forchheim: "Das wird schon gut angenommen. Das Essen wird immer für die folgende Woche vorbestellt und kann auch tageweise gebucht werden."

Im Erdgeschoss befindet sich das Büro der Quartiersmanagerin Jenny Salagean, die zweimal wöchentlich eine Sprechstunde und darüber hinaus individuelle Beratungstermine anbietet. Sie hilft, wenn jemand Fragen zur Pflegekasse hat, eine Haushaltshilfe möchte oder ansonsten Tipps braucht.

Besitz verkleinern

Auch für Bewohnerin Erika Hobauer war die Lage des Katharinenspitals ein entscheidendes Kriterium. "Vorher musste ich oft mit dem Auto fahren. Jetzt bin ich froh, mitten in der Stadt zu wohnen und fast alles zu Fuß erledigen zu können", sagt sie.

Um sich in der neuen Wohnung mit 70 Quadratmetern Fläche gut einzuleben, hat sie alles individuell nach ihrem Geschmack eingerichtet. Im April zog sie dann ein. "Ich musste meinen Besitz schon verkleinern, aber das entlastet einen sehr, das ist eine gute Sache", sagt Hobauer. Sie fühlt sich wohl und freut sich über ihren "schönen Balkon mit Blumenkästen".

Neue Regel für Gemeinschaftsraum

Nur der Verkehrslärm rund um das Spital stört sie ein wenig. Und sie wünscht sich weitere Aufenthaltsmöglichkeiten im Haus, um sich mit anderen gemütlich treffen und hinsetzen zu können.

Dieser Wunsch könnte schon bald in Erfüllung gehen: "Wir sind gerade im Gespräch zu klären, dass wir eine Regelung finden, dass die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss mehr genutzt werden können", sagt Timo Sokol.

"Der Architekt hat auf vieles geachtet, das finde ich sehr gut", sagt Gundula Korber. Der Backofen sei auf Augenhöhe, damit die älteren Bewohner sich nicht mühsam bücken müssen. Die Waschmaschine hat ihren festen Platz in einem Waschraum im gleichen Stockwerk. "Da habe ich die Geräusche nicht und falls sie mal auslaufen sollte, wäre das nicht schlimm, weil in diesem Raum ein Gully ist."

Nur im Bad hat sie "anfangs blöd geguckt", erinnert sie sich: "Ich dachte: Haben die etwa den Abfluss vergessen, oder was?" Mir wurde dann erklärt, dass der Boden leicht abgeschrägt ist und ein Loch in der Wand, in dem das Wasser verschwindet – sehr elegant gelöst", erzählt sie lachend.

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