"Deep Purple"-Coverband in Forchheim

11.2.2014, 10:00 Uhr

© Roland Huber

Es kommt auch nicht alle Tage vor, dass eine Hardrock-Band ihre Zuhörer auffordert, doch nicht so laut miteinander zu reden. Im intimen Ambiente des Jungen Theaters bleibt Steff Porzel bei seinem bluesigen „Mistreated“ gar nichts anderes übrig. Ob er wegen dieser schlechten Behandlung durch das geschwätzige Publikum dann besondere Betonung auf die Textzeile „I’ve been losing my mind“ legt?

Deep Purple hat nicht nur die Musik in unser Sonnensystem gebracht, die Band hat die ganze Milchstraße gerockt. So heißt es zumindest in „Space Truckin’“, in dem ein Astronaut im Alltag beobachtet wird. Nach zweijähriger Abwesenheit haben die „Space Truckers“ ihre Idole wieder nach Forchheim geführt. Ein stirnbandgebändigter Steff Porzel singt, schreit und kreischt wie einst Ian Gillan „Into the fire“. Dabei heizt er den Flammen ein, bis das Publikum in Fire-Laune ist und zu ersten Löschmaßnahmen an der Theke greift. Von lyrischen Sphären geht es fast ansatzlos hin zu fetzigem Groove, bis in der „Black Night“ die Headbanging-Frequenz deutlich zunimmt.

Inhaltlich dreht sich im Universum der „Space Truckers“ vieles um Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll. Nicht nur, wenn eine „Woman from Tokyo“ für Gefühlsschwankungen sorgt oder in „Never before“ gestandene Kerle um Hilfe rufen, weil „Sie“ ihnen Name, Körper und Seele entrissen hat.

Schmerzen und Seelenqualen, die sich vielleicht mit „Deep Purple“, wie LSD umgangssprachlich genannt wurde, vergessen ließen. Oder mit noch mehr Hardrock-Hymnen wie „Strange kind of Woman“, „Smoke on the Water“ oder „Perfect Stranger“. Dem überall wiedererkennbaren Deep Purple-Rhythmus nähern sich am Schlagzeug Steff Hänisch und der rumänische Bassist Adrian Sardi, bis zur energetischen Explosion. Mit verschmitztem Lächeln und verschwitzten Hemden schaffen sie ohrenbetäubende und herzzerreißende Momente. Deep Purple ist ja nach 46 Jahren immer noch auf Tour, seit 2012 ohne den bereits zu Lebzeiten legendären Jon Lord. Dessen unverwechselbaren Hammond-Orgel-Sound hat Stefan Stössel auf den Fingern. Poetisch streichelnd, dramatisch zupackend, klassisch virtuos. Mit Zitaten aus der barocken Kirchenmusik, Musicals oder kitschigen Weihnachtsschlagern, die durch ironische Brechungen fast erträglich werden. Beim epischen „Child in Time“, das im Grunde nur aus drei Akkorden besteht, ist die Idee der Patterns gut zu beobachten: Wie ein Puzzle setzt sich die musikalische Struktur zusammen und erzählt kleine Geschichten ohne Worte.

Den Stil Richie Blackmores mit seinen markanten E-Gitarren-Riffs und temporeichen Improvisationen imitiert Peter Metzner furios. Dabei spart er auch nicht beim Einsatz des Tremolo-Hebels, den Jimi Hendrix so populär gemacht hatte. Die „Space Truckers“ lassen hör- und fühlbar werden, warum Deep Purple zusammen mit Black Sabbath und Led Zeppelin den Olymp des Hardrock bewohnt. Und warum diese Musik die folgenden Generationen bis hin zum Heavy Metal entscheidend beeinflusst hat.

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