CSU bei Neujahrsempfang auf Wahlkampf eingeschworen

13.1.2020, 06:00 Uhr
CSU bei Neujahrsempfang auf Wahlkampf eingeschworen

© Foto: Michael Müller

"Treffpunkt Udo" begrüßte ein großes Banner am Eingang die Gäste. Gleich darüber der Wahlslogan des CSU-Oberbürgermeisterkandidaten Udo Schönfelder: "Forchheim kann mehr". Was und wie viel mehr, das wollte der Kandidat den geladenen Gästen, die so zahlreich waren, dass die Mehrzahl im Saal stehen musste, bei seiner Rede erklären.

Doch zuvor war es an Landrat Hermann Ulm, darauf hinzuweisen, wie der Landkreis nach sechs Jahren unter seiner Führung aufgestellt ist. Dabei unterstrich er mehrfach, dass "große Brocken" wie die Fusion der beiden Kliniken, die Sanierung der weiterführenden Schulen oder die "freudige Beerdigung" des Rechtsstreits über die Kreisumlage nur gelungen seien, weil Stadt und Landkreis genauso zusammengearbeitet hätten, wie Ulm dies in seinem Wahlslogan propagiert: "Stadt und Land, Hand in Hand".

Für ihn sei das mehr als nur ein Spruch, sagte der CSU-Politiker. Vielmehr Notwendigkeit und Voraussetzung dafür, dass sich die Region so gut entwickelt habe. Ulm, der vor seinem Amtsantritt als Geograph zum Thema Demographie an der Universität Erlangen geforscht hatte, nahm dabei vor allem die Bevölkerungsentwicklung in den Fokus und freute sich über die Trendwende: "Die Prognosen von 2010 haben sich nicht erfüllt." Der erwartete Bevölkerungsrückgang sei aufgehalten, mancherorts sogar umgekehrt worden. Forchheim sei dabei das Zugpferd, aber die Trendwende greife bis in den ländlichen Raum. Von knapp 113 000 Einwohnern im Jahr 2011 sei die Bevölkerung im Landkreis auf 116 000 gestiegen.

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Die Herausforderungen, die diese Entwicklung mit sich bringe, seien ebenso am besten "Hand in Hand" zu meistern. Der Druck auf den Wohnungsmarkt könne zum Beispiel eine Chance für ländlichere Kommunen sein, Leerstände zu füllen. Ulms Appell: Forchheim sollte nicht nur für sich denken, sondern darüber hinaus. "Die Wohnungsbaugesellschaften könnten mit Nachbarkommunen zusammenarbeiten", wünschte er sich.

Mehr Kinderbetreuung in Kitas und Schulen, mehr Pflege und Betreuungsangebote für die Generation 65+, mehr Breitband-Internet, mehr ÖPNV, mehr Umweltschutz, all das seien Themen für die kommenden sechs Jahre, skizzierte Ulm und forderte von seinen Zuhörern: "Die Welt kann noch so globalisiert sein und wir können uns noch so sehr über die weltpolitischen Vollpfosten aufregen, das Leben findet hier vor Ort statt und das können und sollten wir gestalten."

Ein gutes Stichwort für Udo Schönfelder, der im Anschluss ans Rednerpult trat. Gestalten will er als künftiger Oberbürgermeister Forchheims in mehrfacher Hinsicht. Doch verwies auch er zunächst darauf, dass Forchheim gut dastehe. Anders als Ulm bezog er das jedoch weniger auf die Bevölkerungsentwicklung, als auf die wirtschaftliche. "Eine Statistik von Focus Online zeigt die Regionen, die sich am stärksten entwickelt haben", sagte er. "Der Bundesdurchschnitt liegt bei 3,72 Prozent. Unser Landkreis legte um 14,66 Prozent zu und nahm bundesweit den ersten Platz ein."

Eine beachtliche Entwicklung, doch "Forchheim kann mehr", zitierte er sein Motto. Weitere Potenziale müssten erschlossen werden. Berechenbarkeit beim Gewerbesteuersatz, die Förderung des Mittelstandes (mit der Schaffung eines Handwerkerhofes im Norden) sowie ein City- und Leerstandsmanagement, das die Stadt als Gesamtwirtschaftsraum sieht, seien für ihn wesentlich. Bei letzterem sprach er sich vehement für die "Durchlässigkeit der Hornschuchallee" als "Bypass" der Innenstadt aus. "Forchheim ist zu klein für eine große Fußgängerzone."

Mehr Umweltschutz, auch dafür stehe er, will diesen jedoch nicht ideologisch durchsetzen, sondern auf Grundlage einer Klimastrategie. Diese müsse zum Beispiel ein Verkehrskonzept mit intelligenter Verkehrslenkung beinhalten. Jeweils ein Parkhaus an der östlichen und der westlichen Seite des Bahnhofes seien ebenso nötig wie die Förderung des Fahrradfahrens und der Ausbau des Radwegenetzes.

Auch beim Thema Kultur sehe er ein Mehr. "Die Mehrheit des Stadtrates steht hinter dem Kolpinghaus als Kulturzentrum", sagte er und kritisierte. "Die Richtung passt, das Tempo nicht." Denn nach den Vorarbeiten der Verwaltung seien die Pläne auf Eis gelegt worden. "Nun stehen wir vor dem Abriss der Jahnhalle."

Nicht nur beim Thema Kultur: Richtung und Tempo, das möchte der CSU-Kandidat künftig wieder zusammenbringen – und muss im beginnenden Wahlkampf nun sicherlich noch öfter erklären, wie er dies schaffen will.

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