Das Forchheimer Brunnen-Rätsel wird wiederbelebt

15.11.2019, 06:00 Uhr
Das Forchheimer Brunnen-Rätsel wird wiederbelebt

© Foto: Ralf Rödel

So kompliziert kann es nicht sein: "Ich habe mal einen zehnjährigen Jungen am Brunnen gesehen", erzählt Harald Winter, "der hat einer alten Forchheimerin erklärt, wie der Brunnen funktioniert".

Harald Winter ist der Künstler, der sich den Brunnen in Form eines Chronometers ("Zeitmesser") ausgedacht hat. Das Geld für seine Realisierung hat 2001 der Heimatverein gegeben. Die Stadt nahm das Geschenk dankend an. Dann lief der Brunnen eine Zeit lang. Dann wieder nicht.

So ging das eine Weile, bis er dann ganz den Geist aufgab. So sah es jedenfalls von außen aus. Tatsächlich ist die Geschichte viel komplizierter, wie immer.

Dauerhafter Betrieb

Aber nun hat der Finanzausschuss des Stadtrates in seiner jüngsten Sitzung den Weg dafür frei gemacht, dass der Zeitbrunnen nicht das Zeitliche segnen muss (ein albernes Wortspiel, das aber auf der Hand liegt), sondern dauerhaft laufen darf. Jedenfalls mindestens vier Jahre lang, denn so lange währt die Gewährleistungsfrist samt Funktionsgarantie und Wartungsvertrag der Nürnberger Firma Reitinger. Sie erneuert zum Preis von 34 000 Euro die komplette, zu großen Teilen "zerschlissene" Technik des Brunnens, von der Betriebspumpe über die Kellerentwässerungspumpe und die Mischer-Ventile bis zu den Vorfiltern im Wassersammelbecken und der digitalen Ablaufsteuerung. Der Heimatverein gibt noch einmal 6000 Euro dazu und 14 000 Euro waren sowieso schon für dieses Jahr im Haushalt vorgesehen. Die Mehrkosten im Vergleich zum Ansatz betragen also rund 14 000 Euro. Diese bewilligte der Ausschuss einstimmig. Das heißt: Der bisher wortgewaltigste Kritiker des Zeitbrunnens, FGL Stadtrat Gerhard Meixner (übrigens ein Klassenkamerad des Künstlers Winter), verließ den Saal mit Beginn der Diskussion und kehrte erst nach Ende der Abstimmung zurück.

Meixner hatte in der Vergangenheit sehr engagiert gegen den Brunnen argumentiert, weil immer wieder Reparaturkosten anfielen, ohne dass sich grundlegend etwas änderte. Harald Winter, der Brunnenerfinder, räumt ein, dass das zuständige städtische Referat von Walter Mirschberger "einfach nicht das Personal hat, um den Brunnen regelmäßig zu warten". Zunächst waren zur Steuerung Magnetventile eingebaut, die aber ständig verschmutzten. Winter: "Dort am Bahnhof wird wirklich viel Dreck weggeworfen." Die Ventile wurden schon vor Jahren gegen robustere Ventile ausgetauscht. Trotzdem sagte ein städtischer Verantwortlicher noch Anfang diesen Jahres, dass "die komplizierten Magnetventile" schuld seien am Stillstand. Ein Umstand, den wiederum damals Gerhard Meixner aufgriff und zu einem Verdikt über den Brunnen nutzte (wortgewaltig, versteht sich).

"Feuchtigkeit in der Brunnenstube"

Die robusteren Ventile allerdings, so schreibt die Fachfirma, "haben Probleme aufgrund der anstehenden Feuchtigkeit in der Brunnenstube". Sie müssen ersetzt werden.

"Ich bin erleichtert", sagt Harald Winter, "dass die Sache jetzt so in die Hand genommen wird, wie es sein sollte". Seine Absicht war gewesen, dass die am Busbahnhof Wartenden sich am Brunnen die Zeit vertreiben können, indem sie herausfinden, wie der Mechanismus funktioniert. Für die Eiligen hier eine schnelle Erklärung: Sprudeln fünf (von zwölf) Säulen, ist es fünf Uhr. Spritzen dazu sechs kleine Fontänen (von zwölf), ist es 5.30 Uhr (alle fünf Minuten kommt eine Fontäne dazu). "Auf einer Säule sind seitlich auch noch Zahlen eingraviert", ergänzt Winter. Die wolle er wieder herausarbeiten, denn: "Das ist ein Rätsel."

FGL-Sprecherin und OB-Kandidatin Annette Prechtel äußerte "die dringende Bitte", dass der Brunnen "auch wirklich" repariert wird, denn er sei "eine Aufwertung am Bahnhof für die Gäste" der Stadt. Reiner Freund (CSU) schloss sich dem ebenso an wie Paul Nerb (FBF): "Das ist eine schöne Sache für die Zukunft." Nicht zu vergessen ist, was in den Beiträgen auch anklang: Wenn erst einmal das Post-Quartier mit Wohnungen und Hotel fertig gestellt ist, dann macht sich ein trockener Brunnen nicht so gut.

Winter hatte kurz nach der Fertigstellung des Brunnens in Forchheim eine Anfrage aus der Schweiz erhalten, ob er dort nicht nochmal so ein Kunstwerk erstellen könne: "Damals dachte ich, das kann ich Forchheim nicht antun und habe es abgelehnt." Und heute? Winter: "Heute bereue ich das."

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