Corona: Wie Katholiken und Protestanten im Kreis Forchheim Ostern feiern können

12.4.2020, 18:00 Uhr
Corona: Wie Katholiken und Protestanten im Kreis Forchheim Ostern feiern können

© Foto: Udo Güldner

Das höchste Fest der Christenheit steht vor der Tür. Doch an diesem Ostern wird alles anders sein. Die Corona-Krise hat auch die beiden großen Kirchen in Forchheim erfasst. Die katholische und die evangelisch-lutherischer Kirche versuchen, die Gläubigen während der Corona-Krise nicht alleine zu lassen. Mit offenen Kirchen, Online-Angeboten und verstärkter Telefonberatung geht man neue Wege, die überraschend erfolgreich sind.


Corona-Krise: Alles zum aktuellen Stand im Kreis Forchheim


Auf einem Wohnzimmertisch in Kersbach steht ein Laptop. Rundherum sitzen die Krauses. Die ganze Familie ist in der katholischen Kirche engagiert, sei es als Pfarrgemeinderat oder als Ministranten.

Corona: Wie Katholiken und Protestanten im Kreis Forchheim Ostern feiern können

© Foto: Udo Güldner

Vor sich haben Frank und Mechthild, sowie die Kinder Eva, Florian und Julian das Gotteslob und das Bild des Pfarrers Martin Emge, der zeitgleich in der leeren, ja versperrten Martinskirche steht. Links oben ist die Liednummer eingeblendet. Lautes Mitsingen ist erwünscht. Ein bisschen erinnert das an die Anfänge des Christentums, als die Gläubigen sich zu Hause trafen, um das Brot zu brechen und sich Geschichten von Jesus zu erzählen.

Prachtvolle Kathedralen gab es vor rund 2000 Jahren noch nicht, auch keine öffentlichen Gottesdienste. Eine erfreuliche Rückbesinnung nennt das Emge. Zugleich kann man die personellen Ressourcen aus der ganzen Region fokussieren. Nur ein Gottesdienst muss von Emge und seinen Vertretern Heinz Weierstraß, Mariadas Kalluri, Klaus Weigand oder Binu James Puthenkunnel besetzt werden.

Eine Erfolgsgeschichte

So wie bei den Krauses sieht es vielerorts in der Region aus. In der Live-Übertragung der täglichen Gottesdienste ab 10 Uhr sieht Emge eine Erfolgsgeschichte. Ein Grund: Im Gegensatz zu irgendwelchen Fernseh-Gottesdiensten kennt man die Menschen am Altar und freut sich über einen Hauch von Normalität.

Viele hundert Zuschauer zählt man, tausende sehen sich hernach die Aufzeichnung bei Youtube und Facebook an. So viele hat man normalerweise nicht in den Bänken sitzen. Inzwischen denkt man daran, nicht mehr die Überwachungskamera einzusetzen, die eigentlich Opferstock-Aufbrecher sichtbar machen soll, sondern neues Equipment anzuschaffen.

Für die Beichte hat man sich eine pragmatische Lösung ausgedacht, die bereits in Kriegszeiten zum Einsatz gekommen ist. Der Gläubige kann sich in seiner Not direkt an Gott wenden, seine Sünden bereuen. Eine Absolution durch einen Pfarrer braucht es nicht. Auch die Fürbitten-Wand vor dem Altarraum, mittels derer sich die Kirchenbesucher ihre Sorgen von der Seele schreiben können, will den direkten Draht zum Herrn ermöglichen.

Kurze, knackige Clips

Einen anderen Weg gehen die Protestanten in Forchheim. Sie setzen auf kurze, knackige Clips. Eine Flut an Videos möchte man vermeiden. Die technische Leitung hat Vikar Henrik Kurth, der die Pfarrer wie Michael Krug in Szene setzt. Dann spricht der Geistliche einen maximal siebenminütigen Impuls, wobei er sich an den Sonn- und Feiertagen mit seinen Kollegen Enno Weidt oder Ulrich Bahr ablöst.

Corona: Wie Katholiken und Protestanten im Kreis Forchheim Ostern feiern können

© Foto: Udo Güldner

Mit Jonas Blümlein und Moritz Weidt kommt aber auch der Nachwuchs zu Wort. Sogar an die Kleinsten hat man gedacht. Diakonin Beate Wagner sendet aus dem eigenen Wohnzimmer einen "Kinder-Couch-Gottesdienst". Die Leute seien von dem Angebot begeistert, so Kurth, einige gar zu Tränen gerührt. Weil die Kirchenmusik seit Luther eine immense Rolle gespielt hat, spielt Anne Barkowski auf der Walcker-Orgel oder ihrem eigenen Cello. Die Dekanatskantorin hat sich dafür traditionelle Kirchenlieder von Paul Gerhardt ebenso ausgesucht wie Passionskonzerte, die man ohne Corona-Einschränkungen sonst in der Johanniskirche gehört hätte.

Eine unerwartete Chance

Von einer neuen Herausforderung spricht Pfarrer Christian Muschler. Er beobachtet, dass die Gläubigen vermehrt in die Christuskirche kommen. Die habe nun täglich für eine stille Andacht oder ein Gebet geöffnet. Wer an Ostern vorbeikommt und ein Windlicht oder eine Laterne mitbringt, der kann sich das Osterlicht mit nach Hause nehmen. Für die anderen stehen Becherkerzen bereit, um diese an der Osterkerze entzünden zu können, so Muschler. 

Es sei eine unerwartete Chance, auch die Menschen zu erreichen, die schon vor Corona ihre Wohnung nicht mehr hatten verlassen können oder einfach zu weit weg wohnten. Nur zu einer Dauereinrichtung soll die Online-Geschichte nicht werden. Die persönliche Begegnung und das Gespräch Auge in Auge könne man nicht ersetzen. Bis dahin aber werden die Gläubigen weiterhin gebannt zusehen, lautstark mitsingen und Gott nahe sein – auch wenn sie dabei nicht in der Kirchenbank sitzen werden.

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