Das Kulturzentrum Kolpinghaus bleibt ein Traum

14.11.2020, 10:00 Uhr
Das Kulturzentrum Kolpinghaus bleibt ein Traum

© Foto: Edgar Pfrogner

Die Statik der Stahlkonstruktion des Daches des Kolpinghauses hält, aber die tragenden Holzbalken daran sind schlimmer als gedacht durch Insektenfraß geschädigt. Die Tragbalken für die Decke haben keine sichere Verbindung mehr. Die Unterdecke hat sich abgesetzt und seitlich verschoben, so dass die Nägel, die ursprünglich vier Zentimeter ins Gebälk ragten, gerade mal einen guten Zentimeter Verbindung haben. "Die historischen Nägel sind zickzack verbogen", beschrieb Andreas Penske, der Leiter der Abteilung Bauunterhalt, dem Hauptausschuss des Stadtrates den Zustand nach dem Ergebnis der statischen Untersuchung. Für das weitere Vorgehen bot er drei Varianten an: zwei Zwischenlösungen und die Generalsanierung. Eine Entscheidung fiel nicht.

Keine Alternative in Sicht

Auch im nichtöffentlichen Teil der Sitzung wurde dem Vernehmen nach keine räumliche Alternative für Ratszusammenkünfte vorgestellt, obwohl dies im öffentlichen Teil einige Räte so verstanden hatten. Über eine mögliche Interimslösung wird immer noch gerungen, deutete Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL) an. Aber auch diese mögliche Alternative werde erst in vier bis sechs Wochen spruchreif sein.

Bis auf Tino Reichardt (FDP) sprach auch niemand in der ausführlichen Diskussion die Auswirkungen der Pandemie auf den Zeitablauf des Vorhabens und die Sinnhaftigkeit einer vorübergehenden Nutzung an. Nur für den Sitzungsbetrieb des Stadtrates reicht Penskes Vorschlag Nummer eins: Danach würden Auffangprofile vorübergehend die Decke sichern.

Decke und Balken entfernen

Die Sanierung der geschädigten Balken bliebe noch außen vor. Seine Variante zwei: Die Decke und die Balken voll entfernen und eine neue Unterkonstruktion einziehen. Diese Arbeiten fielen auch bei einer Generalsanierung an und könnten deshalb bestehen bleiben. Umsetzen könnte man sie bis Ende 2021. Sie wären wohl auch förderfähig als vorgezogene Maßnahme einer Generalsanierung.

Das Bühnenhaus wäre bei beiden Versionen aber nicht nutzbar, der Zuschauerraum stünde bei der zweiten Variante als Kulturraum zur Verfügung, eventuell mit einer vorgesetzten Bühne, insgesamt wird der Veranstaltungsraum also kleiner: "Wir sind heute wieder am Anfang", konstatierte Thomas Werner (CSU), obwohl man das Kolpinghaus seit viereinhalb Jahren als Kulturstätte haben wolle. "Der Sitzungsvortrag ist unausgereift und sehr dünn", tadelte er.

Mangelnder Wille?

Werner sah darin den mangelnden Willen, endlich zügig Gas zu geben. Wenn das Bauamt nicht in der Lage sei, das Projekt in der vorgesehenen Zeit bis 2025 zu stemmen, müsse man wie beim Rathaus einen Projektanten hinzuziehen. Auch Hümmer zweifelte daran, dass es zu schaffen sei, bis zu einer Generalsanierung "die gravierende Substanzschädigung" festzustellen. Er befürchtet, wenn man schnell eine Zwischennutzung schaffe, würde die Generalsanierung auf Eis gelegt. Penske betonte, er sei nur mit den Möglichkeiten einer Notsanierung befasst. Die Zeitschiene insgesamt hielt er für "vermutlich nicht unangemessen". Prechtel erinnerte daran, dass es noch keinen Generalsanierungsauftrag gebe.

Um wenigstens einen Aufführungsort in der Stadt zu haben, plädierte Gerhard Meixner (FGL) für die Variante zwei. Ebenso Lisa Hoffmann (SPD), die bat, als "gute Nachricht hervorzuheben, dass das Haus nicht zusammenfällt". Variante zwei als ersten Schritt einer Generalsanierung zu sehen, fand noch weitere Fürsprecher, wie Atila Karabag (SPD), Hümmer und Melanie Rövekamp (FGL).

Wo ist die Kostenschätzung?

Josua Flierl (CSU) fehlte eine grobe Kostenschätzung. Die Ausgaben seien entscheidend, nicht die Dauer. Er tendierte zur Anmietung von Ausweichräumen – die Turnhallen des Landkreises oder bei privaten Raumanbietern wie der Volksbank-Eventhalle oder bei Hegele. Hier gäbe es mehrere Möglichkeiten für Veranstaltungen für 100 bis 150 Personen, auch wenn die Räume nicht als Versammlungsstätten nach der Bauordnung ausgewiesen wären. Das greife erst bei einer Größenordnung von mehr als 199 Personen.

Niemand wolle die Variante eins, für zwei und drei (Generalsanierung) fehlten aber den meisten noch Informationen, fasste Prechtel das Stimmungsbild der Diskussion zusammen. Entschieden wurde also: nichts.

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