Den Druck besser aushalten

13.1.2012, 11:00 Uhr
Den Druck besser aushalten

© Hans von Draminski

Die Statistik spricht eine überdeutliche Sprache: Derzeit leben in Deutschland rund 270000 Kinder mit mindestens einem schizophreniekranken Elternteil, 1230000 Kinder mit einem Elternteil, der affektiv erkrankt ist und sogar 1555000 Kinder, deren Eltern an einer Angststörung leiden: Acht Prozent der etwa zwölf Millionen Kinder hierzulande leiden also mehr oder weniger stark unter psychischer Erkrankung auf Elternseite.

„Die Zahlen steigen alarmierend“, erklärt der Psychologe Richard Rudert, Leiter der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung, hörbar besorgt. Bis dato sei es nicht vollständig geklärt, ob tatsächlich die Zahl der Erkrankungen zunähme oder ob lediglich die Hemmschwelle sinke, sich im Fall psychischer Erkrankungen um professionelle Hilfe zu bemühen. Werden doch Krankheiten der Psyche oft stigmatisiert, zumal im ländlichen Raum. „Es gibt da immer noch große Tabus“, weiß die Therapeutin Andrea Dietz-Ernst, die in der Familienberatung mit Kindern arbeitet und tagtäglich Fälle betreut, in denen Kinder die Last der elterlichen Erkrankung mittragen müssen.

„Durch engere Vernetzung der Angebote wird es leichter, den Familien zu helfen“, betont Sandra Böhm-Götz, die in der „Insel“ als Beraterin tätig ist. Und „Insel“-Leiterin Irmgard Pees ergänzt, dass es durchaus möglich sei, die Widerstandsfähigkeit von Kindern gegen innerfamiliären Druck zu erhöhen und zu verhindern, dass die Erkrankung auch die Kinder in einen Abwärtsstrudel reißt.

Ins Gespräch kommen

Schirin Homeiers Buch „Sonnige Traurigtage“ soll dafür sorgen, dass Eltern, Großeltern und andere Bezugspersonen von Kindern ins Gespräch kommen und so ein „Netz im Netz“ entsteht, durch das sich Betroffene auch untereinander helfen können.

Die Lesung am 24. Januar wendet sich an Erwachsene – Betroffene wie Fachleute. Wer eine Kinderbetreuung braucht, wird gebeten, sich bis zum 19. Januar mit der Erziehungsberatung, Telefon (09191) 707240, in Verbindung zu setzen. Infos auch bei der „Insel“ unter (09191) 7362960.

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