Da war was im «Busch»

15.9.2008, 00:00 Uhr
Da war was im «Busch»

Den Auftakt machen Ludwig Dafner, Janne Siering und ihr Ensemble, die uns auf eine Spurensuche zu den Folgen des Alkohols im Werk Wilhelm Buschs mitnehmen. Vom betrunkenen Raben Hans Huckebein (Patricia Brisco), der mit pantomimischem Slapstick für Begeisterung sorgt, bis hin zum schimpfenden Eremiten in der Mülltonne (Manuela Schack), der der Welt den Krieg erklärt. «Wer Sorgen hat, hat auch Likör» hat Christine Sauerborn zu einer «Sorgensparkasse» inspiriert. Wer seine Sorgen dort hineinwirft, der darf sich eines dieser süßlichen Alkoholika heraussuchen und sich mit einem «Sorgenfrei»-Stempel beglücken lassen. Am Ende der Einbahnstraße zum Vollrausch löscht ein schwarzes Loch die Erinnerung aus. Bis Ludwig Dafner wieder zum Rundgang einlädt.

Die Kinder der Ballett-Etage von Monika Fath-Kelling brillieren mit der getanzten Version des Unglücksraben «Hans Huckebein» (Tamina Mehl). Die schwarzhumorige Geschichte um das Federvieh, das den Haushalt Tante Lottes (Rebekka Jaensch) und des Jungen Fritz (Lisa Skaberna) durcheinander bringt und dabei auch den Kater (Alena Gallmetzer) und den Spitz (Paula Meissen) nicht verschont, kommt mit schlichter Schönheit, einer durchdachten Choreographie und bestens aufgelegten Tänzern daher.

Einer der Höhepunkte ist das Figuren-Theater des Dieter Malzacher. Der Schauspieler aus Bad Dürkheim hat sich seine Puppen aus Schaumstoff selbst geschnitzt, geklebt und geschliffen. Das Ein-Mann-Zehn-Puppen-Theater erzählt dabei nicht nur «Max und Moritz», sondern auch eine hanebüchen-poetische Geschichte um Außerirdische und eine schwäbelnde Familie, die gleich neben Witwe Bolte und Lehrer Lempel wohnt. Sprechende Hundehütten, Schornsteine mit Höhenangst, fantasievolle Figuren und eine packende Inszenierung mit Witz und Tempo sorgen für Vergnügen.

Doppelte Lesung

Nebenan haben es sich Walburga Heger und Jutta Dafner bei einem Glas Sprudel in Sesseln bequem gemacht. Die beiden Damen lesen mit verteilten Rollen Ausschnitte aus «Max und Moritz» oder «Die fromme Helene». Während Jutta Dafner hochdeutsch vorträgt, hört man von Walburga Heger ihre Forchheimer Mundart. Die Nürnberger Grafikdesignerin Ute Haller versucht sich derweil als Schnellzeichnerin und bebildert die «fränkischa Gschicht» mit Comics aus dem Handgelenk. Wer ein Souvenir mitnehmen will, der kann bei Silke Hartmann Station machen. Die Nürnberger Grafikerin bemalt Forchheimer Steine und gibt ihnen mit einem Busch-Zitat den letzten Schliff. Am besten geht «Rotwein ist für alte Knaben, eine von den schönsten Gaben».

Mit großer Geste deklamiert und demonstriert Bernd Surholt den «Antonius von Padua». Der Schauspieler aus Hannover schreitet und reimt sich durch urkomische Texte voller versteckter und ganz offener Gemeinheiten.

Beim Verlassen des Pfalzmuseums empfängt bei mehr als kühlen Temperaturen die Forchheimer Klavier-Legende Lucky Schmidt den Besucher mit jazzigen oder beschaulichen Improvisationen. UDO GÜLDNER