Debatte um Fleischpreise: Ein Direktvermarkter aus der Fränkischen berichtet

17.2.2020, 12:56 Uhr
Debatte um Fleischpreise: Ein Direktvermarkter aus der Fränkischen berichtet

© Foto: Markus Wolf

Debatte um Billigfleisch: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) kritisierte die ihrer Meinung nach zu geringen Fleischpreise in Deutschland und hat eine Diskussion ausgelöst.

Aber ist das Steak, oder die Wurst, die wir einkaufen, auch wirklich von guter Qualität? Sagt der Preis etwas darüber aus, ob es sich dabei um erstklassige Ware handelt und auch ausreichender Tierschutz eingehalten wurde? Und sind die Alternativen zum Supermarkt oder Discounter wirklich sinnvoller? Um diese Fragen zu beantworten, besuchten die NN den Direktvermarkter Markus Wolf aus Egloffstein, der schon seit gut 20 Jahren Hochlandrinder züchtet.

Das ganze Jahr auf der Weide

Zurzeit hat er eine Herde von 25 Tieren, die ganzjährig ihr Leben auf der Weide im Freien verbringen dürfen. Das behornte schottische Hochlandrind ist in seinem Herdenverhalten eher genügsam und braucht keinen großen Pflegeaufwand, erzählt Markus Wolf. Zu den Hauptaufgaben zähle das jährliche Impfen, die regelmäßige Blutentnahme und das tägliche Umschauen nach den Tieren auf der Weide. Die zottigen Rinder ernähren sich ausschließlich von Gras und Heu aus eigener Produktion. Auch verzichtet der Landwirt auf jegliches Kraftfutter.

Seit rund sechs Jahren hat er seinen Hof auf Bio umgestellt und das Biosiegel für EU-Landwirtschaft erhalten. In den Anfängen vor 20 Jahren, waren Züchter für Rinderherden und insbesondere dieser Rasse noch nicht ganz so verbreitet.

Debatte um Fleischpreise: Ein Direktvermarkter aus der Fränkischen berichtet

© Foto: Jennifer Willert

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Direktvermarktern, über die man die verschiedensten Produkte, wie Eier, Kartoffeln, Gemüse, Obst, Milch oder Fleisch beziehen kann. "Allein davon leben können ich und meine Familie zurzeit nicht", erzählt Markus Wolf.

Deswegen bekommt der Familienvater auch staatliche Subventionen und geht nebenbei noch einer anderen Arbeit nach. Auf die Frage, ob sich der direkte Verkauf lohnt und er sich wieder dafür entscheiden würde, antwortet er aber mit einem klaren Ja.

Zweimal im Jahr, meistens im Frühjahr und im Herbst, wird geschlachtet. Seit zehn Jahren ist es innerhalb des Landkreises verboten, das Tier direkt auf der Weide zu erschießen und es muss dafür lebendig zum Schlachthof transportiert werden.

"Weniger Stress hätte das Tier, wenn es auf der Weide sterben dürfte", findet Markus Wolf. Nach dem Transport und einer bestimmten Wartezeit wird das Rind getötet und kommt zur Weiterverarbeitung direkt zum Metzger. Nach der Zerlegung des Fleisches entstehen dann Fünf- beziehungsweise Zehn-Kilogramm-Päckchen, die dann nach vorheriger Bestellung vom Kunden direkt auf dem Hof abgeholt werden können.

Zulauf auch ohne Werbung

Das größere Fleischpaket enthält unter anderem Hackfleisch, Steaks, Gulasch, Braten, Rouladen und Suppenfleisch, beim kleineren Mischpaket fehlen die Steaks. "Es ist aber auch möglich, dass die Pakete individuell nach Kundenwunsch zusammengestellt werden können", erklärt Wolf.

 

Ein Kilogramm Fleisch koste derzeit bei ihm 16 Euro. Dazu erzählt Markus Wolf: "Eine Befragung meiner Kunden im Vorfeld hat ergeben, dass durchaus die Bereitschaft da war, bis zu 20 Euro für ein Kilogramm zu zahlen." Wie schätzt er die weitere Entwicklung für den Direktverkauf von Lebensmitteln ein?

Auch ohne groß Werbung zu machen, hätte er jährlich einen Zulauf von zwei bis drei Kunden. Es gäbe auch immer wieder Interessierte, die sich direkt bei ihm über eine eventuell eigene Selbstständigkeit informieren. "Es ist eine Neuorientierung zu beobachten. Immer mehr Menschen machen sich heute verstärkt Gedanken darüber, was sie essen und wo die einzelnen Nahrungsmittel herkommen", so Wolf.

Nicht alle können sich das leisten

Vielen Kunden sei der direkte Kontakt und das persönliche Gespräch zu ihm sehr wichtig. Die Mehrheit der Käufer möchte genau nachvollziehen, woher das Fleisch kommt, das dann irgendwann auf dem Teller zuhause landet.

Die Aussage, jeder solle beim Bauern einkaufen, findet der Landwirt eher schwierig. "Nicht alle haben vielleicht den Geldbeutel dazu", so Wolf. Schlimm findet er allerdings, dass die Discounter den Markt regeln und die Preise festsetzen.

Auch im Angushof Dittrich in Ebermannstadt ist ein langsames stetiges Interesse und Wachstum zu beobachten. Ungefähr 20 Neukunden kann er jährlich verbuchen. Seit 25 Jahren gibt es den Betrieb nun schon, über einen eigenen Hofladen verkauft der Landwirt zusätzlich seine Fleisch- und Wurstwaren.

Ab März 2020 soll dort auch wieder ein Automat für Grillfleisch stehen, mit dem er schon in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht hat. "Vor allem in der Grillzeit wird das sehr gut angenommen", so Thomas Dittrich.

Schwierigkeiten gäbe es mittlerweile, wie auch ein Direktvermarkter aus Hagenbach und Unterleinleiter bestätigte, eine geeignete Metzgerei zu finden, die eine Weiterverarbeitung des Fleisches übernimmt. Alternativen bieten sogenannte Zerlegebetriebe im Umkreis.

Werner Nützel, Geschäftsführer des bayerischen Bauernverbandes Kreis Forchheim und Bamberg: Der Direktvermarkter muss sich heute sehr anstrengen, um sich seinen Platz zwischen den großen Anbietern zu erkämpfen. Es gelten für ihn die gleichen gesetzlichen Auflagen und Hygienevorschriften.

Er wird unangemeldet von der Lebensmittelüberwachung kontrolliert und muss die berufliche Ausbildung und entsprechende Lehrgänge nachweisen. Was bleibt letztendlich beim Bauern hängen? Dazu hat sich der bayerische Bauernverband geäußert.

Zu 100 Prozent vergrößert

Der Geschäftsinhaber Peter Hübschmann von der Metzgerei Hübschmann in Ebermannstadt hat dazu eine klare Meinung. Er beobachte als Partnerbetrieb von einem Supermarkt schon seit Jahren, dass sich das Fleischangebot der Supermärkte und Discounter zu 100 Prozent vergrößert hat. "Die Konzernstrategie ist überall die Gleiche: Nämlich über billigste Fleischangebote, teilweise auch unter dem Deckmantel "regional", den Kunden von der Fachmetzgerei wegzulocken.

Er sehe zurzeit keine großen Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit beim Essen: "Das macht mich sehr traurig." Die breite Masse wäre träge und die Veränderung gehe viel zu langsam. Innerhalb von zehn Jahren hätten von 15000 mittelständischen Unternehmen bereits 5000 schließen müssen. Auch fehle es an Fachpersonal.

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