Viele Teilnehmer bei Bürgerversammlung

Debatte in Egloffstein: Luxus-Kinderbetreuung geplant?

5.12.2019, 10:52 Uhr
Debatte in Egloffstein: Luxus-Kinderbetreuung geplant?

© Foto: Rolf Riedel

Über 60 Menschen sind zur Bürgerversammlung in den Gasthof zur Post gekommen. Bürgermeister Stefan Förtsch nannte zunächst wie gesetzlich vorgesehen grundsätzliche Daten wie Personalstand und Zuständigkeiten, Einnahmen und Ausgaben, Steueraufkommen und Zuweisungen, laufende und abgeschlossene Maßnahmen Auch auf die Themen Freibadsanierung und Breitbanderschließung verwendete er viel Zeit. So war die erste Stunde schnell vorbei ehe ein Zuhörer auch nur eine Frage stellen konnte, und auch die zweite Stunde verrann schnell mit allgemeinen Daten und Fakten aus den öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates.

Die Sanierung des Freibades mit geschätzten Kosten von rund 2,2 Millionen Euro, die nur über Neuverschuldung zu stemmen ist, war noch kein allzu großer Aufreger. Obwohl eine Menge Bürger, die in den Außenorten wohnen, das Thema mit viel weniger Leidenschaft verfolgen, weil, wie Förtsch sagte, "wenn sie sich erst einmal ins Auto setzen, sie auch in die Nachbarbäder nach Betzenstein, Ebermannstadt oder Gräfenberg fahren können". Umso mehr sorgte der Kindergarten für Interesse.

Dort arbeiten derzeit elf Erzieherinnen und Pflegerinnen, zumeist teilzeitbeschäftigt, von denen hohe Flexibilität gefordert wird. Dort werden immer wieder Praktikanten und Erzieher-Nachwuchs ausgebildet. Leiterin Elke Raschzog-Falk trägt, die Nebenbeschäftigungen eingerechnet, Personalverantwortung für nahezu 50 Personen.

Aktuell sind 108 Kinder in Betreuung. Der Hort wird ebenfalls gut angenommen, eine Kinderkrippe gibt es noch nicht. Weil nicht nur Sanierungs-, sondern auch Platzbedarf besteht, soll ein Erweiterungsbau erstellt werden, mit dem derselbe Architekt betraut wurde, der schon das damals postmoderne Gebäude geplant und gebaut hat. Die Kosten haben sich inzwischen von einer Million auf 3,8 Millionen gesteigert. Darüber wird in Egloffstein und den Außenorten sehr kontrovers diskutiert.

Muss das sein?

Auch in der Bürgerversammlung ist dieses Thema breit erörtert worden. Es war die Rede von einer "Luxusbetreuung" oder "einem Mercedes der Betreuung". Die aufwändige Sanierung wurde noch toleriert, doch nun scheint bei Kosten von nahezu vier Millionen Euro die Grenze dieser Toleranz erreicht zu sein.

Viele Versammlungsteilnehmer plädierten für eine kleinere Lösung und wurden dafür mit Applaus belohnt. Bis jetzt erhalten die Kinder eine ausgewogene, schmackhafte Küche von einem renommierten Gasthof. "Weshalb brauchen die dann noch eine eigene Küche?" fragte jemand.

Auch die Grundschule, ehemals als sechszügig ausgelegt, müsste doch noch Räume für einen Hort zur Verfügung stellen können, hieß es. Nach der Pensionierung der bisherigen Schulleitung, so der Bürgermeister, könnten sich hier neue Wege ergeben. Die Bürger waren dafür, auf alle Fälle Geld einzusparen, denn schließlich möchte man auch beim Freibad weiter kommen und auch noch den Marktplatz verschönern.

Schlaglöcher im Paradies

Kaum waren die Wellen der Erregung über die Kita verebbt, weil der Bürgermeister versprochen hatte, sich dem Thema noch einmal im Gemeinderat zu widmen, war es die seit vielen Jahren geforderte Sanierung des Paradiesweges, der zwar diesen Namen trägt, aber nicht gerade den direkten Weg dahin verheißt, die zu neuer Aufregung führte. Der Weg ist mit tiefen Schlaglöchern und gefährlichen Abrisskanten ausgestattet.

Nicht viel besser sieht es in der Rabensteinstraße aus. Bis zu einer Sanierung gibt es aber viele Hindernisse, die besonders die Anlieger treffen. Wie Bürgermeister Förtsch sehr detailliert darlegte sind beide Ortsstraßen nie förmlich erschlossen worden, weshalb hier die Gemeinde dazu gezwungen wäre, eine Sanierung ausschließlich über erstmalige Erschließungsbeiträge vorzunehmen.

Sehr unpopulär

Das hätte für die Anlieger zur Folge, dass sie mit 90 Prozent der entstehenden Kosten zur Herstellung beizutragen hätten. Wenn dann unter Umständen noch ein neuer Kanal verlegt werden müsste, könnten sich die Beitragslasten noch erhöhen. Eine sehr unpopuläre Maßnahme.

"Die Bürger sollen bei allen Entscheidungen mitgenommen werden", so ist allenthalben zu hören, auch in Egloffstein. Die Bürger an diesem Abend fühlten sich aber kein bisschen mitgenommen. Sie bemängelten fehlende Kommunikation und wünschten sich viel öfters solche direkten Dialoge mit dem Bürgermeister. Aber auch in fast vier Stunden konnten nicht alle Wünsche auf vollständige Information erfüllt werden.

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