Darum ist Weißenoher aus der Bier-WM ausgestiegen

28.4.2021, 08:50 Uhr
Die Klosterbrauerei Weißenohe hat ihren Platz bei der Bier-WM geräumt.

© VNP Die Klosterbrauerei Weißenohe hat ihren Platz bei der Bier-WM geräumt.

Nein, leicht ist ihm das nicht gefallen, mehrere Tage schon ist Urban Winkler dieses Thema "durch den Kopf gegangen", wie der Geschäftsführer der Klosterbrauerei Weißenohe am Dienstag in einem ausführlichen und vielbeachteten Statement auf Facebook schreibt: Seine Brauerei zieht sich aus der aktuell laufenden "Fränkischen Bier-WM" zurück, obwohl man sich gerade erst ins Halbfinale "vorgekämpft" hatte. Was war passiert?

Dazu muss man wissen, dass die Bier-WM vom Nürnberger Radiosender Star fm ins Leben gerufen wurde. 16 bekannte Brauereien, von Lauf bis Unterzaunsbach, treten im KO-Modus gegeneinander an, die Hörer wählen ihren Favoriten per Online-Abstimmung weiter. Parallel bringt der Rocksender aus der Noris täglich kleine Beiträge über die regionale Brauzunft.

Die WM ist prächtig angelaufen, die Brauereien haben ihre Fans mobilisiert, natürlich auch in und um Weißenohe "Kirchweihburschen, Sportverein, Familie", wie Urban Winkler schreibt. Es ist ja auch spannend für die Bierfans: Keller, Biergärten, Gaststätten und Kneipen sind noch zu, aber den aktuellen Zwischenstand in den jeweiligen Duellen kann man jederzeit auf der Homepage des Senders verfolgen.

>>> Mal ehrlich <<< Das ganze Wochenende geht’s mir durch den Kopf – und jetzt wo der Contest in die nächste Runde geht...

Gepostet von Klosterbrauerei Weißenohe am Dienstag, 27. April 2021

Nun ist es aber so, dass fast jedes Onlinevoting eine begrenzte Aussagekraft hat - wer möchte, kann schließlich mit oder ohne Tricks mehrfach abstimmen. Und so kam es, dass je enger es zuging, sich die Unterstützer der jeweiligen Brauerei wahlweise "die Fingerkuppen wund voteten" oder tippten "bis der Daumen glühte", wie in den Facebook-Kommentaren der Brauerei zu lesen ist. Spätestens als nachts digitalaffine User das Captcha bei der Stimmabgabe überlisteten und die Stimmen automatisch einliefen, konnte von einer ehrlichen Abstimmung nicht mehr die Rede sein.

Verzerrtes Ergebnis

Das Wissen um dieses irreguläre Ergebnis brachte auch Urban Winkler ins Grübeln. Er selbst habe sich, frei nach Star Wars, der "dunklen Seite" der Macht nicht widersetzen können, aber: "Ich empfinde das jetzt als echt unfair gegenüber all den regelkonformen Votern die sich beteiligten und nun ein irgendwie verzerrtes Ergebnis präsentiert bekommen haben", schrieb er am Dienstagmittag auf der Facebook-Seite der Klosterbrauerei. Verbunden mit der Bitte an Star fm, das Team Weißenohe aus der WM herauszunehmen.

"Wir finden das sehr schade, verstehen aber die Beweggründe und legen natürlich keine Steine in den Weg. Es ist ja am Ende auch nur ein Online-Voting, es geht um keinen Preis" reagierte das WM-Komitee in der Sandstraße darauf am Nachmittag. Im Mittelpunkt des Turniers solle nicht ein Sieger, sondern die regionale Biervielfalt stehen.

Liebe Bierfreunde, Zunächst einmal wollen wir uns für das große Interesse an der ersten fränkischen Bier...

Gepostet von Star FM Nürnberg am Dienstag, 27. April 2021

Bleibt nun ein schaler Beigeschmack, wie eine Userin unter der Debatte um den WM-Ausstieg anmerkt? Klar ist: Als ernstgemeinter Wettbewerb war die "Fränkische Bier-WM" nicht angesetzt, ein Online-Voting für eine Brauerei hat nun mal wenig Aussagekraft über die Wertigkeit einzelner Biersorten. Ob er oder sie bei einer Abstimmung einmal oder mehrfach teilnimmt, muss jeder User selbst wissen - Tricksereien kann man so gut wie nie ausschließen.

"Keiner besser oder schlechter als der andere"

Die Reaktionen im Netz zeigen aber: Viele fanden die Aktion höchst erfrischend, weil man nebenbei neue Biersorten kennenlerne und etwas über die fränkischen Brauereien erfahre. Und genau darum geht es ja auch Urban Winkler, der für weniger Wettbewerbsgedanken und mehr Diversität plädiert: "Wir alle machen leidenschaftlich Biere, jeder nach seinen Vorlieben, womit wir die schätzenswerte Vielfalt an Biergeschmäckern in Franken bewahren – jeder eben auf seine individuelle Art. Keiner besser oder schlechter als der andere. Und das ist gut so."

Verwandte Themen


1 Kommentar