Corona stoppt Spektakel in der Fränkischen Schweiz

24.7.2020, 13:46 Uhr
Corona stoppt Spektakel in der Fränkischen Schweiz

© Foto: Edgar Pfrogner

Da ist mir schon mehr als nur eine Träne übers Gesicht gelaufen", gesteht Andreas Kraus. Der Vorsitzende des MSC Fränkische Schweiz ist ein gestandenes Mannsbild, doch die Absage des Laufs zur Deutschen Enduromeisterschaft ist ihm doch nahe gegangen.

Am 11. Oktober sollte das "größte Enduro-Erlebnis in Deutschland nach dem Rennen in Zschopau" (O-Ton Kraus) über die Bühne gehen. Und lange war der Motorsportclub zuversichtlich, dass das auch gelingen könnte. Alle technischen Voraussetzungen für das Rennen inklusive Corona-konformer Papier- und Technikabnahme, einem dritten Fahrerlager und den Genehmigungen der Polizei und der Grundstückseigentümer waren geschaffen worden.

Doch letztlich war die Zuschauer-Frage das K. o.-Kriterium für die gesamte Veranstaltung. Während im mecklenburgischen Rehna am 12. September ein DM-Lauf stattfinden soll, hat man in der Fränkischen Schweiz und in Zschopau anders entschieden. "Zumal in Bayern die wohl strengsten Auflagen in Kraft sind", wie der Verein mit Sitz in Forchheim in der Absage auf seiner Homepage schreibt.

Kraus: "An den meisten Orten finden die Rennen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das ist bei uns und in Zschopau anders. Ich kann ja nicht – wie in den Vorjahren geschehen – mit Zuschauerzahlen von 3000 bis 5000 werben, und dann gegenüber den Behörden angeben, es handle sich nicht um eine Großveranstaltung."

Keine Extrawurst

Hinzu komme, dass das Landratsamt seine eigene Veranstaltung, den Fränkische-Schweiz-Marathon, aus denselben Gründen bereits abgesagt habe. Da könne man ja schlecht für den MSC anders entscheiden, so Kraus.

Das rund 20-köpfige Organisationsteam habe nach zwei weiteren Sitzungen seit Mitte Mai schweren Herzens, aber einstimmig entschieden, auf eine Austragung in diesem Herbst zu verzichten und sich stattdessen schon für 2021 beim Deutschen Motorsport-Verband bewerben will. "Wir sind ja ein eingespieltes Team, da greift ein Rad ins andere. Wir stemmen das dann nächstes Jahr wieder."

Aber heuer wäre es aus Sicht des Vereins unverantwortlich gewesen, das Rennen angesichts der Umstände durchzuführen. Schließlich führe der Rundkurs durch drei Landkreise (Forchheim, Bamberg und Bayreuth) und vier Gemeinden – Wiesenttal, Waischenfeld, Unterleinleiter und Heiligenstadt. "Wir können im offenen Gelände niemals gewährleisten, dass wir alle Zuschauer erfassen. Dafür gibt es zu viele abgelegene Abschnitte mitten im Wald. Ohnehin hätten wir zusätzlich 50 Helfer gebraucht, die nur für das Aufschreiben der Kontaktdaten der Besucher zuständig gewesen wären", sagt Kraus.

Er mag sich nicht ausmalen, wenn sich dann ein nicht registrierter Motorsportfan mit dem Covid-19-Virus infiziere. Die potenzieller Ordnungsgelder könne man sich nicht leisten, da gehe man lieber keine Risiko ein – obwohl Endurofahrer sonst eigentlich keine Gefahr scheuen.

Umlagerte "Hotspots"

Allein mit Teilnehmern und Helfern (die vom Verein, den von von rund 20 Feuerwehren, vom Roten Kreuz und den Maltesern) käme man schon auf 800 Menschen. Und an "Hotspots" wie der Nützelmühle in Draisendorf drängen sich 500 Menschen. Kraus: "Das ist einfach eine irre spektakuläre Auffahrt." Ähnliches gelte für den "Märchenwald" bei Oberfellendorf, in dem die Fahrer jedes Mal neu erlebten, dass es auch "grausame Märchen" gebe.

Die Enduro-Spezialisten seien schon alle heiß auf diese Herausforderung gewesen, berichtet der MSC-Vorsitzende. Doch nun wird daraus nichts, nach den Absagen des Fahrradtrials und des Clubsporttrails für die Zweiradfahrer und des Slaloms für die Autofahrer muss der Verein auch seine größte Zugnummer absagen.

Im nächsten Jahr peilt man wieder einen Termin am zweiten Oktober-Wochenende an. Denn wie immer müsse der MSC die Kerwa in Streitberg und das Erntedankfest in Muggendorf abwarten, bevor die Motorradfahrer freie Fahrt haben. Heuer fallen alle drei Veranstaltungen der Corona-Krise zum Opfer.

Andreas Kraus ist nicht alleine; die ganze Fränkische Schweiz weint mit ihm.

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