Bilanz nach zwei Tagen Sturm in und um Forchheim: (Fast) keine Verletzten

11.2.2020, 18:04 Uhr
Bilanz nach zwei Tagen Sturm in und um Forchheim: (Fast) keine Verletzten

© Foto: Erich Daum

Bei Ludwig Thiem hat das Sturmtief "Sabine" zugeschlagen – ganz wörtlich: Der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz war am Dienstagmorgen unweit der Burg Feuerstein gerade dabei, Äste und Gestrüpp von den Wegen zu klauben, als ihm der Ast einer Esche entgegenschlug. Mit einer geplatzten Lippe musste er zum Nähen ins Krankenhaus. "Da haben sie gemeint: Die Sabine hat mich geküsst", lacht Thiem.

Größere Sturmschäden in den Wäldern der Fränkischen kann er nicht vermelden: Morsche Stämme und Äste, die aufgesammelt werden mussten, der Abtransport vorgeschädigter Bäume, die dem Wind nicht mehr gewachsen waren – "es hält sich in Grrenzen", so Thiem. "Das größte Problem nach solchen Stürmen ist immer die Aufräumarbeit, weil gerade umgeknickte Bäume und Äste unter großer Spannung stehen können." Da sei die Unfallgefahr wesentlich größer. Bis auf ihn und seine angeschlagene Lippe ist Thiem aber kein weiteres "Opfer" von Sabine im Landkreis bekannt. Das bestätigt auch Kreisbrandrat Oliver Flake. "Im gesamten Leitstellenbereich Bamberg-Forchheim hat es am Montag 75 Einsätze gegeben, im Landkreis waren es etwa ein Dutzend. Verletzte gab es nicht." Vor allem am Montagnachmittag aber waren die Feuerwehren gefordert.

"Bei den meisten Einsätzen handelte es sich um Bäume, die auf Straßen gelandet sind, in Behringersmühle, Ebermannstadt und Eggolsheim", so Flake. In Neunkirchen löste sich eine große Werbetafel eines Marktes aus der Befestigung. Den aufwändigsten Einsatz hatten die Helfer nahe Schossaritz: Dort fiel ein Baum in eine 20-kV-Überlandstromleitung. "Deswegen kam es im östlichen Landkreis zu kurzzeitigen Stromausfällen", sagt der Kreisbrandrat. "Es hat sich aber alles gottlob in Grenzen gehalten, wir sind glimpflich davongekommen."

Selbiges gilt auch für die FFW Forchheim: "Wir hatten am Montagabend einen einzigen Baum, um den wir uns sturmbedingt kümmern mussten", teilt Stadtbrandmeister Werner Horsch mit. Ein umgeknickter Baum in der Oberen Kellerstraße, der umzukippen drohte und deswegen von der Feuerwehr abgesägt werden musste – das war’s. "Da haben wir wieder mal Dusel gehabt", sagt Horsch. "Unsere Leute waren alle in Alarmbereitschaft, doch es war kein Ausrücken nötig. Aber besser so wie anders."

Ähnlich sieht es bei den Polizeiinspektionen im Landkreis aus: Keine nennenswerten Sturm-Einsätze. "Wir sind von Sabine verschont geblieben, größere Schadensmeldungen gab es keine", sagt der Ebser Dienststellenleiter Manfred Hänchen.

Im westlichen Landkreis atmet man nach dem Orkan ebenfalls auf. "Wir ernten momentan die Früchte unseres Waldumbaus", erklärt Erich Daum vom Staatsrevier Oesdorf der Bayerischen Staatsforsten mit Blick auf Sabine. Denn: Seit vielen Jahren sind Daum und seine Kollegen dabei, das Forstrevier zwischen Oesdorf und Adelsdorf zu einem "Mischwald-Revier" umzubauen. Weil sich die Baumarten gegenseitig ergänzen, sind Mischwälder besser mit Nährstoffen versorgt, was sie nicht nur weniger anfällig für Schädlinge macht, sondern auch widerstandsfähiger bei klimatischen Herausforderungen – wie Orkanen.

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Gefährliche Sturmböen: Der Durchzug des Orkantiefs "Sabine" im Liveticker zum Nachlesen

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Obwohl der Wald bei Oesdorf in der "Haupt-Windrichtung von West nach Ost" liege, scheinen sich die Böen in den gestuften Mischwald-Beständen "verfangen" und ihre Kraft verloren zu haben, erklärt Daum. Auf den rund 2000 Hektar Wald, die er betreut, gingen die Sturm-Schäden "gegen Null".

Und im Forchheimer Kellerwald hatte Stadtförster Stefan Distler nicht übermäßig viel zu tun. Bis auf ein paar (durch Fäulnis) vorgeschädigte Bäume, die von Sabine zur Strecke gebracht wurden, und das Freischneiden einiger Wanderwege blieb es im "Wald-Wohnzimmer" der Stadt ruhig.

Ruhig (beziehungsweise menschenleer) war es zuletzt auch im Wildpark Hundshaupten: Aus Sicherheitsgründen blieb der Park am Montag und Dienstag geschlossen.

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