Chronos vom StaTTTheater bringt Licht in die dunkle Zeit von Forchheim

21.9.2020, 16:32 Uhr
Chronos vom StaTTTheater bringt Licht in die dunkle Zeit von Forchheim

© Foto: Pauline Lindner

Auch die Stadtgeschichte in lebendigen Bildern, dargebracht vom Forchheimer StaTTTheater, geht mit der Zeit, auch wenn der Schwerpunkt der Spiel- und Leseszenen zum einen auf den das Stadtbild bis heute prägenden Festungsmauern lag und zum anderen die bedeutende Frühzeit Forchheims als königliche Pfalz am Ostrand des Frankenreichs beleuchtet wurden. Beleuchtet im wörtlichen Sinn, war doch die Aufführungszeit zwischen Sonnenuntergang und tiefer Nacht angesiedelt.

Atila Karabag als Stadthistoriker und Bettina Drummer, Jasmin Scholz, Marion Götz, Wolfgang Rösch, Erik Selle und Horst Vogel als Mitglieder der Familie Färber und ihre Gegenspieler über die Jahrhunderte ließen die Mauern und Gebäude Forchheims in unterschiedlichem Licht erscheinen.

Wo kann man greifbarer den wirtschaftlichen Fortschritt darstellen, den die Einführung einer einheitlichen Reichswährung im Jahr 750 den Händlern an der Grenze zu Slawen und Awaren brachte, als vor einem heutigen Bankhaus? Das Pflaster um die Martinskirche dürfte tatsächlich der Ort, sprich ein Teil der karolingischen Königspfalz, gewesen sein, an dem den Händlern das Waffenexportverbot des Diedenhofener Kapitulars Karls des Großen (805) vorgetragen wurde. Darauf deuten zumindest archäologisch noch nicht vollständig ausgewertete Funde unterm Rathaus hin.

Die Festungsstadt optisch begreifbar zu machen, ist dagegen wesentlich einfacher, stehen doch noch stattliche Reste. Dass die Anfänge im Markgrafenkrieg lagen, weil das Heer des Markgrafen Albrecht Alkibiades die bischöfliche Festung Forchheim erstürmt hatte und die Bürger zum evangelischen Bekenntnis zwang, zeigte eine turbulente Spielszene vor der Marienkapelle.

Düster war die Zeit, als sich Forchheim gegen die Schweden verteidigte

Wie dunkel es damals in der Stadt war, konnten die Teilnehmer an der nächtlichen Führung auf der Bastion hinter der Pfalz erspüren. Ein paar Fackeln, Kerzen und eine schmale Mondsichel – die übrige Umgebung versank im Dunkel. Düster waren die Kasematten, düster war die Zeit, als Friedrich von Schletz Forchheim gegen die Schweden verteidigte. Erleben konnte man ihn im Museum Rote Mauer. Dort sind dauerhaft Figurinen und Sprechstationen installiert, die den Dreißigjährigen Krieg fassbar machen, aber es ist noch mal eine andere Erlebnisqualität, wenn ein Schauspieler im (künstlichen) Kanonendonner die Moral seiner Truppe heben will.

Bis 1875, also längst in bayerischer Zeit, war Forchheim eine Festung. Und da Soldaten durstig sind, blühte das Brauwesen. Die vier noch existierenden Brauereien machten es Chronos leicht den letzten Schritt in die Gegenwart zu machen – mit der Einladung an sein Publikum, den Abend mit einem Forchheimer Bier abzuschließen.

Reguläre Stadtführungen mit Chronos finden letztmalig in diesem Jahr noch am Freitag, 25. September (18 Uhr) und Sonntag, 27. September (11 Uhr) statt. Startpunkt: Porta Vorchheimensis (Hauptstraße 56).

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