Container-Kita: Drei Kinderkrippen-Gruppen entstehen in Forchheim

11.7.2019, 18:32 Uhr
Container-Kita: Drei Kinderkrippen-Gruppen entstehen in Forchheim

© Foto: Roland Huber

Frage: Kennen Sie den Unterschied zwischen mieten und leasen? Landläufige Antwort: Mieten bedeutet etwas gegen Bezahlung zeitweise nutzen zu dürfen, ohne dass es einem gehört. Und leasen bedeutet... tja, nun... eine Art Anzahlung... eigentlich aber unterm Strich das Gleiche wie mieten. Letzteres machte auch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) den Stadträten in der Sitzung des Finanzausschusses deutlich.

Dort musste man sich mit der Neuschaffung von Kita-Plätzen in Forchheim beschäftigen, seit Jahren ein drängendes Problem – weil es davon, wie fast überall in der Republik, zu wenig gibt. Unlängst hatten der OB und die zuständigen Köpfe seiner Verwaltung eine Arbeitsgruppe gebildet, um zeitnah realisierbare Maßnahmen zu finden.

Herausgekommen sind am Ende drei mögliche Standorte für eine neue Einrichtung, in der drei Krippen-Gruppen Platz finden sollen. Sigrun Wagner vom Hochbauamt präsentierte sie den Räten:

1. Der städtische Parkplatz Am Schießanger (einst Sportplatz des FC Germania) unmittelbar östlich der A 73.

2. Die davon nur wenige Hundert Meter nördlich gelegene Freifläche hinter dem Demenzzentrum in der Merowingerstraße.

3. Die Grünfläche bei der Lichteneiche am Fuße des Kellerwaldes (Annafest-Schausteller-Parkplatz).

Der klare Favorit

Klarer Favorit der Arbeitsgruppe ist der Schießanger-Parkplatz. "Hier wäre eine Realisierung innerhalb von sieben bis acht Monaten möglich", sagte Wagner. Die Vorteile: Der Standort würde den Einzugsbereich Burk/Buckenhofen mit abdecken (kurze Wege über die Kanalbrücke) und die Fläche ist in Sachen Wasser, Strom sowie Kanalisation bereits erschlossen. Der bisherige Parkplatz für Mitarbeiter der Stadt könnte umgesiedelt werden – auf die Schotter-Freifläche hinter der Stadtbücherei.

Wie aber soll die Krippe ausschauen, unabhängig vom möglichen Standort? Hier hatte die Arbeitsgruppe nur eine Lösung: die "Modulbauweise". Container sollen es also sein, die bewährte, am schnellsten vonstatten gehende Maßnahme, wenn neue Betreuungsplätze geschaffen werden müssen. Das führte auch im Ausschuss zu keinen Diskussionen.

Die kamen erst auf, als Wagner auf die Finanzierung zu sprechen kam – und die Frage: Container kaufen oder mieten? Die Hochbauamtsleiterin rechnete vor, dass der Erwerb der Module mit 2,2 Millionen Euro zu Buche schlagen würden. Dazu gesellen sich Aufstellungs-, Erschließungs- und Einrichtungskosten von "minimum" 636 000 Euro.

Dem gegenüber stünden rund 1,2 Millionen Euro Miete mit einer Vetragslaufzeit von drei Jahren. In den Mietkosten unter anderem enthalten: Aufstellen der Container, Fundamentierung, Installierung der technischen Anlagen, Herrichten der Außenanlagen, innere Einrichtung und Abbau der Anlage nach drei Jahren durch den Vermieter.

Ein Rundum-sorglos-Paket

Ein Rundum-sorglos-Paket sozusagen, bei dem laut Wagner sogar ein Zuschuss der Regierung von Oberfranken über 32 000 Euro winkt. "Beim Kauf würde es wohl keine Förderung geben, weil Zuschüsse in diesem Fall standortgebunden auf 25 Jahre sind."

Hier lag auch Wagners Hauptargument für eine Mietlösung: Die Module sind eine Übergangslösung. Was soll die Stadt mit für über 2,8 Millionen Euro gekauften und installierten Containern anfangen, wenn sie dereinst woanders aufgestellt werden sollen? Oder, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, weil die Aus- und Neubauten bei bestehenden Kitas vollzogen sind (siehe Seite 31)? Einen "Markt für gebrauchte Kita-Container" gibt es nach Ansicht von Kirschstein momentan nicht. Für "unwirtschaftlich" erklärte auch Wagner die Module.

Dann aber ergriff Reinhold Otzelberger (CSU) das Wort und warf den Begriff "Leasing" in die Runde. "Wäre das nicht möglich", fragte er. "Wie bei einem Auto, mit Kaufoption am Ende?" Denn, so Otzelberger, man wisse ja nicht, wie sich der Markt entwickle oder ob die Container in drei Jahren nicht noch weiter gebraucht werden. Der OB nickte und sah im Leasing-Vorschlag seines vormaligen Parteigenossen eine "sinnvolle Option", die man beim Aushandeln des Mietvertrages beachten werde.

Die schönere Bezeichnung

Josua Flierl (CSU) hatte derweil gegoogelt. Und gefunden: "Solche Container sind im Internet durchaus gefragt", erklärte er. Deswegen solle man den Kauf der Module nicht gleich ad acta legen und bat die Verwaltung diese Option "nochmal genau prüfen zu lassen". Ins selbe Horn blies Udo Schönfelder (CSU), der sich aber zuerst an der Formulierung "Container" störte. Der Begriff sei "unwohlseinfördernd". Er pochte darauf, dass man bitte von "Modulbauweise" spreche. "Es gibt nämlich hochattraktive Modulbauweisen". Schönfelder brachte den Gedanken ins Spiel, dass die Container, würde man sie kaufen, dereinst ja auch als Waldkindergarten dienen könnten.

Wagner entgegnete, dass man sich durchaus genau mit der Kauf-Option beschäftigt habe – das Ergebnis aber immer lautete: unwirtschaftlich.

Das gute Deutsch

Doch einmal vom Leasing-Fieber gepackt, wurde nun parteiübergreifend zumindest eine solche Klausel im Mietvertrag verlangt. "Ich habe den Wunsch verstanden und Ihnen bereits zugesichert, dass wir diese Option mitverhandeln", erklärte der OB dem Gremium – und wies gleichwohl darauf hin: "Leasing ist ein schöner Begriff, aber auf gut Deutsch heißt es am Ende: zur Miete."

Einstimmig hieß es am Ende auch: Ja zur Modulbauweise auf dem Parkplatz am Schießanger.

Jetzt muss die Kämmerei die Finanzierung planen, während das Jugendamt sich auf die Suche nach einem Träger der Krippe macht.

Keine Kommentare