Kita-Neubau in Forchheim

Chalet für 136 Kinder in Forchheim: Kita-Neubau ist aus Holz und klimaneutral

8.5.2021, 07:22 Uhr
Zwei sechseckige Bauten, die ineinander geschoben werden: So hat sich der Architekt den Neubau vorgestellt.

© Grafik: DJB Architekten Erlangen Zwei sechseckige Bauten, die ineinander geschoben werden: So hat sich der Architekt den Neubau vorgestellt.

"Innovativ", "futuristisch" oder gar der Vergleich mit einem schweizerischen "Chalet": Ein Kita-Neubau sorgt in Forchheim zwar in der Regel immer für Freude, einfach weil schlicht zu wenige Kita-Plätze vorhanden sind. Doch dieses Mal ist es vor allem auch die Architektur des fast elf Millionen Euro teuren Projektes, von der die Stadträte in der jüngsten Hauptausschusssitzung begeistert waren.

Als Chalet werden Holzhäuser in der Schweiz bezeichnet, eins mit sechs Ecken entsteht ab Mitte 2022 in der Merowingerstraße. Anfang 2024 sollen die ersten Kinder dort betreut werden. Auf einer über 8000 Quadratmeter freien Grundstücksfläche direkt hinter dem Demenzzentrum in der Sattlertorstraße und dem ehemaligen Standort der Sattlertor-Kita entsteht der zweistöckige Bau. Er bietet Platz für 25 Hort-, 36 Krippen- und 75 Kindergartenplätze.

Lange Wartelisten

Die Plätze sind dringend benötigt. 94 Kinder im Kindergartenbereich (Drei- bis Sechsjährige) und 138 im Krippenalter warten auf einen Platz. Nur im Hortbereich gibt es keine Wartelisten. Im Kita-Bereich ist die Situation für Eltern besonders in Forchheim-Ost und Reuth angespannt, wie Gabriele Obenauf, die für das Thema zuständige Referatsleiterin, berichtete. Jede Übergangslösung und jeder Neubau wird daher sehnlichst erwartet.

Hinter dem Demenzzentrum in der Sattlertorstraße, zwischen Wohnbebauung auf der einen und Autobahn auf der anderen Seite, entstehen auf einem Grundstück von über 8000 Quadratmetern neue Kinderbetreuungsplätze.

Hinter dem Demenzzentrum in der Sattlertorstraße, zwischen Wohnbebauung auf der einen und Autobahn auf der anderen Seite, entstehen auf einem Grundstück von über 8000 Quadratmetern neue Kinderbetreuungsplätze. © Foto: Berny Meyer

Wie in der Merowinger Straße. Die Räume werden im Kreis angelegt sein. Das schafft in der Mitte des Baus Platz zum Spielen, Essen und für die Garderobe. Zudem gibt es zusätzlich abgetrennte Speise- und Gruppenräume. Im Erdgeschoss ist Platz für eine insgesamt knapp 240 Quadratmeter große Terrasse, die auch um einen Teil des Gebäudes verläuft.

Im Obergeschoss hat der Hort 166 Terrassenquadratmeter zur Verfügung und für die Kindergartenkinder teilt sich diese Fläche im OG in einen Balkon- und Terrassenbereich auf. Die äußeren Stützen und die Fassaden sind aus Holz geplant, ansonsten besteht der Hybridbau aus einem Betonskelett, Stützen und Decken aus Stahlbeton. Großzügig geplant sind auch die Außenbereiche mit Spielbereichen getrennt nach Hort, Krippe und Kita. Zwischen den einzelnen Abschnitten gibt es Wegverbindungen und es sollen mehrere Bäume für einen natürlichen Schatten sorgen.

Klimaneutrales Gebäude

Warm wird es im Inneren mit einer Fußbodenheizung, die ihre Energie aus Biogas speist. Zudem werden alle Räume mit einer Be- und Entlüftungsanlage versehen. Ein drei- bis fünffacher Luftaustausch in der Stunde soll damit möglich sein. Auf dem Dach sprießt Grün und es wird mit einer 200 Quadratmeter großen PV-Anlage Sonnenenergie genutzt.

"Es wäre das Ziel bei diesem Projekt, wenn wir es klimaneutral gestalten können", sagte Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL), die nach der Vorstellung der Pläne vor einem "Wow-Effekt" sprach. Das würde bedeuten, das Gebäude erzeugt die Energie, die es benötigt, regenerativ zu 100 Prozent selbst. Dieses Ziel hält Architekt Frank Jakobs aus Erlangen ohne großen Mehraufwand für möglich. Sein Büro hat hierfür den Auftrag erhalten, das zu prüfen.

Reiner Büttner plädierte für die SPD-Fraktion "für eine größtmöglichste PV–Anlage". Noch in Abklärung ist das Verkehrskonzept. Die Zufahrt zum Gelände ist über die Merowingerstraße im nördlichen Bereich des Grundstücks vorgesehen. Dort sind auch mehrere Stellplätze geplant. 19 für Pkw, 16 für Fahrräder für Erwachsene sowie zwölf für Kinder und 24 Plätze für Roller.

Verkehr durch das Wohngebiet

Für den Bring- und Abholverkehr müssen Eltern durch das dortige Wohngebiet fahren. Dafür ist ein Fachplaner beauftragt. "Damit wir auch für die Nachbarschaft und für den Betrieb eine gute Lösung finden und die Sicherheit für die Kinder gewährleistet ist", so Jakobs. Das Konzept wird im Sommer vorgestellt.

Die Nachbarn, die mit ihren Gärten an das Grundstück angrenzen, werden im Zuge des Baus einen drei Meter breiten so genannten Mistweg erhalten, der ihnen die Zu- und Abfahrt für die Entsorgung von Gartenabfällen garantieren soll. Außerdem will Architekt Jakobs darauf achten, den alten Baumbestand auf dem Areal so weit wie möglich zu erhalten.

Holzanteil unproblematisch

Eine erhebliche Kostensteigerung wegen des Holzanteils am Gebäude befürchtet Jakobs nicht. Zwar sind die Preise für das Material international explodiert, "die Fassadenteile werden aber erst 2022 ausgeschrieben. Bis dahin werden wir wieder einen vernünftigen Preis kriegen".

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