Blaues Wunder: Zwetschgen-Ernte im Landkreis läuft an

20.8.2019, 11:04 Uhr
Blaues Wunder: Zwetschgen-Ernte im Landkreis läuft an

© Petra Malbrich

Die Zwetschgenernte im Allgemeinen gibt es gar nicht. Zumindest lässt sich keine pauschale Aussage darüber treffen. Während in der Gößweinsteiner Gegend die Zwetschgen gesucht werden müssen, spricht man in anderen Gegenden von einem normalen Ertrag und in der südlichen Fränkischen Schweiz ächzen die Äste unter dem enormen Zwetschgenbehang.

"Nicht eine einzige Zwetschge hängt am Baum", klagt Rosi Kraus, die Kreisbäuerin. Die Zwetschgen in ihrer Region sind erfroren. Nur wenige Früchte können von den Bäumen geholt werden, dabei hat sie vor wenigen Jahren noch mehr als 500 Bäume ableeren müssen. Vorwiegend die Hauszwetschge, die ohnehin nicht jedes Jahr einen hohen Ertrag bietet.

Kirschen mögen die Leute lieber

Als die Kinder aus dem Haus gingen, fehlten die Erntehelfer. Für oft nur 40 Cent oder gar 18 Cent pro verkauftes Kilo Zwetschgen lohnte es sich nicht, Saisonkräfte aus dem Ausland einzustellen. "Die Zwetschge ist eine weniger gefragte Ware als die Kirsche", erklärt Kraus. Vor allem frisch wird sie nur ab und zu gegessen und das, obwohl die Zwetschge länger haltbar ist, nennt Kraus Vorteile der gesunden und schmackhaften Frucht.

Die Hauptfrucht der Obstanbauer ist im Landkreis unangefochten die Kirsche, gefolgt vom Apfel. "Die Zwetschge gibt es bei fast jedem Bauer, aber nur wenige, die auf die Zwetschge spezialisiert sind", sagt Hermann Greif, Präsident des bayerischen Bauernverbands. Eine dieser spezialisierten Zwetschgenlandwirtinnen ist Evi Friedrich aus Dachstadt. Zwar dominiert auf ihren Obstanbauflächen auch die Kirsche, mit mehreren tausend Zwetschgenbäumen ist sie aber auch bei diesem Obst gut eingespannt.

In Dachstadt hängen die Äste voll mit der blauen Frucht. Die Bäume auf ihren drei Hektar Zwetschgenanbau sehen teilweise aus wie mit Zwetschgen zugeschüttet. "Wir haben heuer sehr viele Zwetschgen", freut sich Evi Friedrich über dieses Glück. Die Zwetschgen sind nicht erfroren, was mit in den Lebensbedingungen der Gegend begründet ist. "Wir haben hier eine Hanglage innerhalb der Fränkischen", erklärt Evi Friedrich, die gerade die Sorte Jojo pflückt. Diese ist vor allem zum Backen geeignet.

Ein halbes Jahr auf der Leiter

Fast ein halbes Jahr lang stehen Evi und ihr Ehemann Erich, beide Vollerwerbslandwirte, auf der Leiter. Von der dreimonatigen Kirschenernte geht es fast übergangslos weiter zur Zwetschgenernte, die auch gut zwei Monate, bis Ende September, dauert.

Denn die insgesamt 25 verschiedenen Zwetschgensorten, die Friedrichs angebaut haben, weisen unterschiedliche Reifezeiten auf. Das ist gut so, um die Ernte nacheinander zu bewältigen. Trotz dieser Vielfalt und obwohl sie eine schlechte Trägerin ist, bleibt Evi Friedrichs Lieblingszwetschge die Hauszwetschge. "Weil sie einfach am besten schmeckt, aromatisch ist und für alles geeignet ist", erklärt Friedrich.

Ob Kompott, Mus, Marmelade, der berühmte Zwetschgenkuchen, Zwetschgenknödel oder eingeweckt in Gläser und haltbar gemacht für den Winter. Sehr gut schmeckt Evi Friedrich auch die Hanita, eine anspruchslose, aber genussvolle Zwetschge.

Wie sehr sich die Zwetschgen bewähren, das wird in der Versuchsanlage in Hiltpoltstein getestet. Auch dort wachsen bekannte Sorten, aber auch namenlose Zwetschgen.

"Wir sind mitten in der Ernte", bestätigt Obstfachmann Hans Schilling vom Landratsamt Forchheim. Gerade wird Katinka geerntet. "Wir haben gute Qualität bei einem mittleren Behang", sagt Schilling.

Die Trockenheit aus den Vorjahren wirkt sich auch beim Obstanbau ein Jahr später noch aus. Demzufolge sind die Früchte in diesem Jahr teilweise etwas kleiner. "Wenn es jetzt keinen Hagel gibt, dann haben wir eine gute Ernte mit innerer und äußerer Qualität", zeigt sich Schilling zufrieden.

Die Hauptsorte, die Hauszwetschge, stehe noch zur Ernte an. Doch erst kommen jetzt die namenlosen Zwetschgen an die Reihe, die von den Züchtern zum Testen an die Hiltpoltsteiner Versuchsanlage gegeben wurden.

Nach fünf Jahren gibt es Namen

Fünf Jahre lang werden die Obstbäume getestet und bei einem positiven Ergebnis mit Namen angemeldet. Die Hanka war eine der namenlosen Zwetschgen, die sich bewährt hat. Sowohl Evi Friedrichs Zwetschgen als auch die aus dem Obstversuchszentrum kommen dann in die Obstgenossenschaft nach Igensdorf.

Geschäftsführer Ronny Trägner spricht von einem angenehmen Zwetschgengeschäft. "Die Zwetschgen kommen rein und gehen wieder raus", sagt Trägner. Das Obst muss nicht im Kühlraum gelagert werden. Die Ernteergebnisse sind normal.

"Der Frost hatte im Frühjahr zugeschlagen", begründet Trägner die unterschiedlichen Ernteergebnisse von Region zu Region. Jetzt sei ein normales Tagesgeschäft für die Genossenschaft zu bewältigen. Von dort kommen die Zwetschgen in den Lebensmitteleinzelhandel zu Aldi oder in die Edeka und beim Anblick der blauen Frucht läuft einem das Wasser im Mund zusammen.

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