Corona-Pandemie

Corona: Droht nun das Aus für die kleinen Kirchweihen am Land?

21.4.2020, 18:00 Uhr
Corona: Droht nun das Aus für die kleinen Kirchweihen am Land?

© Archivfoto: Marquard Och

"Aktuell hängen wir in der Luft", sagt Stefan Roppelt. Er ist Vorstandsvorsitzender des Musikvereins Weilersbach, der eigentlich vom 29. Mai bis 1. Juni die Weilersbacher Musikkerwa veranstalten wollte. Roppelt wartet im Moment auf eine konkrete Größenangabe aus der Staatskanzlei, weshalb die Kerwa noch nicht offiziell abgesagt ist. Eine Absage würde den Verein massiv belasten. "Die Musikkerwa ist unsere Haupteinnahmequelle", meint der Musiker. Der Verein ist momentan dabei, ein neues Vereinsheim zu bauen, die Darlehensverträge müssen bezahlt werden. "Da fällt dann im ersten Jahr bereits die finanzielle Grundlage weg", so Roppelt.

Die Finanzen sind auch beim Burschenverein Concordia in Effeltrich ein Thema, wenn auch nicht im gleichen Maße wie in Weilersbach. "Wir sind nicht profitorientiert. Aber die Kerwa ist natürlich unsere Haupteinnahmequelle, mit der wir andere Events über das Jahr hinweg organisieren", erklärt Hannes Schmidt, Vorstand des Burschenvereins. Gerade hinsichtlich der Brauchtumspflege sei eine Absage der Kerwa sehr schade.

Schmidt kann sich nicht erinnern, schon einmal mit einer solchen Situation konfrontiert gewesen zu sein, seit zehn Jahren ist er im Burschenverein aktiv. Damit Effeltrich trotzdem in den Genuss des Kerwa-Feelings kommen kann, ist angedacht, den Kerwabaum aufzustellen. "Wir möchten die Fahne aufrecht erhalten", so Schmidt.

Auch eine Verschiebung der Kerwa in die Zeit nach dem Veranstaltungsverbot sei im Gespräch, hier dürfe man dann jedoch nicht mit den Kirchweihen der anderen Gemeinden kollidieren.

Eine solche Kerwa, die bisher außerhalb des verbotenen Zeitraums liegt, ist die Kirchweih in Reuth im Oktober. "Bis jetzt sind wir noch nicht betroffen", sagt Benjamin Kraus, der sich im Vorstand des Traditionsvereins "Reuther Kuckuck" um die Organisation der Kerwa kümmert. "Wir beten und hoffen, dass es klappt", so Kraus weiter. Zwar mache man die Kerwa nicht aus finanziellen Gründen, trotzdem würde bei einem Wegfall das Geld fehlen, mit dem man in Zukunft investieren könnte. Benjamin Kraus hat dabei auch noch eine andere betroffene Berufsgruppe im Blick: "Ich denke da vor allem an die Schausteller, die nun auch keine Einnahmen haben."

In Heroldsbach hätte die Kerwa Ende Juli stattfinden sollen. "Formal ist sie noch nicht abgesagt", erklärt Edwin Dippacher, Vorsitzender des Heimat- und Trachtenvereins. Das liege vor allem an der fehlenden Information von Seiten der Regierung, was genau als Großveranstaltung zu werten sei. "Nach jetzigem Stand zählt eine Kerwa aber schon zu Großveranstaltungen. Die Leute sitzen immerhin eng beieinander", so Dippacher. Das Vereinsleben im Heimat- und Trachtenverein liegt momentan zum großen Teil auf Eis. Vor allem für die jungen Menschen im Ort sei eine mögliche Absage der Kerwa schade: "Die Kerwa hat immer Menschen zusammengebracht und den Zusammenhalt über Generationen hinweg gefördert", meint der Vorsitzende. Die Jugendgruppe würde ohne Kerwa zudem ihr Hauptevent im Jahr verlieren. "Es sind aktuell wirklich fürchterliche Zeiten", sagt Dippacher.

Eines haben die Kirchweih-Organisatoren gemeinsam: Sie hoffen in den nächsten Wochen auf klarere Regeln, um klarere Entscheidungen treffen zu können. Eine gewöhnliche Kerwa-Saison wird es aber nach aktuellem Stand nicht sein.

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